Fränkische Nachrichten Buchen/Walldürn, 17.01.2023

 

Der „Ziegenführerschein“ wird mit Bluna, Lina und Laura absolviert

Bauarbeiten im evangelischen Kindergarten: Nur der Mehrgenerationen-Pavillon fehlt noch in Hirschlanden. Einweihung im Juni

Hirschlanden. Bluna, Lina und Laura werden von drei Jungs aus der Vorschulgruppe des Kindergartens „Unter dem Regenbogen“ in Hirschlanden gefüttert. Sowohl die Ziegen als auch die Kinder sind ganz bei der Sache und lassen sich nicht ablenken. Als die Tiere die bekannten grünen Eimer mit dem Futter sehen, sind sie nicht mehr zu halten.

Vor zwei Jahren gewann das Kindergartenprojekt „Tierpädagogik verbindet Groß und Klein“ in Hirschlanden einen Landes-Wettbewerb und erhielt eine Förderzusage in Höhe von 215 000 Euro. Die Bauarbeiten für den Ziegenstall und die Einfriedung mit Robinienholz sind inzwischen schon weit gediehen.

„Nur der Pavillon, in dem sich die älteren Bürger und die Kinder treffen können, steht noch nicht“, erläutert Ortsvorsteher Martin Herrmann im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Denn eigentlich ist das tierpädagogische Konzept im Kindergarten Teil des Mehrgenerationendorfes, mit dem sich der Ort im Bauland für die Zukunft positioniert. Dass sich Senioren und Kinder treffen und gemeinsam beispielsweise Mittag essen und erzählen, ist Teil dieses Konzepts.

Bereits seit 2013 bietet die Einrichtung das Konzept der „Tiergestützten Pädagogik“ an, um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. „Gerade diese tiergestützte Therapie bietet die Möglichkeit, Kinder im emotionalen und psychosozialen Bereich zu stärken“, unterstreicht Dekan Krauth.

„Zwischenzeitlich mussten wir sogar richtig um unsere Einrichtung kämpfen, weil die Zahl der Kinder drastisch zurückging“, erinnert sich der Ortsvorsteher. Die Gemeinde hatte das Bestehen des Kindergartens davon abhängig gemacht. „Inzwischen haben wir 23 Plätze und die sind immer voll“, ergänzt Dekan Rüdiger Krauth von der evangelischen Kirche. Auch im Gebäude des Kindergartens habe die Gemeinde renoviert und eine zweite Ebene eingezogen.

„Aber die Förderung des tierpädagogischen Konzeptes ist eine besondere Auszeichnung für unsere Einrichtung und bundesweit einmalig“, so der Geistliche weiter. Ortsvorsteher Martin Herrmann ergänzt: „Die moderne Pädagogik ist ein besonderes Konzept.“ Er hofft, dass es auch dann, wenn es wieder weniger Kinder gibt, trägt und die Einrichtung am Leben erhält.

Man wolle den Einwohnern von Hirschlanden etwas Besonderes für die Zukunft bieten. Damit sei das tiertherapeutische Konzept ein Baustein im Mehrgenerationendorf Hirschlanden. Dazu gehöre auch die Mediathek, wo die Kinder der Einrichtung ebenfalls regelmäßig zu finden sind und Geschichten vorgelesen bekommen. „Alles ist miteinander verwoben: der Kindergarten mit dem Pavillon, wo Senioren und Kinder sich treffen können, ihr gemeinsames Mittagessen, die Mediathek und die Dorfgaststätte.“ „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es inzwischen deutlich mehr auffällige Kinder gibt als früher. Gerade für sie ist diese besondere Pädagogik ein Geschenk“, erklärt Dekan Rüdiger Krauth, der sich um die Förderung für den Kindergarten bemüht hat. „Tierpädagogik schafft sowohl Vertrauen als auch Selbstvertrauen. Man staunt, was da alles möglich ist.“ Außerdem, so ist der Geistliche überzeugt, sei es für Eltern leichter, sich der Tierpädagogik als dem Psychologen zu öffnen. Für die Realisierung wurden ein Stall und ein Gehege gebaut und man brauchte eine Person, die sich am Wochenende und in den Ferien um die Ziegen kümmert.

Die drei Jungs aus der Vorschulgruppe, die Bluna, Lina und Laura mit Hingabe versorgen, absolvieren im Kindergarten den „Ziegenführerschein“ und werden von Monika Baumann, der kommissarischen Leiterin, verständnisvoll vorbereitet. Die Qualifizierung zur Tiertherapeutin hat Kindergartenleiterin Jennifer Moser, die zurzeit im Mutterschutz ist.

Die Einweihung des Umbaus zum tiertherapeutischen Konzept in Hirschlanden findet voraussichtlich im Juni am Kindergarten statt.