Kirchenbezirk plant mit weniger Personal
Der Kirchenbezirk Markgräflerland hat entschieden, wie er die Vorgaben zum Personalabbau bis 2036 umsetzen will. An der Basis wird das grundsätzlich akzeptiert. Mehr Emotionen werden bei der Frage der Gebäude erwartet.
Kreis Lörrach Die Vorgaben der Badischen Landessynode sind klar: Bis zum Jahr 2036 ist 30 Prozent ihres hauptamtlichen Personals abzubauen und für ebenfalls 30 Prozent der Gebäude gibt es keine Baubeihilfen von der Landeskirche mehr. Dahinter stehen sinkende Mitgliederzahlen und damit weniger Kirchensteuern sowie ein Mangel an Personal. Bis Ende 2023 zu entscheiden, wo welche Stellen reduziert sowie welche Gebäude aufgegeben oder ohne Beihilfe unterhalten werden, ist nun Sache der Kirchenbezirke.
Der Bezirkskirchenrat Markgräflerland, ein rund 20-köpfiges Leitungsgremium aus Haupt- und Ehrenamtlichen, das von der Bezirkssynode als regionalem Kirchenparlament gewählt wird, hat Ende Dezember die Beschlüsse zur Personalentwicklung gefasst – es geht um 16 Pfarr- und 3,75 Diakonenstellen. In einem zweiten Schritt wird nun ein Konzept für die Gebäude erarbeitet, das bis Jahresende beschlossen werden soll. Bis dahin gelte ein Baumoratorium – es gibt von der Landeskirche also keine Mittel – hieß es am Dienstag bei einem Pressegespräch in Lörrach. Dabei erläuterten Dekanin Bärbel Schäfer, Markus Schulz, einer ihrer Stellvertreter, sowie Pressesprecher Christoph Zacheus-Hufeisen das Konzept zur Personalentwicklung.
Schafft sich die Kirche mit einem Personalabbau selbst ab? Schäfer widerspricht vehement. Ziel des sinnvollen Strategieprozesses sei vielmehr, auch künftig kirchliches Leben zu ermöglichen – mit weniger Gebäuden und Personal auf der einen, neuen Ideen und Formen sowie mehr Zusammenarbeit auf der anderen Seite.
Schäfer erinnert daran, dass sich die heutige Form mit vielen, teils kleinen Gemeinden, entsprechend vielen Pfarrstellen und großem Gebäudebestand erst nach dem Zweiten Weltkrieg ausgeprägt habe. „Der große Strom der Veränderung hat schon vor Jahrzehnten begonnen – mit zunehmender Säkularisierung und Entkirchlichung sowie Individualisierung von Spiritualität und Glauben.“ Und: Anders als in Regionen mit personeller Vollbesetzung liege im Bezirk Markgräflerland der Handlungsbedarf auf der Hand. Denn der hat seit Jahren mit Vakanzen zu kämpfen: Acht bis 14 Pfarrstellen sind stets unbesetzt. „Angesichts dieser defizitären Situation löst sich die Dramatik des Veränderungsprozesses auf“, beschreibt Schäfer. Dieser ermögliche, die Probleme konstruktiv anzupacken und zu dauerhaften Lösungen zu kommen.
Einfach ist die Personalentwicklung allerdings nicht. Denn das Kirchenrecht verbietet, Pfarrerinnen und Pfarrer umzusetzen. Für Veränderung wird man also da und dort den voraussichtlichen Ruhestand abwarten müssen. Den größeren Hebel sieht die Bezirksleitung im Strategieprozess, in dem sich Schulz vornehmlich ums Personal und Zacheus-Hufeisen um die Gebäude kümmert, in den Kooperationsräumen. Der Kirchenbezirk ist künftig in sechs solcher Räume gegliedert, die von Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam bespielt werden. Und auch hier sieht Schäfer die Region gut vorbereitet. Denn wegen der Vakanzen arbeite man schon lange in Dienstgemeinschaften, in denen sich Hauptamtliche gegenseitig vertreten sowie Konfirmandenprojekte, Sommerkirchen und Bibelwochen gemeindeübergreifend organisiert werden.
Diese Dienstgemeinschaften werden nun auf sechs bis acht Gemeinden vergrößert, zusammengelegt, aufs Ehrenamt ausgedehnt und relativ selbständig weiterentwickelt. „Wir haben Gestaltungsraum“, sagt die Dekanin und ermuntert, diesen zu nutzen. Auch wenn die Beschlüsse in den Gemeinden grundsätzlich mitgetragen würden, täten sich nämlich manche mit den Vorschlägen für die inhaltliche Gestaltung schwer. „Die Experimentierfreudigkeit ist mitunter nicht groß.“ Wie der Transformationsprozess Schritt für Schritt gestaltet wird, ist in vielen Details noch offen, sagt Markus Schulz. Klar ist, dass manches, was verzichtbar ist, wegfallen muss, um nicht dauerhaft zu überfordern. „Wir wollen für den Nachwuchs attraktive Konstrukte schaffen“, sagt Christoph Zacheus-Hufeisen. Bärbel Schäfer fasst es so zusammen: „Am Schluss soll es keine Gewinner und Verlierer geben.“
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