Badische Zeitung Rheinfelden, Wiesental, 05.01.2023

 

Ein gescheitertes Experiment

Das Jugendbüro 10Plus sucht seit zwei Jahren einen neuen Jugendreferenten. Es gibt so gut wie keine Bewerber.

Grenzach-Wyhlen Ein Experiment mit ungewissem Ausgang haben die evangelische und katholische Kirchengemeinde Grenzach-Wyhlen gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde Weil am Rhein vor gut einem Dreivierteljahr gewagt. Es sollte eine 100-Prozent-Stelle für einen ökumenischen Jugendreferenten geben. Doch die Mühen haben sich nicht ausgezahlt. Bis heute ist die Stelle in Grenzach-Wyhlen unbesetzt.
Diese Stelle sollte bei einem Verein angegliedert sein, der speziell zu diesem Zweck von den drei Glaubensgemeinden gegründet werden sollte. Denn: Die Anstellung eines Jugendreferenten direkt über eine Kirchengemeinde ist rechtlich nicht möglich. Seit mehr als zwei Jahren ist die Stelle des ökumenischen Jugendreferenten vakant. Zuletzt hatte Florian Schneider die Stelle inne. Doch aus der Nachbesetzung wurde nichts. Ein einziger Bewerber hatte sich laut Aussage der Vorsitzenden des Jugendbüros 10Plus, Brigitte Lindemann, auf die Stellenausschreibung gemeldet.
Eigentlich sollte die 100-Prozent-Stelle in zwei Aufgabenbereiche aufgeteilt sein. 50 Prozent für die Tätigkeit des Jugendreferenten im ökumenischen Jugendbüro der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde Grenzach-Wyhlen und 50 Prozent als Ehrenamtskoordinator bei der katholischen Kirchengemeinde Weil am Rhein.
Die Zusammenführung beider Bereiche zu einer Vollzeitstelle sollte den Job attraktiver machen und mehr Bewerber locken. Doch das Gegenteil geschah. Der einzige Bewerber war nämlich lediglich an der 50-Prozent-Stelle in Grenzach-Wyhlen interessiert. Und zog die Jugendarbeit dem Ehrenamtsmanagement vor. Schlussendlich wurde aus der Anstellung aber nichts, weil der Bewerber anderweitig fündig wurde. „Die Ausbildung von Religionspädagogen findet überwiegend in Freiburg und Heidelberg statt. Es zieht niemanden hier runter zu uns“ bedauert Brigitte Lindemann. Auch die angestrebte Vereinsgründung, die zur Schaffung der Stelle notwendig gewesen wäre, wurde ad acta gelegt. Angesichts der Umstrukturierung bei der katholischen Kirche, die in den nächsten Jahren ansteht, sei unklar, wie dann die Zuständigkeiten beim Verein hätten aussehen können, sagt Lindemann.
Im Januar soll jetzt der zweite Versuch angegangen werden, einen Jugendreferenten zu finden – diesmal eine 50-Prozent-Stelle. Also zurück zu den Ursprüngen. Nach der offiziellen Stellenausschreibung will das Jugendbüro auch direkt an die Hochschulen und kirchlichen Verteiler gehen. Zudem werden moderne Kanäle wie Instagram und Facebook genutzt, um bei möglichen Bewerbern aufzufallen.
Seitdem es keinen ökumenischen Jugendreferenten mehr in Grenzach-Wyhlen gibt, ruht auch der Jugendkreis. „Die Jugendlichen, die damals dabei waren, befinden sich heute in der Ausbildung und sind zum Teil weggezogen“, erklärt Brigitte Lindemann. Ein neuer Jugendreferent müsste diesen Kreis mit neuen Konfirmanden erst wieder ins Leben rufen. Lindemann hofft, dass die Stelle so schnell wie möglich nachbesetzt werden kann. Realistisch betrachtet, dürfte das aber wohl erst nach dem Semesterende im Herbst der Fall sein.