Ein Treff für die ganze Familie
Im Café Bohne sind alle Generationen willkommen – Nichtkommerzielles Angebot mit Tobe-Raum
Von Marion Gottlob
Im Café Bohne gibt es einen speziellen „Babbel-Tisch“, an dem Menschen ins Gespräch kommen können. An zwei großen Tischen können sich Gruppen treffen, an den kleineren Familien oder Freunde. Der Hit ist der Tobe-Raum neben dem eigentlichen Café mit Puzzles, Malsachen und Spielen. „Hier sind alle Generationen willkommen“, erklärt Pfarrerin Christiane Bindseil. Es ist der Förderverein der Bonhoeffergemeinde in Kirchheim, der das Café Bohne betreibt.
Die Idee zu diesem besonderen Café bestand schon lange. „Als ich vor drei Jahren in die Gemeinde kam, hörte ich noch vor meiner offiziellen Einführung von dieser Vision“, erzählt Bindseil. Eigentlich sollte das Café im Gemeindehaus „Arche“ im nördlicheren Teil Kirchheims seinen Ort finden. Aufgrund von Verzögerungen beim Umbau wurde es vor drei Monaten in den früheren Räumen des Blumhardt-Kindergartens eingerichtet. „Wir wollen einen Ort, an dem Menschen die Seele baumeln lassen können, wo sich Menschen begegnen können, wo sie es sich gut gehen lassen können, unabhängig vom Geldbeutel“, sagt Bindseil.
An diesem Tag saß Rentnerin Monika Feil am „Babbel-Tisch“. „Ich freue mich immer, wenn ich einmal die Woche hierher komme. Hier trifft man Menschen, ich bin nicht allein.“ Ein paar Stühle weiter saß Alexandra Ruck mit Ehemann Maximilian, Tochter Amelie (16 Monate) und Opa Wolfgang. Es gab Hefezopf mit Honig. Opa Ruck bestätigte: „Es ist schön, mit der Familie ins Café zu gehen. Es ist so unkompliziert.“
Sabrina Schubert traf sich mit Anna Salerno und Jasmin Pohlmann am „Mama-Tisch“ zum Plaudern, während die sieben Kinder der drei Mütter zwischen vier und sieben Jahren am „Kinder-Tisch“ heiße Waffeln verzehrten. Ihre Mütter waren sich einig: „Es ist so angenehm, dass die Kinder nicht leise sein müssen. Wenn man nicht ständig ,pssst’ sagen muss, sind die Kinder fast automatisch ruhiger.“
Das Café ist an drei Nachmittagen geöffnet. Pro Tag kommen durchschnittlich 40 bis 50 Gäste. Sogar „zwischen den Jahren“ war nach kürzester Zeit fast jeder Platz besetzt. Es war ein Experiment, an diesen Tagen zu öffnen. „Wir wussten nicht, ob das Café in den Ferien angenommen wird. Vermutlich fällt gerade Familien zu Hause die Decke auf den Kopf. Hier können Kinder andere Kinder treffen und spielen“, erzählte Pfarrerin Bindseil.
Unterdessen lief das ehrenamtliche Team an der Theke und in der Küche zu Höchstform auf. Das Ehepaar Ute und Wolfgang Polzer hilft einmal pro Woche mit. Die beiden sind vor wenigen Monaten nach Heidelberg gezogen: „Wir haben den Gottesdienst besucht und sind sofort gut aufgenommen worden.“ Im Café Bohne fanden sie das passende Ehrenamt. „Wenn man neu in einer Stadt ist, lernt man hier neue Menschen kennen. Man ist in Gemeinschaft“, sagt Ute Polzer. „Es ist wunderbar, in dem Café zu helfen“, ergänzte ihr Mann Wolfgang.
Auch die 13 Jahre alte Amelie Bindseil ist einmal pro Woche dabei. Sie bedient die Kaffeemaschine für Kaffee, Cappuccino, Espresso oder Latte Macchiato: „Hier trifft man Menschen aus allen Schichten, die man sonst nicht kennenlernen würde.“ Bindseil hat auch die Homepage des Café Bohne gestaltet. Während die Kaffeemaschine zischte, rührte Lisa Leopold, Vorsitzende des Fördervereins der Bonhoeffergemeinde, Waffelteig an: „Ich helfe, wenn andere ehrenamtliche Mitarbeiter keine Zeit haben.“ Gleichzeitig sauste ihre Tochter Hanna (10) hin und her: „Ich kann Kuchen und Kaffee zu den Tischen bringen.“
Eine Anschubfinanzierung der evangelischen Landeskirche in Baden ermöglichte die Eröffnung. „Hier können sich unterschiedliche Generationen treffen und kennenlernen.“ In dem Café gibt es fair gehandelten Kaffee und gespendeten Kuchen. Ute Polzer hatte zum Beispiel selbst gebackenen Apfelkuchen und Hefezopf mitgebracht: „Das nächste Mal werde ich einen Pfirsich-Streuselkuchen backen.“ Kaffee und Kuchen sind kostenlos, doch fast jeder nutzt die Spendenbox auf der Theke.
Jeden Mittwoch treffen sich Ukrainer in dem Café. Jeden Montag hilft eine ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Deutschlernen. An jedem zweiten Mittwoch im Monat gibt es eine psychosoziale Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund. Das Café Bohne hat rund 25 ehrenamtliche Mitarbeiter. „Sobald sich mehr Helferinnen und Helfer melden, können wir das Café an weiteren Tagen öffnen“, so Pfarrerin Bindseil.
Info: Das Café Bohne in der Hegenichstraße 22 ist Montag bis Mittwoch von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Information unter Telefon 06221 / 712248.