Kehler Zeitung, 31.12.2022

 

Wärme Gottes verbreiten

Die evangelische Kirchengemeinde Sand bietet Menschen die Möglichkeit, sich in der kalten Jahreszeit in der Kirche aufzuwärmen und eine kleine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. VON GÜNTER FERBER UND MICHAEL MÜLLER

Willstätt-Sand. Wenn man die Sander Bartholomäus-Kirche betritt, merkt man gleich: Die Kirche ist beheizt – im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen. „Und dies wollen wir bis März/April kommenden Jahres beibehalten, solange es kalt ist“, so Britta Gerstenlauer.

„Die Menschen können nicht so heizen wie sonst, sind vorsichtig, was die Energiekosten angeht“, so die Sander Pfarrerin. „Deshalb gibt es in der Sander Kirche eine Möglichkeit, um sich aufzuwärmen und eine kleine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, einen Kaffee oder Tee zu trinken oder einfach gemeinsam zu verweilen.“

„Kirche zeigt sich – Wärmekirche Sand“ nennt sich das Angebot. Mit der Idee trug sich die Sander Pfarrerin schon länger. „Wir sind ja grundsätzlich eine offene Kirche – und das ist auch bekannt“, sagt sie. Anfang Dezember dann startete das Angebot. Seitdem stehen auf einem Tisch Kaffee, Tee und Suppe sowie Heißwasser in einer Thermoskanne bereit. „Machen sie davon Gebrauch“, ermuntert Britta Gerstenlauer die Kirchenbesucher.

Das Angebot steht tagsüber bis in die Abendstunden zur Verfügung. Jeder, dem es kalt ist, kann sich bedienen – festgelegte Verkaufspreise gibt es nicht, auch keine Kasse. „Wer möchte, darf aber gerne eine Spende in den Opferstock legen“, so Britta Gerstenlauer. Es gibt auch keinen Präsenzdienst, der „aufpasst“. „Das wollten wir ganz bewusst nicht“, so Britta Gerstenlauer. „Aber es schauen viele Leute regelmäßig nach, ob alles ordentlich ist.“

Doch das alles macht auch einiges an Arbeit: Die Lebensmittel müssen gekauft, das benutzte Geschirr muss abgewaschen werden. Und so sah sich Britta Gerstenlauer nach finanzieller Unterstützung um. Erste Anlaufstelle war die „Allianz für Beteiligung“ (AFB), ein vor zehn Jahren ins Leben gerufenes Netzwerk, das sich nach eigenen Angaben für die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung einsetzt und eng mit dem Land Baden-Württemberg zusammenarbeitet und auch finanziell vom Land gefördert wird. Die AFB hat ein Förderprogramm „Beteiligungstaler“ aufgelegt, das die Möglichkeit bietet, Unterstützung für Beteiligungsprojekte vor Ort zu erhalten. Allerdings liege der Fokus auf zivilgesellschaftlichen Gruppen, erläutert Projektleiterin Linda Ammon. Kirchen als Körperschaften öffentlichen Rechts entsprächen daher nicht den Förderkriterien.

Stattdessen erhofft man sich nun Unterstützung von der Evangelischen Landeskirche. Diese stellt aus den Steuereinnahmen im Kontext der Energiekostenpauschale 620.000 Euro bereit, die den Kirchengemeinden, Kirchenbezirken und Diakonischen Werken helfen sollen, in diesen schwierigen Zeiten „Räume der Begegnung“ für die Menschen vor Ort zu schaffen, an denen gegenseitige Anteilnahme und Kontakte niederschwellig möglich sind. Die Ortenau erhielt hierfür „Sondermittel Wärmewinter“ in Höhe von rund 56.000 Euro. Ganz gezielt sollen zusätzliche Personalkosten vor Ort oder Sachmittel (etwa der Kauf von Lebensmitteln für gemeinsame Mahlzeiten) mitfinanziert werden. Kirchengemeinden können Anträge an ihr Dekanat stellen; der Kirchenbezirk entscheidet über Vergabekriterien vor Ort und benennt ein kleines Gremium, das über die Vergabe der Mittel an die Kirchengemeinden entscheidet.

Höhere Heizkosten sollen übrigens bewusst nicht mitfinanziert werden: Hierfür erhalten alle Kirchengemeinden noch in diesem Jahr eine Sonderzahlung der Landeskirche.