Mannheimer Morgen Stadtausgabe, 24.12.2022

 

Blick auf ein radikal ehrliches Fest

Mensch Mannheim: Bischöfin Heike Springhart im Podcast

Von Karsten Kammholz

Sie ist als Landesbischöfin nicht nur für Mannheim zuständig, sondern kennt die Stadt „von ihrer bunten Seite“: Heike Springhart war von 2018 bis 2019 „ziemlich genau ein Jahr“ Pfarrerin in der Citygemeinde Hafen-Konkordien. Warum sie Mannheim wieder verließ, wie sie jetzt an Weihnachten arbeitet und feiert und warum das Fest in diesem Jahr auch theologisch eine besondere Herausforderung ist, das erzählt Springhart im Podcast „Mensch Mannheim“.

Ihr erstes Weihnachten im neuen Amt sei ein deutliches entspannteres im Vergleich zu ihrer Tätigkeit als Pfarrerin, sagt die Landesbischöfin, die am 1. April ihre Aufgabe in Karlsruhe antrat. Als Gemeindepfarrerin musste sie an Heiligabend drei Mal auf die Kanzel – diesmal wird sie erst am 1. Weihnachtsfeiertag auf die Kanzel steigen. Springhart sagt, ein gelungener Weihnachtsgottesdienst müsse sie im Innersten erreichen, und er sollte „O Du Fröhliche“ und „Stille Nacht“ beinhalten – für sie die beiden Weihnachtslieder schlechthin. Sie sagt auch: „An Weihnachten brauche ich nicht viel Experiment. Aber ich will auch was davon erleben und hören, (…) was es für mich unmittelbar bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist.“ Vielleicht sei man in diesem Jahr näher an dem eigentlichen Weihnachten dran als je zuvor, vermutet die Theologin. Das erste Weihnachten habe in einem kalten Stall stattgefunden, „so kalt wie in diesem Jahr manche Wohnung ist – und viele Kirchen sind“. Für Springhart ist Weihnachten mitunter zu sehr „mit Zuckerguss übergossen“ worden. Weihnachten lege oft Druck auf Familien, dass alles perfekt und idyllisch sein müsse. Weihnachten könne auch gelingen im heilsamen Alleinsein, glaubt die Landesbischöfin.

„Ich glaube, Weihnachten ist eigentlich von der Botschaft her ein radikal ehrliches Fest“, sagt Springhart – und erklärt auch warum: „Richtig ungnädig wird es, wenn diese Ehrlichkeit gerade an Weihnachten dann nicht geht, weil alle Familienkonflikte irgendwie zugedeckelt werden müssen und am Ende mit so einer Wucht aufbrechen, wie sie vielleicht nicht aufgebrochen wären, wenn man sie vorher nicht so kraftvoll zugedeckelt hätte.“ Springhart verrät im Podcast auch, an welchem besonderen Ort sie gern einmal predigen würde – und Mannheim spielt dabei eine interessante Rolle.