Fränkische Nachrichten Wertheim, 22.12.2022

 

„Gemeinsam sind wir Wertheim“

Lichter entzündet: Aktion für Gemeinsamkeit und gegen Spaltung in der Main-Tauber-Stadt

Wertheim. „Gemeinsam sind wir Wertheim – und Wertheim ist bunt“: So erklingt seit 2016 das Lied des Liedermachers Bousch Bardarossa, das inzwischen zur Hymne der Lichteraktion „Gemeinsam sind wir Wertheim“ auf dem Marktplatz geworden ist. Auch diesmal waren rund 30 Menschen dem Aufruf der Diakonie gefolgt, ein Licht für Gemeinsamkeit und gegen Spaltung in der Main-Tauber-Stadt zu entzünden.

Nach der Eröffnung durch Diakonin Elvira Ungefucht sprach Alex Schuck, Leiter des Familienzentrums, für die Veranstalter. Er wies darauf hin, dass „wir in einer immer vielfältigeren Gesellschaft leben“ würden. Aber bei aller Meinungsvielfalt, die ja gut sei, sei es doch wichtig, sich auf gemeinsame Werte und Normen zu verständigen. Schließlich würden wohl alle Menschen sich den Frieden und ein gutes Zusammenleben mit den Nachbarn vor Ort wünschen. Schuck: „Auch wenn wir das Weltgeschehen nicht beeinflussen können, können wir dazu beitragen, dass es hier bei uns mit dem Zusammenleben klappt.“

Annette Soban, Gemeindereferentin der katholischen Kirchengemeinde, verwies auf das Wesen des Weihnachtsfests. Sie bezog sich dabei auf das Zitat „Mach’s wie Gott, werde Mensch.“ Menschen sollten sich Gedanken machen, wie sie gemeinsam Mensch sein können. Man dürfe sich nicht zurücklehnen, sondern müsse mit- und füreinander wachsam bleiben. Dem schloss sich Dekanin Wibke Klomp an. Es komme darauf an, sich in Freude zu begegnen. Dabei nannte sie das in Kooperation der evangelischen Kirchengemeinde mit „Willkommen in Wertheim“ eröffnete „Wertheimer Wohnzimmer“, in dem es schon viele gute Begegnungen gegeben habe. Klomp lobte den Einsatz der Stadtbevölkerung bei der Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge im Frühjahr. Dabei hob sie das Engagement der orthodoxen Gemeinde hervor. Sie betonte die Verbundenheit aller unter Gott, egal welcher Religion sie angehören: „Unsere jüdischen Mitbürger feiern zurzeit Chanukka und der Iman meiner früheren Gemeinde schickt mir noch heute gute Wünsche zu Weihnachten.“ Dies zeige, dass Zusammenleben über Religionsgrenzen hinweg funktioniert.

Eine weltlichere Betrachtung der Dinge kündigte Mirco Göbel an, der in seiner Rede sinnierte, für wen man in diesen Tagen ein Licht anzünden sollte. Eines gab er jeweils an die Großeltern- und Elterngeneration, die den Wohlstand aufgebaut hätten, in dem seine Generation wohlbehütet politisch immer desinteressierter geworden sei. Nun sähe man sich mit Problemen konfrontiert, die man nicht gewohnt sei. In diesem Zusammenhang lobte Göbel die Jugendgeneration, die wieder beginne, sich politisch einzusetzen, etwa für den Klimaschutz. Ihnen verlieh er „eine ganze Lichterkette“, ebenso wie allen Ehrenamtlichen, die Zusammenhalt sichtbar machen würden statt sich hinter den Wutbürgern zu verstecken.

Bei Apfelpunsch, den traditionell die Apfel-AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums beisteuerte, und dem nochmaligen Singen des Lieds „Gemeinsam sind wir Wertheim“ ging die Veranstaltung zu Ende. nad