Rhein-Neckar-Zeitung - Bergstraße/Mannheim - Weinheimer Rundschau, 09.12.2022

 

Spenden für Renovierung statt Neubau

Nach dem Scheitern des Gemeindehaus-Projekts will der Förderverein die Gelder zur Sanierung der evangelische Kirche verwenden

Von Volker Knab

Hirschberg-Leutershausen. Eigentlich sollten die beim Evangelischen Kirchbauverein Leutershausen eingegangenen Spendengelder für den Bau eines neuen Gemeindehauses verwendet werden – stattdessen will er sie nun in die Renovierung der denkmalgeschützten Kirche investieren. Dafür möchte sich der Verein jetzt eine Einwilligung bei den Spendern holen. Das weitere Vorgehen erklärte der Vereinsvorsitzende Rolf Schumacher bei der Mitgliederversammlung in seinem Rechenschaftsbericht. Wobei diesen nicht der krankheitsbedingt verhinderte Schumacher selbst verlas, sondern sein Stellvertreter Hans Behrendt.

Danach ist das Gemeindehaus nun definitiv vom Tisch (die RNZ berichtete bereits). Spenderinnen und Spender werden informiert und können sich das Geld entweder zurückerstatten lassen oder den Verein dazu ermächtigen, die Beträge für die Renovierung „umzuwidmen“.

Bis Ende 2021 hatte der Verein für das ursprüngliche Projekt rund 130 000 Euro zusammen, so Schumacher in seinem Bericht. Nachdem im Frühjahr dieses Jahres klar geworden sei, dass sich der Neubau nicht realisieren lasse, habe man den Spendenaufruf zunächst eingestellt und nur noch um finanzielle Unterstützung für den Förderverein an sich geworben. Im Mai hatte Pfarrerin Tanja Schmidt bei einer Gemeindeversammlung über das Scheitern des Bauvorhabens informiert.

Das, obwohl die Landeskirche das Projekt zwei Jahre zuvor bewilligt hatte. Inzwischen aber hat die Landeskirche mit stark abnehmenden Mitgliederzahlen und damit verbundenen Einnahmeverlusten zu kämpfen. Deshalb muss sie sparen. Hinzu kamen die in den vergangenen Jahren stark steigenden Baukosten, die ursprünglich auf 1,3 Millionen Euro beziffert wurden und laut Pfarrerin Schmitt mittlerweile bei zwei Millionen Euro liegen dürften. Auch hätte die Landeskirche bei zwei evangelischen Gemeindehäusern in Hirschberg nur noch eines gefördert.

Ein Neubau in Leutershausen hätte vermutlich den Abriss des Gemeindehauses in Großsachsen bedeutet, nannte Schmidt weitere Gründe für die Entscheidung des evangelischen Kirchengemeinderats gegen das Projekt. „Nach langer Beratung und schweren Herzens haben wir und dazu durchgerungen“, so die Pfarrerin.

Die voraussichtlichen Renovierungskosten der denkmalgeschützten Kirche sind noch nicht ermittelt. „Das steht erst im nächsten Jahr fest“, sagte Kirchengemeinderätin Traudel Well. Farbe und Heizung beispielsweise stammten aus den 70er-Jahren, erklärte sie. Eines ist laut Schmidt aber schon klar: „Wir brauchen für die Sanierung einen Zuschuss der Landeskirche.“ Die habe der Umwidmung der für den Neubau eines Gemeindehauses genehmigten Mittel für die Renovierung der Kirche zugestimmt. Für das abgeblasene Projekt ist inzwischen eine Lösung gefunden worden. Die Evangelische Kirchengemeinde hat das Angebot der katholischen Kirchengemeinde, ihr Gemeindehaus mitzubenutzen, angenommen (die RNZ berichtete). Die Zustimmung beider Leitungsgremien sei erfolgt, so Schmidt.

In der anschließenden Diskussion betonten mehrere Gemeindemitglieder, die selbst noch in der Zeit einer strikten Trennung zwischen den Konfessionen aufgewachsen waren, dass die jetzt von beiden Seiten gewählte Zusammenarbeit einen historischen Schritt bedeute. „Es ist ein tolles Angebot der katholischen Kirchengemeinde und ein tolles Beispiel für praktizierte Ökumene“, meinte Schmidt.

Nach dem Kassenbericht entlastete die Mitgliederversammlung den Gesamtvorstand einstimmig. Die Kassenprüfer Karl-Friedrich Mayer und Gerhard Glatzel attestierten Kassiererin Sigrid Ratai eine „perfekt geführte Kasse“. Trotz der ab Frühjahr eingestellten Spendenbewerbung für einen Neubau hat der Förderverein seit Jahresanfang 6000 Euro an Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Verkäufen eingenommen, berichtete Ratai. Bei den anstehenden Neuwahlen wurden beide Kassenprüfer im Amt bestätigt.