Südkurier Bad Säckingen, 29.11.2022

 

30 Prozent Einsparungen vorgesehen

Evangelische Pfarreien und Pfarrerstellen sollen zusammengelegt werden. Auch ein Gebäude könnte für die Kirchengemeinde wegfallen

VON VALERIE WAGNER

Rheinfelden – Bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Johannesgemeinde Rheinfelden in der Kirche in Minseln sind weitreichende Änderungen, vor allem bei den Finanzen, und Nachwuchsmangel im Mittelpunkt gestanden. Der Gemeindevorsitzende Thomas Mürle stellte die Entscheidungen des Bezirkskirchenrats vor.

Im Kooperationsraum Rheinfelden-Grenzach-Wyhlen sind drei Stellen unbesetzt. Minseln ist im vierten Jahr ohne Pfarrer. Hinzu kämen sinkende Einnahmen durch schrumpfende Mitgliederzahlen. Im Herbst 2020 hatten die Leitenden der evangelischen Landeskirche im Strategieprozess über die Stellenentwicklungen gesprochen und beschlossen, die Ausgaben bis 2032 um 20 Prozent zu reduzieren. Weitere zehn Prozent sollen mit Digitalisierung, Gebäudesanierung sowie Klimaschutz gespart werden können.

Ab 2023 sollen die vier Pfarreien der Christusgemeinde (Stadtzentrum und Warmbach), Paulusgemeinde (Innenstadt, Nollingen, Degerfelden), Petrusgemeinde (Herten) und Johannesgemeinde (Karsau, Minseln, Eichsel, Adelhausen) zusammenwachsen und umbenannt werden. Bis 2032 solle zu den Kirchengemeinden Rheinfelden Land und Stadt eine Diakonenstelle für Jugend und Familien hinzukommen sowie eine Pfarrstelle für Experimente. Diese solle gut in den anderen Pfarreien vernetzt sein und Kirche anders denken. Die Stellen für Grenzach und Wyhlen würden in einer Stelle vereint.

Ob die offenen Stellen besetzt werden können, fragte ein Mitglied. „Die Menschen, die Pfarrer werden wollen, werden immer weniger. Das heißt: Die schrumpfende Zahl der Gemeindemitglieder und die sinkende Zahl der Personen, die Pfarrer werden wollen, entsprechen sich ungefähr“, so Mürle. Es sei wichtig, die Stellenprofile so zu beschreiben, dass sie attraktiv seien und Chancen am Arbeitsmarkt haben.

Eine Seniorin fragte, ob ein Pfarrer noch Zeit für Seniorenarbeit und Besuche hätte. Mürle nannte die Aufgabenbeschreibung entscheidend und ging auf das Spannungsfeld zwischen der Arbeit mit Menschen, der seelsorgerischen Tätigkeit und der Vernetzung sowie pfarrübergreifenden Zusammenarbeit ein. Wichtig sei, dass gerade die ehrenamtlich Tätigen gesehen würden. Der Kirchenrat dürfe nicht davon ausgehen, dass die Kirchengemeinde sich von selbst trägt. Dies müsse wertgeschätzt werden, meinte die Seniorin. Gerd Sauer, Vorsitzender der Gemeindeversammlung Rheinfelden, sieht die Veränderungen als Chance. Mit der Zentralisierung würden die Pfarrer entlastet und hätten Zeit für ihre Aufgaben und die Mitglieder. Sauer ergänzte, dass ein Gebäude wegfallen könnte.