„Wir haben noch keine Person in engerer Auswahl“
Bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirchengemeinde gab es Informationen zur Nachfolge von Pfarrerin Best und zur Weiternutzung von Gebäuden
Schriesheim. (vkn) Die evangelische Kirchengemeinde bereitet sich auf strukturelle Umbrüche vor. Die Nachfolge für die scheidende Pfarrerin Suse Best ist noch nicht gefunden. Die Suche läuft, aber: „Wir haben noch keine Person in der engeren Auswahl“, so Kirchengemeinderatsvorsitzender Thomas Rufer am Sonntag bei der Gemeindeversammlung.
Für anstehende Reformen, die mit Einsparungen bei Personal und Gebäuden verbunden sind, werden derzeit in den evangelischen Kirchengemeinden und im -bezirk der badischen Landeskirche Strategieprozesse entwickelt, um auf die Entwicklungen zu reagieren. „Wir werden kleiner, haben nicht mehr genügend Geld, um alle Immobilien zu bewahren, und werden in Zukunft mit weniger Stellen auskommen müssen“, fasste Best die Ursachen für die Umbrüche und daraus resultierende Konsequenzen zusammen.
So zählte die evangelische Kirchengemeinde Schriesheim im März dieses Jahr 4609 Mitglieder, in Altenbach waren es 571 Mitglieder. Zum Vergleich: 2002 belief sich die Zahl in Schriesheim auf 5586, in Altenbach auf 835 – also seither ein Minus in Altenbach von 28,3 Prozent und in Schriesheim von 16,4 Prozent. Eklatant ist auch die Zahl der Besucher des Karfreitagsgottesdienstes (einem sogenannten Zählfeiertag) im gesamten Kirchenbezirk gesunken – und zwar von 3091 (2004) auf 2167 (2019) und schließlich auf 347 im Coronajahr 2020 – auch wenn sie in Schriesheim vergleichsweise hoch, wenn nicht gar gestiegen ist.
Die Gemeinden müssen bei den von ihnen genutzten Gebäuden Einsparungen vornehmen. Deshalb wurden die Gebäude kategorisiert. Bei einer Einstufung im grünen Bereich werden anstehende Baumaßnahmen wie bisher von der Landeskirche gefördert. Gelb bedeutet eine unklare Perspektive in Sachen Zuschüssen, bei roter Kategorisierung gibt es ab sofort kein Geld mehr aus Karlsruhe. In Schriesheim geht es wesentlich um vier Gebäude: die Kirche, das Gemeindehaus Kirchstraße, das alte Gemeindehaus mit dem Café „Mittendrin“ sowie das Gemeindehaus West in der Kurpfalzstraße. In Altenbach sind es Kirche und Gemeindehaus.
Bei den Schriesheimer Gebäuden ist die Kirche bereits hellgrün eingestuft, da sie von der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau unterhalten wird. Das Gemeindehaus West wird mittelfristig aufgegeben. Die Tendenz gehe in die Richtung, die Gemeindearbeit komplett im Gemeindehaus in der Kirchstraße einzurichten, so Best, also rote Kategorie (also kein Geld mehr aus Karlsruhe). Das gelte wohl auch für das alte Gemeindehaus mit dem „Mittendrin“. „Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen“, betonte Best. Generell gab sie aber zu bedenken: „Investieren wir in Gebäude oder Menschen?“ Was die künftige Stellenbesetzung in den Kirchengemeinden Schriesheim und Altenbach anbelangt, erfüllen die Mitgliederzahlen der Gemeinden in Schriesheim und Altenbach nach wie vor zwei Pfarrstellen.
Hinsichtlich der Finanzen der Kirchengemeinde sagte Rufer: „Wir haben nach wie vor grundsolide Finanzen und sind gut aufgestellt.“ Das resultiert zu einen aufgrund der hohen Spendenbereitschaft in der Gemeinde. Rund 50 000 Euro gehen jedes Jahr bei der Kirchengemeinde ein. „Der zweite Schatz ist unser sehr gut aufgestellter Bauausschuss“, lobte Rufer und nannte Horst Burgdörfer sowie Heinz Theophil als Hauptaktive der rührigen Baugruppe namentlich, aber auch Karl Martin Schneider für seinen Einsatz bei der Digitalisierung. Weiter nannte der Kirchengemeinderatsvorsitzende „die Kultur der Sparsamkeit“. So verfüge beispielsweise bei der Gemeindearbeit keine Gruppe über ein Budget, das am Jahresende aufgebraucht werden müsse. Zuletzt nannte Rufer den Förderverein „Rebe“, über den neun Personalstellen finanziert werden, ohne den Gemeindehaushalt zu belasten.
Trotz der noch offenen Besetzung der Pfarrstelle nach dem Ausscheiden Bests wird die Gemeinde während der Suche nach einem Nachfolger im kommenden Jahr personell entlastet. Ab Januar wird Klaus Müller aus Heidelberg in Schriesheim aushelfen. Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Referent beim Oberkirchenrat will Müller sich noch einmal in einer Kirchengemeinde vor Ort einbringen, erläuterte Rufer.