Mannheimer Morgen Stadtausgabe, 28.11.2022

 

Wahl fällt auf „Sonnenschein“

Seckenheim: Neue evangelische Kita Freiburger Straße kann im neuen Jahr bezogen werden. Kinder haben ihr schon einen Namen gegeben

Noch sind die Kinder nicht in die neue evangelische Kita Freiburger Straße in Seckenheim eingezogen. Doch einen Namen haben sie ihr schon gegeben: Die Kinder haben ganz demokratisch in einer geheimen Wahl darüber abgestimmt. Die Nase deutlich vorne hatte der Name „Sonnenschein“. Der für Mitte Januar 2023 geplante Einzug wird dann vielleicht auch bei meteorologischem Sonnenschein stattfinden.

„Kinder an die Macht“ heißt ein Song von Herbert Grönemeyer. Weniger das Ausüben von Macht, sondern das Einüben demokratischer Prinzipien lernen Kinder in evangelischen Kitas. „Sie sollen erleben, dass sie wahrgenommen, gesehen, gehört und gefragt werden“, sagt Sabine Zehenter, Leiterin der Kita-Abteilung der Evangelischen Kirche Mannheim. In einigen Einrichtungen beispielsweise stimmen die Kinder mit darüber ab, welche Gerichte die Kochfrauen zum Mittagessen auf den Wochenplan setzen. In Seckenheim waren die Kinder nun an einer urdemokratischen Mehrheitsentscheidung beteiligt: Sie haben darüber abgestimmt, wie die neue Kita inoffiziell heißen wird.

Alle evangelischen Kitas sind nach ihrem Adress-Straßennamen benannt. Das macht die räumliche Zuordnung gut nachvollziehbar. Bei Kita-Teams, Kindern und Eltern haben viele auch einen inoffiziellen Namen. In Seckenheim, wo Anfang 2023 die inoffiziell „Rasselbande“ und „Hand in Hand“ benannten Kitas gemeinsam in ein neues Gebäude in der Freiburger Straße umziehen werden, sollten die Kinder über den Namen entscheiden. Zur Wahl standen „Himmelszelt“ und „Sonnenschein“.

Muggelsteine als Wahlzettel

Um Mehrfachabgabe von Stimmen zu vermeiden, gab es einen Stempeldruck auf die Hand. Ihr Votum gaben die Mädchen und Jungs mit bunten Muggelsteinen ab. Mit großer Mehrheit entschieden sie sich für den „Sonnenschein“. „Für die Kinder ist es ein wichtiges Erlebnis, dass sie hier mitbestimmen können“, sagt Leiterin Luisa Kneis. Kindgerecht hatten die Mädchen und Jungs die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. „Für manche war das eine ganz schnelle Entscheidung“, berichtet Kneis, „andere haben länger überlegt“.

Den Kindern habe das Wählen Spaß gemacht. Und sie seien stolz darauf, dass die Kita nun sozusagen ihren Namen trage: „Wir sind uns sicher, dass die Kinder dieses Gebäude immer mit der heutigen Wahl verbinden werden.“ Der Sonnenschein habe auch eine ganz pragmatische Bedeutung. Denn auf dem begrünten Dach der neuen Kita wird eine 20-kWp-Photovoltaikanlage die Kraft der Sonne in grünen Strom zum Kochen und Heizen mittels Wärmepumpe umwandeln. Die PV-Anlage wurde durch das MVV-Ökosponsoring mit 5000 Euro gefördert. Aktuell sind auf acht Kita-Dächern Anlagen installiert. Eine weitere wird auf dem Neubau der Kita Wallonenstraße (Friedrichsfeld) errichtet. Außerdem wird auf den Dächern von M 1 und dem Gemeindezentrum Domstiftstraße in Sandhofen PV-Strom erzeugt. Die Kita Freiburger Straße entsteht nicht durch einen Neubau, sondern durch Sanierung und Modernisierung von zwei bestehenden Gebäuden. „Bestehendes wird nicht abgerissen, sondern genutzt. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Verwaltungsdirektor Steffen Jooß, „denn durch Bauen im Bestand werden deutlich weniger Ressourcen verbraucht.“

So wird seit 2021 das ehemalige Gemeindehaus zu einer Kita umgebaut, in der in vier Gruppen 80-100 Kinder betreut werden. Das Untergeschoss bietet Raum für Lagerräume sowie den Jugendtreff „Exil“. Im zweiten Gebäudeteil, der ehemaligen Kita, wird das Domizil der Erlösergemeinde samt Küche untergebracht. Dieses Ensemble ist für die Gemeinde schon jetzt ein Sonnenschein. dv