Pforzheimer Zeitung, 02.11.2022

 

Botschaft von Frieden und Hoffnung

Nico Roller | Pforzheim

Eine galoppierende Inflation, ein Krieg mitten in Europa, eine immer noch nicht ausgestandene Pandemie, ein sich veränderndes Klima: Es gibt momentan viele Gründe, sich Sorgen zu machen, bedrückt zu sein und die Zuversicht zu verlieren. Doch genau das ist der falsche Weg, sagt Arnd Henze am Montagabend in der Pforzheimer Stadtkirche.

Beim zentralen, gemeinsamen Reformationsgottesdienst der Kirchenbezirke Badischer Enzkreis und Pforzheim macht er den Menschen Hoffnung und ruft zum Zusammenhalt auf.

Zuversicht und Sprache

Henze ist zwar studierter Theologe, arbeitet aber als Journalist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und war unter anderem Fernsehkorrespondent im ARD-Hauptstadtstudio. In der Stadtkirche predigt er über Psalm 46, der von Zuversicht handelt, auch wenn „die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken“. 1529 nahm Martin Luther ihn als Basis für das Kirchenlied „Eine feste Burg ist unser Gott“, das später allerdings zur Hymne eines „Nationalprotestantismus“ wurde, Soldaten in den Ersten Weltkrieg und damit oft in den Tod lockte. Henze sagt, es seien die Nuancen in der Sprache und in der Tonalität, die aus dem Hoffnungslied ein Kampflied machten. Deshalb brauche es eine Sprache und Tonalität, die die reale Not nicht ausblendet oder verdrängt.

Ein gutes Beispiel ist für Henze „We shall overcome“, die Hymne der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, in der Gott keine Burg sei, sondern ein Begleiter. Henze sagt, man könne dankbar sein, nicht in den rassistisch geprägten Südstaaten vergangener Tage oder in einem autoritären Regime wie dem Iran zu leben, sondern in einem demokratischen Land. Eine Aussage, die er vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen mit einem Appell verbindet: „Wir lassen nicht zu, dass Menschen mit unterschiedlichen Sorgen gegeneinander ausgespielt werden.“

Mit Blick auf künftige Generationen, auf Kinder und Enkelkinder, sagt Henze, ein neuer Kalter Krieg dürfe für die kommenden Jahrzehnte nicht das beste aller vorstellbaren Szenarien werden. Nur mit einer freien und souveränen Ukraine könne es Hoffnung geben, dass Europa wieder ein Ort des Rechts und der Kooperation wird. Henze ruft dazu auf, Hand in Hand in die bevorstehende Zeit zu gehen, der Heiterkeit Raum und den bangen Herzen „Seelenbrot“ zu geben.

Eine Hoffnungsbotschaft, der sich auch die Pforzheimer Dekanin Christiane Quincke und ihr Kollege Christoph Glimpel aus dem Badischen Enzkreis anschließen. Insgesamt hat der Gottesdienst einen feierlichen Charakter – auch dank der musikalischen Beiträge des Bezirks-Seniorenbläserkreises unter Walter Witts Leitung, der Sänger aus beiden Kirchenbezirken, der beiden Bezirkskantoren Susanne Fuierer und Wolfgang Bürck.