BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Karlsruhe, 02.11.2022

 

Der Traum des Mutmachers

Von unserem Mitarbeiter Jürgen Hotz

„I have a Dream“: Dekan Thomas Schalla zitiert am Reformationstag Bürgerrechtler Martin Luther King

Helle Posaunenklänge erfüllen am Montagabend den mächtigen Kirchenbau der Evangelischen Stadtkirche, denn „Eine feste Burg ist unser Gott“ geht auf Psalm 46 zurück. Das klassische Reformationslied, gespielt vom Bezirksbläserensemble unter der Leitung von Dieter Cramer und untermalt vom Orgelspiel von Christian Markus Raiser, ist „die Schutzburg für den Glauben“ und das Leitmotiv des zentralen Gottesdienstes am Reformationstag, den Dekan Thomas Schalla zelebriert.

Die allgemeine Weltlage wird ihr Echo nicht nur in der Predigt finden, sondern auch im Gebet und den Fürbitten. Angesichts der mannigfaltigen Zerstörung und „der vom Kriege geknechteten Menschen wissen wir kaum, wo wir anfangen sollen – lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens“, sagte Schalla im Gebet.

Mit Martin Luthers Worten „Ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, weil sie sich geirrt und öfters widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts“, vor 500 Jahren in Worms beim Reichstag gesprochen, erinnert Prälat Traugott Schächtele in seiner Predigt daran, dass dieses Schlusswort damals wie heute aufrüttelt. Der Prälat sieht weiter „Sätze, die fast prophetisch“ in der Gegenwart wirkten, wenn „von großen Nöten die Rede“ sei. Für Krieg, Corona und die Klimakrise, die „wir derzeit zwar verdrängen, aber die größere Bedrohung“ darstelle, könnten sich durch das Bekenntnis „Gott ist unsere Zuversicht“ neue Perspektiven eröffnen.

Im Wechsel, wie auch die Gemeinde Psalm 46 spricht, geht Dekan Schalla in einen Trialog und zitiert die „I Have A Dream“-Rede von Martin Luther King, dem schwarzen Bürgerrechtler und Pastor, der sich für gewaltfreien Kampf einsetzte und 1968 ermordet wurde. King sei ein „Mutmacher“ gewesen, sein Traum sei eine „Vorwegnahme dessen, was noch entsteht“. Kirchenälteste Elisabeth Sauer liest als Dritte im Bunde „Der Gott Jakobs ist unser Schutz“.

Prälat Schächtele ist sich sicher: „Gott macht dem Krieg ein Ende, zieht alle Waffensysteme aus dem Verkehr.“ Doch bleibe ihm bei „Hochwasser oder Bombenhagel“ Psalm 46 auch „im Hals stecken“. Aber „Gott sei der Schlüssel“ und Reformation bedeute, „Gott zum Zug kommen zu lassen – gerade wenn äußere Umstände dagegen sprechen“.