BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Ettlingen, 02.11.2022

 

Vom Apfelbäumchen zum Weltuntergang

Von unserem Mitarbeiter Gustl Weber

Karlsbad-Langensteinbach. Der zentrale Bezirksgottesdienst am Reformationstag in einer der größeren Kirchen des Kirchenbezirks Karlsruhe-Land hat lange Tradition. „Diesen Brauch habe ich gerne übernommen“, sagte Dekan Martin Reppenhagen im Vorfeld des gut besuchten Gottesdienstes am Montagabend in der Ludwigskirche in Langensteinbach.

Mit dem Titel „Der Weltuntergang und Luthers Apfelbäumchen“ hatte Reppenhagen angesichts von Klimakrisen und Ukraine-Krieg – in Zeiten, in denen oftmals von Weltuntergang oder der Apokalypse die Rede ist – zwei öfters zitierte Begrifflichkeiten in seiner Predigt gegenüber gestellt. Damit nahm der Dekan Themen der Reformation auf und verband sie mit aktuellsten Ereignissen und Diskussionen.

„Schön, dass sie da sind und sie das Thema Weltuntergang nicht abgeschreckt hat, vielleicht motiviert von Luthers Apfelbäumchen“, sagte Reppenhagen. Es sei unstrittig, dass die Krisen in der Welt, im Lande, aber auch in der Kirche, größer werden. Wiederholt sei die Rede vom Weltuntergang oder der Apokalypse als Ende der Geschichte, als ob es Gott nicht gäbe. „Ich rede vom Weltuntergang, allerdings in der Gewissheit dass es Gott gibt. Jenseits des Bösen leuchtet eine Welt auf, eine Welt des Friedens, der Schönheit. Diese neue Welt wird uns Gott schenken, nur er kann diese neue Wirklichkeit bringen.“

Letztlich müssten wir alle zugeben, dass wir alleine überfordert sind, die Welt zu retten. „Das Leben ist endlich, und wir glauben an ein ewiges Leben mit Gott. Es gibt aber keine ewige Welt, das bleibt Gott vorbehalten. Das Ende jedoch hat für Christen etwas Hoffnungsvolles.“ Schließlich erinnerte Martin Reppenhagen an den lange, offensichtlich irrtümlicherweise Martin Luther zugeordneten Satz: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“: Längst geht man davon aus, dass dieser Spruch dem Reformator in den schwierigen Zeiten nach dem zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt wurde.

Dass die Reformation Luthers auch eine große Singbewegung in der Kirche war, kam beim Gottesdienst zur Geltung. Bezirkskantorin Anke Nickisch hatte Sängerinnen und Sänger der Kirchenchöre aus Langensteinbach, Ittersbach, Spielberg und Söllingen zu einem eindrucksvollen Reformationschor geformt, begleitet von Johannes Link, Bezirkskantor für Popularmusik. Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Langensteinbach bot, aufgestockt durch Musikerinnen und Musiker aus Ittersbach, Spielberg, Grötzingen und Ettlingen unter Leitung von Martin Schüler, einen klangvollen Rahmen.

Am Rande des Gottesdienstes erinnerte Reinhild Prautzsch, Pfarrerin im Ehrenamt in Langensteinbach, dass gerade die Reformationstage früher eher zur Abgrenzung zwischen den evangelischen und katholischen Christen genutzt wurden. Inzwischen werde betont, dass die Konfessionen mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes haben, dass der Glaube an Christus uns trotz unterschiedlicher Traditionen eint.

„Die Botschaften der Reformation sind im Angesicht von Krieg, Klimawandel und anderen Krisen in unserer Gesellschaft die beste Basis für die persönliche Kraft“, sagte Matthias Maier, Kirchenältester in Langensteinbach.