Badische Zeitung Lörrach, Weil am Rhein, 29.10.2022

 

Diakonisches Werk hilft Bedürftigen mit Energiekosten-Zuschuss

Wohlfahrtsverband verteilt Gelder der Landeskirche aus neuaufgelegtem Nothilfefonds / Antrag auf Einmalhilfe kann vor Ort gestellt werden

Kreis Lörrach. Weil irgendwann der Winter kommt und sich viele Menschen angesichts der explodierenden Energiepreise fragen, wie es weitergeht, hat sich die Evangelische Landeskirche Baden dazu entschlossen, einen Energienothilfefonds für Bedürftige aufzulegen. Möglich wurde das nach Angaben von Dekanin Bärbel Schäfer durch die Kirchensteuereinnahmen aus der staatlich gewährten Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro pro Begünstigtem. Die Mehreinnahmen fließen nicht in den Haushalt der Kirche. Stattdessen füllen die frei werdenden Mittel – gerechnet wird mit rund zwei Millionen Euro – den Fonds.
Menschen in Not sollen so vor Stromsperre oder gar Wohnungsverlust bewahrt werden. Um niederschwellig helfen zu können, hat die Landeskirche das Angebot beim Diakonischen Werk im Landkreis Lörrach angesiedelt. Unterstützt werden sollen Menschen, die wegen der Energiepreise in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen sind und bestimmte Kriterien erfüllen, wie Karin Racke beim Pressegespräch erläuterte. Um eine akute Notlage zu überbrücken, können Anspruchsberechtigte bei ihrer Beratungsstelle der Diakonie vor Ort (Liste am Ende des Artikels) einen Antrag auf finanzielle Einmalhilfe stellen.
Das Angebot richtet sich an Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, die nicht von staatlichen Transferleistungen profitieren und aktuelle Abschlags- oder Nachzahlungen für Heizung oder Strom nicht bezahlen können. Sparpotenziale haben diese nicht mehr. Bei denen es immer schon schwierig gewesen sei, sei die Situation jetzt katastrophal. „Wir prüfen zunächst, ob alle Möglichkeiten an Sozialleistungen beantragt sind“, berichtet Karin Racke. Schließlich wolle die Evangelische Landeskirche sichergehen, dass das Geld bei den richtigen Personen ankommt.
„Die Menschen bekommen bei uns eine fachlich gute Beratung", versichert sie. Die Kolleginnen und Kollegen in den Beratungsstellen arbeiten jetzt schon mit Hochdruck daran, alle Anfragen bewältigen zu können. Deren Anzahl liege bereits jetzt um dreißig Prozent höher als normalerweise. Das sei schon eine Herausforderung. Anfang November sollen die Mittel verfügbar sein. Da sie auf Dauer nicht reichen werden, bittet das Diakonische Werk Lörrach um Spenden.
Spaltenden Tendenzen und politischen Radikalisierungen im Zeichen der Energiekrise, wie etwa der Ausrufung eines „Wutwinters“, setzen Evangelische Kirche und Diakonie außerdem ihren #wärmewinter entgegen. Für Menschen, die es sich zu Hause nicht mehr leisten können, die Heizung aufzudrehen, sollen Gemeinden der Ortskirchen einmal pro Woche einen geheizten Ort – zum Beispiel den Gemeindesaal – öffnen und eine warme Suppe anbieten. „Es geht auch um ein sichtbares Zeichen gegen soziale Kälte, um menschliche Wärme und Kontaktpflege“, stellt Dekanin Schäfer fest. Die Kirche solle als offener Ort für Begegnung und Gemeinschaft wahrgenommen werden. Neben den finanziellen Sorgen sieht sie psychische Belastungen bei den Menschen durch die Angst vor dem, was alles noch so kommen könnte.
Die Kirchengemeinden bekommen für dieses Angebot aus den allgemein erhöhten Steuereinnahmen nach einem Verteilerschlüssel Zuschüsse der Landeskirche.
Weitere Infos: Beratungsstellen der Diakonie: Lörrach, Haagener Str. 27 (Telefon 07621 9263 0), Schopfheim, Hauptstr.94 (07621 697596 0), Weil am Rhein, Riedliste.16 (07621 924710), Rheinfelden, Stettiner Str. 2 (07623 799932)