Badische Zeitung Freiburg im Breisgau, 29.10.2022

 

Kältere Kirchen, Gottesdienste zusammen

So wollen einige Kirchengemeinden im Landkreis Emmendingen im Winter Energie sparen

Freiamt/Reute/Teningen. Die Kirchengemeinden im Landkreis haben sich Gedanken darüber gemacht, wie sie in diesem Winter Energie und besonders Gas einsparen können. Dafür werden Gottesdienste verlegt und die Temperatur in der Kirche gesenkt, zum Beispiel bei den evangelischen Kirchengemeinden in Freiamt, Reute, Teningen und Nimburg.
Man habe ohnehin enger zusammenwachsen wollen, erzählt die Nimburger Pfarrerin Tamara Brenn. Daher hätten sich die evangelischen Kirchengemeinden aus Teningen und Nimburg einen gemeinsamen Gottesdienstplan überlegt. „An einigen Sonntagen laden die Nimburger die Teninger zu sich in die Bergkirche ein, an anderen gibt es einen gemeinsamen Gottesdienst in Teningen“, sagt sie. Es wird auch Fahrdienste und ein Mitfahrbänkle in Teningen geben.
Tamara Brenn ist zur Hälfte Pfarrerin in Nimburg und Teningen. In Teningen ist zudem Pfarrerin Christina Schäfer tätig. „Wir wollen als Kirche unseren Beitrag leisten und solidarisch sein“, sagt Brenn. Durch die gemeinsamen Gottesdienste kann die Heizung in einer Kirche aus bleiben, in der anderen wird die Temperatur herabgesetzt. In Teningen werde mit Gas geheizt, in Nimburg mit Öl. An manchen Sonntagen wie dem Ewigkeitssonntag wird es jedoch zwei Gottesdienste geben. Denn für den kämen viele, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Die sind auch auf den jeweiligen Friedhöfen bestattet. Nur ein Präsenzgottesdienst mache es zudem möglich, wieder Zoom-Gottesdienste anzubieten. „Wenn nur eine Pfarrerin in der Kirche gebraucht wird, kann die andere zoomen“, sagt Brenn. Die Zoom-Gottesdienste seien beliebt. Drei soll es bis Weihnachten geben.
Auch in der evangelischen Kirchengemeinde Freiamt werden die Sparanstrengungen der vergangenen Jahre weiter verstärkt. „Wir haben bisher schon im Rahmen des Umweltmanagement-Systems der evangelischen Landeskirche, Grüner Gockel, in vielen unserer Gebäude die Energiewerte mit einem Programm abgelesen und überwacht, auch weil die Anlagen zum Teil sehr alt sind“, erzählt Jörg Böcherer, der Umweltbeauftragte der Gemeinde. Jetzt wolle man auf das Konzept der Winterkirche zurückgreifen, also anhand der Nutzungsdaten überlegen, ob Gottesdienste eventuell aus weniger besuchten Kirchen verlegt werden können. Angedacht sei, die Temperatur außerhalb der Nutzung herunterzufahren und erst kurzfristig vor Gottesdienstbeginn oder größeren Veranstaltungen anzuheizen. Die Kirchen hätten sehr unterschiedliche Heizsysteme. Im Brettental etwa hänge man am Nahwärmenetz der Ludinmühle, in Keppenbach gebe es eine Elektro-, in Ottoschwanden eine Ölheizung, während man in Mußbach mit einer Luftumwälzpumpe heize. Dadurch seien allgemeine Angaben schwer.
Grundsätzlich wolle man die Heiztemperaturen auf jeden Fall reduzieren, genaue Gradangaben könne man aber nicht liefern. „Ich denke, wir werden etwa zwischen 12 und 17 Grad bei Gottesdiensten liegen“, so Böcherer. Die Gemeindemitglieder würden bei einer Gemeindeversammlung am 7. November genauer informiert. Bislang habe es aber zu diesem Thema noch nie Klagen gegeben. Um die Situation erträglicher zu machen, gebe es viele Ideen, etwa auch, ob man Decken für die Gottesdienste anschafft.
Pfarrer Martin Haßler von der evangelischen Kirchengemeinde Vörstetten-Reute schreibt im Mitteilungsblatt, dass, um die steigenden Energiekosten im Rahmen zu halten, die Temperatur in der Kirche während der Gottesdienste und Konzerte von 16 Grad auf nur noch 12 Grad reduziert würde. „Daran haben wir uns im Prinzip schon gewöhnt, denn ähnlich sind wir bereits in den letzten beiden Jahren während Corona verfahren, da wir unsere Heizung während der Gottesdienste und Konzerte nicht einschalten durften wegen der Luftumwälzung“, schreibt er. Damit die Gläubigen aber nicht zu lange im Kalten sein müssten, würden die Gottesdienste auch weiterhin nur rund 30 bis 35 Minuten dauern. Decken könnten gerne mitgebracht werden, einige würden auch bereits vorgehalten. Für die ganz kalten Monate Januar und Februar überlege man, die Gottesdienste ins Gemeindehaus zu verlegen. „Aber auch da wird es über den Winter keine Wohnzimmer-Wohlfühltemperatur mehr geben können, sondern maximal 18 Grad.“
Annika Sindlinger und Benedikt Sommer