Badische Zeitung Bad Säckingen, 26.10.2022

 

Ein Bogen zum tröstenden Licht

Zwei geplante kirchenmusikalische Großereignisse in Schopfheim beschäftigen sich mit dem Thema Vergänglichkeit

SCHOPFHEIM. Zwei kirchenmusikalische Großereignisse an einem Wochenende kündigen sich in Schopfheim an: Der katholische Kirchenchor St. Bernhard Schopfheim und die evangelische Kantorei Lörrach führen am 12. November zusammen das Requiem von Gabriel Fauré auf. Am Tag darauf ist die Kantorei Schopfheim mit Mozarts Requiem zu hören.

Von Roswitha Frey
Erstmals seit Corona kann die Kantorei Schopfheim unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon wieder ein großes oratorisches Konzert geben. Das war zuletzt 2019 mit Bachs Weihnachtsoratorium. Seit dem Frühjahr studiert der Bezirkskantor mit seinen Sängerinnen und Sängern das Programm ein.


Die Proben im Gemeindehaus laufen wie gewohnt, zuletzt allerdings, so Bogon, mit Corona-Tests und Abständen. Er sei froh, dass die meisten Sängerinnen und Sänger der Stammbesetzung nach der langen Corona-Phase zurückgekehrt sind. Man habe sogar Neuzugänge gehabt. So sind es um die 80 Sängerinnen und Sänger. Üblicherweise umfasst die Kantorei 90 bis 100 Mitwirkende.


Hauptwerk ist das Requiem von Mozart, um das sich viele Legenden ranken. Es sei in der Chorszene bekannt und beliebt, so Bogon. Das Werk sei zum Neustart dankbar und erreichbar. Bereits 2013 führte die Kantorei diese letzte Komposition Mozarts auf. Da die katholische Totenmesse, die er zugrunde gelegt hat, noch von der mittelalterlichen Sicht auf das Jüngste Gericht geprägt sei und sich das „Dies Irae“ mit der Angst vor Tod und Höllenstrafe auseinandersetze, wollte Bogon diese Thematik in Textbeiträgen auffangen. Der christliche Blick auf den Tod sei durch die Auferstehungshoffnung geprägt – in diesen Rahmen möchte er die Aufführung einbinden. „Nicht zu Ende Musik und Wort zu Tod und Ewigkeit“ ist das Konzert überschrieben.


Beate Schmidtgen, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung, liest ausgewählte spirituelle, geistliche und künstlerische Texte, die sich mit Vergänglichkeit und Ewigkeit beschäftigen. Solisten sind Mezzosopranistin Carolina Bruck-Santos aus Schönau, Sopranistin Andrea Nübel, die erstmals in Schopfheim singt, Tenor Martin Erhard und Bassist Clemens Morgenthaler – beide hier schon bestens eingeführt.


Neben Mozarts Requiem erklingt die Motette „Quare fremuerunt gentes“ von César Franck in einer Fassung für Chor, Streichorchester und Orgel. Inhaltlich, so Bogon, passe die Motette gut zum Requiem, klanglich seien es Kontraste: hier Mozart als Vertreter der Wiener Klassik, dort César Franck als Vertreter der französischen Romantik. Als weiteres geistliches Werk der Romantik singt die Kantorei zum Abschluss A-Cappella das Abendlied von Joseph Rheinberger.


Seit vielen Jahren eine vertraute Stütze ist das mit 30 Musikerinnen und Musikern aus der Region besetzte Markgräfler Kammerorchester mit Konzertmeisterin Angelika Balzer, das die Kantorei bei Mozart und Franck begleitet. Die Streicher und Holzbläser spielen auf modernen Instrumenten, die Blechbläser auf alten Instrumenten, Naturtrompeten und Posaunen in spätklassischer Mensur. Bogon ist zuversichtlich, dass das Kirchenmusikpublikum zu diesem Ereignis in voller Zahl zurückkehrt.
Am 12. November erklingt in der Kirche St. Bernhard das Requiem von Gabriel Fauré im Rahmen des ökumenischen Kirchenmusikfestivals „Goldener Herbst“. Der Kirchenchor St. Bernhard Schopfheim unter Leitung von Andreas Mölder und die Evangelische Kantorei Lörrach unter Leitung von Herbert Deiniger tun sich zum 70-köpfigen Chor zusammen. 40 Sängerinnen und Sänger vom Schopfheimer und 30 vom Lörracher Chor führen zusammen dieses geistliche Werk des französischen Komponisten auf. Schon 2015 und 2017 spannten die Kirchenchöre beim „Goldenen Herbst“ zusammen. Für Fauré probten sie erst getrennt, inzwischen sind sie in die gemeinsame Probenarbeit eingestiegen.
Unter den Totenmessen des 19. Jahrhunderts, so Mölder, hauptamtlicher Kirchenmusiker in Schopfheim und Lörrach, nehme das Requiem von Fauré eine Sonderstellung ein. Es verzichte auf monumentale Wirkungen und theatralische Effekte zugunsten einer stillen Kontemplation. Das milde „In Paradisum“ wird mit eingeschlossen. „Es ist ein sehr melodiöses, tröstliches, versöhnliches Werk, das für den Chor sehr gut machbar ist“, so Mölder, der die Schopfheimer Aufführung dirigieren wird. Solisten sind Mirjam Striegel (Sopran) und Manfred Plomer (Bariton). Außerdem wirkt ein Orchester aus Musikerinnen und Musikern der Region mit.
Faurés Requiem wird durch weitere Werke des Komponisten ergänzt: „Cantique de Jean Racine“ für Chor und Orchester und die „Elégie“, ein wehmütig-klagendes Werk in einer Fassung für Cello und Streichorchester, die Hansjürgen Wäldele extra für diese Besetzung erstellt hat. Zudem erklingt ein meditatives Instrumentalstück des lettischen Gegenwartskomponisten Peteris Vasks. So schlägt das Konzert im Gedenkmonat November einen Bogen vom Thema Tod und Vergänglichkeit zum Trostvollen, zum ewigen Licht.


Chor- und Orchesterkonzert mit dem katholischen Kirchenchor Schopfheim und der Evangelischen Kantorei Lörrach am 12. November, 18 Uhr, katholische Kirche St. Bernhard. Vorverkauf: Regio-Buchhandlung. Konzert der Kantorei Schopfheim mit Mozarts Requiem am 13. November, 18 Uhr, Stadtkirche Schopfheim. Vorverkauf ab 26. Oktober: Kiosk Sutter, Hebelstraße 14a.