Rhein-Neckar-Zeitung - Heidelberger Nachrichten, 26.10.2022

 

Der Weg für den kleinen Altstadt-Park ist frei

Providenzgarten: Stadt und Kirche einigen sich auf Erbbaurechtsvertrag – Beginn der Arbeiten weiter ungewiss

Von Julia Lauer

Dass der Providenzgarten die Altstadt als ein öffentlicher Park bereichern soll, steht schon seit Jahren fest. Nun geht es damit endlich auch einen Schritt voran: Die Vertragsverhandlungen zwischen der Stadt Heidelberg und der evangelischen Stadtkirche sind abgeschlossen. Das teilte die Stadt Heidelberg auf RNZ-Nachfrage am Dienstagabend mit. Es ist demnach vorgesehen, einen Erbbaurechtsvertrag zu unterzeichnen. Die Stadt äußerte sich jedoch nicht dazu, wann mit den Arbeiten zur Anlage des Parks begonnen werden kann. Auch Fragen nach den Vertragsinhalten – etwa zu Höhe und Laufzeit der Pacht – beantwortete ein Rathaussprecher nicht.

Konkret geht es um einen Teil des Geländes hinter der Providenzkirche, das im Besitz der Kirche ist. Das Areal, das an den Garten des „Café Schafheutle“ angrenzt, war früher Teil des kurfürstlichen Herrengartens, der im 16. Jahrhundert angelegt wurde. Somit zählt das Grundstück zu den ältesten bis heute erhaltenen Gartenflächen der Stadt, wenngleich von seiner früheren Pracht nicht mehr viel übrig ist.

Nach RNZ-Informationen haben sich beide Vertragsparteien darauf verständigt, dass die Kirche der Stadt den Garten für eine Dauer von 60 Jahren überlassen wird. Die Stadt soll demnach auch die Baumpflege übernehmen, darunter die des stattlichen alten Ginkgos im Providenzgarten.

Mit ihrer Einigung ließen sich die Vertragsparteien Zeit. Schon im November 2019 hatten Stadtverwaltung und Kirche gemeinsam in einer Stellungnahme erklärt, über die Nutzung als Bürgerpark „eine grundsätzliche Einigung“ erzielt zu haben. Zuvor hatte eine Zeit lang die Idee im Raum gestanden, die Hochschule für Kirchenmusik, die nach wie vor in der Weststadt untergebracht ist, dort in einem Neubau anzusiedeln. 2018 hatte sich Bürgerinitiative formiert, die für den Erhalt der Grünfläche mit ihren vielen geschützten Bäumen kämpfte. Das Bündnis sammelte neben Unterschriften auch Geld, das insbesondere für die Pacht des Geländes bestimmt ist. 2,2 Millionen Euro kamen so zusammen.

„Die Freifläche hinter der Providenzkirche in der Altstadt bleibt erhalten und steht den Bürgerinnen und Bürgern künftig als öffentlich nutzbare Grünfläche zur Verfügung“, hieß es damals in der Erklärung. Auf der Grundlage dieser Übereinkunft sollte ein Vertrag erarbeitet werden, der die Details regelt. Vorgesehen war ein sogenannter Erbbaurechtsvertrag über eine Fläche von 1200 Quadratmetern, in dem die Kirche der Stadt das Grundstück für einen festgelegten Zeitraum zur Nutzung überlasst. Das übrige Grundstück sollte die Kirche ihrem Bedarf entsprechend nutzen können. Dass der Startschuss für die Anlage des Altstadtparks nicht sofort fallen würde, stand schon damals fest, man erwartete ihn für das Jahr 2022. Denn die Gestaltung des Parks sollte sich an dem geplanten neuen Gemeindezentrum orientieren – das jedoch bis heute nicht gebaut worden ist.

Offenbar kam der Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen Stadt und Kirche erst in den letzten Tagen. Noch vor zwei Wochen hatte sich Oberbürgermeister Eckart Würzner in einem Brief, der der Rhein-Neckar-Zeitung vorliegt, besorgt „angesichts der zeitlichen Abläufe“ gezeigt. Er schrieb darin, dass die evangelische Kirche den Abschluss des Erbbauvertrags bisher von der Umsetzung ihres Neubauvorhabens abhängig gemacht habe. Und weiter: „Inzwischen konnte erreicht werden, dass die evangelische Kirche von dieser unmittelbaren Verknüpfung Abstand nimmt und zur Endabstimmung des Erbbauvertrags bereit ist.“ Diese Abstimmung ist nun offenbar erfolgt.

Auf RNZ-Anfrage sagte Würzner am Dienstag: „Ich freue mich sehr, dass diese großartige Lösung jetzt möglich geworden ist. Wir alle sind glücklich, dass es jetzt losgeht. Das wird ein wunderschöner Park für alle Menschen.“ Und der Dekan der evangelischen Kirche, Christof Ellsiepen, sagte: „Wir freuen uns, dass nach der Unterzeichnung des Erbbaurechtsvertrages der Providenzgarten der Heidelberger Stadtgesellschaft zur Naherholung offenstehen wird.“

Die Bürgerinitiative hofft, dass der Park nun bald entsteht. „Dass es vier Jahre dauert, bis man sich auf einen Vertrag einigt, ist schmerzlich“, kommentierte Mitbegründer Klaus Hekking die späte Einigung. „Unterm Strich bleibt aber, dass der Garten hergerichtet werden soll. Das ist erfreulich.“