Vernetzte Angebote und Initiativen
Koordinationsstelle für Hospiz- und Palliativversorgung im Kreis Emmendingen soll verbinden, informieren und weiterbilden
EMMENDINGEN. Das Thema „würdevolles Sterben“ wird zukünftig allein durch den demographischen Wandel für eine immer breiter werdende Bevölkerungsschicht relevant. Die Frage, ob im Landkreis Emmendingen eine ausreichende Hospiz- und Palliativversorgung besteht, wurde sowohl 2018 in der kommunalen Gesundheitskonferenz, als auch 2020 im Seniorenbericht verneint und Bedarfe formuliert. Im Rahmen einer Palliative-Care-Strategie möchten die Akteure im Landkreis nun mit mehr Vernetzung dieses Problem angehen.Von Benedikt Sommer
„Es steht nicht gut ums Sterben im Moment“, brachte es Verena Wetzstein von der Katholischen Akademie Freiburg auf den Punkt. Dabei zeigt schon das große Interesse, wie wichtig das Thema für die Menschen ist. Nachdem die Möglichkeit der Einrichtung eines eigenen Hospiz’ im Landkreis vorerst zurückgestellt wurde, da die Uniklinik Freiburg eine solche, die Region abdeckende Institution ankündigte, wurde das Sozialdezernat vom Kreistag mit der Entwicklung einer Palliative-Care-Strategie beauftragt.
Allein 150 Personen nahmen stets an den sechs Videokonferenzen in den Verwaltungsverbänden teil, die auf Grund von Corona zwischen November 2020 und Juni 2021 organisiert wurden, rund 400 Personen ließen sich darüber hinaus informieren. Auch ein für den vergangenen Mittwoch in Freiamt angekündigter, und aus unterschiedlichen Gründen kurzfristig abgesetzter Vortrag fand starke Resonanz. Einige Personen konnten nicht mehr rechtzeitig informiert werden und standen gar vor den verschlossenen Türen des Kurhauses.
In einem Pressegespräch informierte das Landratsamt kürzlich über den Sachstand. „Als ein wichtiges Ergebnis des bisherigen Prozesses zeigte sich, dass wir Akteure aus allen Sektoren und Gesellschaft brauchen, um eine Palliativ-Care-Strategie mit Leben zu erfüllen“, betonte Sozialdezernatsleiterin Ulrike Kleinknecht-Strähle.
Um die vielen bereits bestehenden Initiativen und Angebote im Landkreis zukünftig zu vernetzen, beabsichtigt der Landkreis gemeinsam mit den beiden christlichen Kirchen, dem Caritasverband und dem Diakonischen Werk, eine Koordinationsstelle einzurichten. Die auf zwei Jahre befristete halbe Stelle soll die Hospiz- und Palliativversorgung stärken und beim Hospizdienst Emmendingen-Teningen-Freiamt angegliedert werden. Neben der internen Aufgabe, die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure zu fördern, soll sie auch Informations- und Weiterbildungsangebote, sowohl für Mitarbeiter aber auch für Bürgerinnen und Bürger organisieren.
Sie soll aber auch nach außen informieren. „Damit Menschen, die Zuhause sterben wollen, das auch können, und nicht doch am Wochenende in die Klinik müssen, weil keiner Bescheid weiß“, so Kleinknecht-Strähle, sollen, etwa analog zum Seniorenwegweiser, mit einer Homepage und Broschüren die Informationen über Angebote im Bereich der Palliativ- und Hospizversorgung sowie der Trauerbegleitung gebündelt und zugänglich gemacht werden. „Das Thema ist mit dem Tod ja nicht abgeschlossen. Mit diesem ökumenischen Projekt möchten wir auch das Umfeld mit in den Blick nehmen“, sagte der katholische Dekan Stefan Meisert. Auch sein evangelischer Kollege, Rüdiger Schulze, erklärte: „Bei der Geburt wie beim Tod brauchen wir Menschen Hilfe“. Zukünftig bräuchten diese aber immer mehr Menschen, dabei würde sie von immer weniger Menschen geleistet werden können. Daher gelte es die betreuenden Strukturen vor Ort zu stärken und für sie mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Ob diese Stelle jedoch tatsächlich eingerichtet wird, entscheidet sich erst im Dezember. Zu ihrer Finanzierung – etwa 40000 Euro jährlich – tragen neben den beiden Kirchen und dem Landkreis auch noch der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen bei. Der Emmendinger Kreistag werde im Rahmen seiner Haushaltsberatung über die Stelle befinden, ergänzte Landrat Hanno Hurth.