Fränkische Nachrichten Tauberbischofsheim, 21.10.2022

 

Dr. Heiner Kücherer wird Leiter der Regionalstelle

Evangelische Erwachsenenbildung: Unterschüpf wird kirchliches Schwerpunktzentrum für Bildung und Kultur. Einführungsgottesdienst am Sonntag, 23. Oktober

Unterschüpf. Der 53-jährige Theologe und Kulturmanager Dr. Heiner Kücherer wird als Leiter der Regionalstelle Evangelische Erwachsenenbildung Odenwald-Tauber eingeführt.

In Unterschüpf findet sich im Umfeld der Kulturkirche ein wunderbares Ensemble von Natur- und Pfarrgarten, Pfarrhaus und Wildwiese.

Dr. Heiner Kücherer, der seit 2004 als Pfarrer in den Evangelischen Kirchengemeinden des Schüpfer Grundes wirkt, wird nun mit einem 50-Prozent-Dienstauftrag als Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Odenwald-Tauber eingeführt. Den Festgottesdienst gestalten Kirchenrat Thomas Weiß und Dekan Rüdiger Krauth in der Kulturkirche Unterschüpf am Sonntag, 23. Oktober, um 17 Uhr.

Multiprofessionelles Team

Im Gottesdienst wirkt das multiprofessionelle Team mit, das im Pfarrhaus neben der Kulturkirche Bildungsarbeit ermöglicht: Dazu gehören die Landschaftsgärtnerin und Naturpädagogin Heidi Daub, die Mezzosopranistin und Musikpädagogin Susanne Oehm-Henninger, die Literatur- und Medienpädagogin Susanna Hocher, Anja Bundschu als Referentin der Kirchlichen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg sowie die Assistentinnen im Evangelischen Pfarramt Unterschüpf und der Regionalstelle der EB Odenwald-Tauber Karin Pfeuffer und Nadja Meder.

Und nicht zuletzt Dr. Kücherer, der im Pfarrhaus 50 Prozent Gemeindepfarramt mit 50 Prozent Dienstauftrag in der Erwachsenenbildung kombiniert.

Mit Künstlerszenen verbunden

Der 53-jährige Theologe und Kulturmanager Dr. Kücherer freut sich über den organischen Prozess, in dem sich Kulturkirche und Bildungsarbeit miteinander verbinden. „Wir haben seit 2007 die Kulturkirche aufgebaut“, so Pfarrer Dr. Kücherer.

„Entstanden ist eine in den Gemeinden verwurzelte, in die Zivilgesellschaft vernetzte, mit Künstlerszenen in Dresden, Berlin, Leipzig und München verbundene und überregional ausstrahlende Plattform für den Dialog von Kultur und Religion.

„Strategisch klug“

Es war dann eine strategisch kluge Idee meiner Vorgängerin Pfarrerin Heike Kuhn, die Bildungsarbeit an den Standort der Kulturkirche zu holen, weil sich hier Synergien zwischen Gemeinde- und Kulturkirche und Erwachsenenbildung ergeben.“

So lernen Kinder mit dem Nabu im Naturgarten kompostieren. Aus dem Pfarrgarten wurde ein ökologischer Lehrgarten, in dem sich nicht allein viele Tiere tummeln, auch Menschen entdecken darin ihre Sprech- und Singstimme.

Mit „Gottesdienst elementar“ siedelt sich eine Lektorenausbildung in Unterschüpf an, und Initiativen bereichern die Familienbildung.

Vielfalt der Kompetenzen

Die Vielfalt der Kompetenzen reizt Dr. Kücherer: „Hier sind im Team Bildungsprozesse möglich, die von der Kreativität des ländlichen Raums ausgehen. Transformative Bildung wird sinnlich spürbar.“ So werden für den in Heidelberg-Handschuhsheim in einem Gartenbetrieb aufgewachsenen Theologen Schöpfungsspiritualität, liturgische Bildung und die Verbindung von Kunst und Seelsorge Schwerpunkte seiner Arbeit als „Erwachsenenbildner“.

Letzteres ist ein Wort, mit dem sich Dr. Heiner Kücherer erst noch anfreunden muss: „Mein Vater war einfacher Gärtner, aber sehr guter Schachspieler, Tenor und Zeichner und an Literatur und Geschichte interessiert“, war diesbezüglich von dem langjährigen Geistlichen des Schüpfer Grundes, samt Sachsenflur zu hören.

Bildung als Wunschtraum

Für dessen Vater war Bildung ein Wunschtraum, der sich für ihn nie erfüllt hat, und den er mit intensivem Druck in die nächste Generation verschoben habe.

„Im Feld von Kultur und Bildung arbeite ich also mein väterliches Erbe ab.“

In dieser Perspektive zeichnet der Theologe seine Aufgabe ein: „Für mich geschieht Bildung, wenn Menschen heilsame Bilder finden, mit denen sie sich spielerisch identifizieren können, den Mut schöpfen, sich selbst in der Tiefe zu entdecken und nachhaltig Verantwortung zu übernehmen.“

Als Kulturmanager habe er das nötige Handwerkszeug, entsprechende Räume und Prozesse zu strukturieren.

Resonanz und Resilienz

Und der Theologe nennt schließlich zwei Zauberworte der Bildungslandschaft, die in gegenwärtigen Krisenerfahrungen Bedeutung gewinnen: Resonanz und Resilienz.

Bildung in der Kirche erschließe Menschen Resonanz mit der Tiefe der Schöpfung: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen“, so in Luthers Kleinen Katechismus zu lesen.

Und die Zuversicht, in und trotz aller Not „täglich und reichlich versorgt“ zu sein, könne Christen und Christinnen widerstandsfähig machen – oder mit den Worten der neuen badischen Landesbischöfin Heike Springhart: „glaubensheiter und hoffnungsstur“.

Man darf gespannt sein, wie das Ensemble von Kulturkirche und Erwachsenenbildung in Unterschüpf in den kommenden Jahren weiterwächst. wahe