Badisches Tagblatt Baden-Baden, 24.10.2022

 

Großer Gemüsegarten als Rentner-Projekt

Otto Tepper, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Baden-Baden und Rastatt, geht in Ruhestand

Rastatt – Otto Tepper, Geschäftsführer des Diakonischen Werks des evangelischen Kirchenbezirks Baden-Baden und Rastatt, wird nächsten Donnerstag in den Ruhestand verabschiedet. Aktuell arbeitet er seinen Nachfolger Sven Reutner ein. Im Gespräch mit BT-Redakteur Markus bilanziert der 65-Jährige seine Rastatter Zeit und verrät, welche Projekte er als Rentner verwirklichen will.



BT: Herr Tepper, Sie haben 39 Jahre beim Diakonischen Werk gearbeitet. Wie sind Sie nach dem Studium auf die Diakonie gekommen?

Otto Tepper: Ich komme ursprünglich aus dem Kreis Emmendingen und habe im nordrhein-westfälischen Hagen Sozialpädagogik studiert, wollte aber wieder zurück in die alte Heimat. Ich bin nach Karlsruhe gezogen und konnte dort bei der Diakonie mein Anerkennungsjahr absolvieren. Ich habe mit meiner Anleiterin Treffen für psychisch Kranke organisiert. Danach wurde mir vom Direktor eine Stelle angeboten und ich habe bis 1992 im Bereich betreutes Wohnen für psychisch Kranke gearbeitet. Ab 1994 war ich stellvertretender Direktor des Diakonischen Werks in Karlsruhe, bevor ich 2013 nach Rastatt kam.



BT: Drastisch steigende Lebenshaltungskosten führen dazu, dass immer mehr Menschen Angst davor haben, in die Armut abzurutschen. Entwickelt die Diakonie ein Angebot, um Betroffenen zu helfen?

Tepper: Wir bemühen uns, die allgemeine Sozialberatung personell zu stärken. Zudem hat die Landeskirche einen Energie-Nottopf geschaffen, in dem etwa zwei Millionen Euro sind. Wir können mit diesen Mitteln Menschen helfen, die aktuell nicht in der Lage sind, für ihre Unkosten aufzukommen. Sie müssen uns bei der Antragsstellung ihre Einkommensverhältnisse darlegen. Hartz-IV-Empfänger haben keinen Anspruch. Sie können die höheren Kosten beim Sozialamt einreichen.



BT: Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit in Karlsruhe war die rechtliche Betreuung. Diese gerät immer wieder in die Schlagzeilen, wenn Geld veruntreut wird. Was sollte verbessert werden in diesem Bereich?


Tepper: Etwa 85 Prozent aller Betreuungen werden von Angehörigen übernommen. Sollten diese nicht zur Verfügung stehen, werden Freunde oder Nachbarn gefragt, bevor ein Fremder die Betreuung übernimmt. Unser Betreuungsverein Diakonie Rastatt sucht nicht nur Betreuer, sondern schult und betreut diese auch. Wie überall gibt es zwar auch hier schwarze Schafe, doch die sind die große Ausnahme. Aktuell betreut die Diakonie in Rastatt 30 bis 40 Personen. Wir haben hierfür 1,2 Stellendeputate zur Verfügung, das Doppelte wäre aber besser.



BT: Welche Schwerpunkte hatten Sie in Rastatt?

Tepper: Die allgemeine soziale Arbeit und ab 2015 die Flüchtlingssozialarbeit, was mich sehr beschäftigt hat. Es war gut, dass die Landeskirche ab 2016 den Kirchenbezirken zwölf Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt hat. Ein weiteres wichtiges Projekt war der Ausbau der Schuldnerberatung in Baden-Baden. Dort haben wir zwei Mitarbeiter plus eine Verwaltungsfachkraft und einen ehrenamtlichen Mitarbeiter.



BT: Als Sie Anfang 2013 begonnen hatten, zählte das Diakonische Werk 26 Mitarbeiter und rund 200 Ehrenamtliche. Wie sieht es heute aus?

Tepper: Das ist in etwa so geblieben. Aktuell suche ich drei Sozialarbeiter und zwei Verwaltungsfachkräfte, doch ich finde keine. In den 1980er- und 1990er-Jahren hast du als Sozialpädagoge 50 Bewerbungen geschrieben und keine Stelle gefunden, heute kannst du sie dir aussuchen. Auf befristete Verträge lässt sich mittlerweile keiner mehr ein.

BT: Was hat Ihnen in all den Jahren Freude bereitet?

Tepper: Es war schön, wenn wir als Diakonie adäquat auf Herausforderungen reagieren konnten. Als 2015 zum Beispiel mehr Personal für die Flüchtlingssozialarbeit erforderlich war, konnte dies bewerkstelligt werden. Abgesehen davon sind während meiner Zeit hier sehr viele Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen, der Generationenwechsel hat richtig gut funktioniert.



BT: Worauf freuen Sie sich, wenn Sie demnächst im Ruhestand sind?

Tepper: Ich freue mich darauf, morgens nicht mehr in die ganze Maschinerie rein zu müssen. Ich werde ausreichend Zeit haben, um das zu machen, worauf ich gerade Lust habe. Abgesehen davon werde ich mich weiterhin ehrenamtlich engagieren: Ich bleibe im Ortschaftsrat in Ettlingen-Oberweier, zudem habe ich zwei rechtliche Betreuungen und bin im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft Gartenstadt tätig.



BT: Für welche Hobbys werden Sie mehr Zeit haben?

Tepper: Ich gehe gern in den Wald, um Brennholz zu machen, außerdem habe ich mir ein 1.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, auf dem ich einen großen Gemüsegarten anlegen will, um mich selbst zu versorgen. Ich bin seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem VW-Bus, den ich mit meinem ältesten Sohn Simon (28) zu einem Campingbus umbauen möchte. Außerdem habe ich viel Wolle gekauft. Ich stricke sehr gern, vorwiegend Pullis und Mützen. Socken kriege ich allerdings nicht hin.