Er entlockt der Königin Geheimnisse
Von unserer Mitarbeiterin Susanne LindackerMartin Kares berichtet beim ökumenischen Frauentreff über die Barockorgel
Bretten. Auf reges Interesse von 50 Frauen ist die Führung durch die Brettener Kreuzkirche gestoßen. Fragen nach dem Alter der ersten Orgeln, nach dem königlichen Beinamen des Musikinstruments und der Bezeichnung der Kreuzkirche als Bauernkirche wurden beim alljährlichen ökumenischem Frauenabend der evangelischen Kirchengemeinde Bretten beantwortet.
Mit viel Charme und Wortwitz erzählte der Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche, Martin Kares, Wissenswertes über die historische Brettener Barockorgel. Der promovierte „Alleskönner“, der das Handwerk eines Orgelbauers und Restaurators erlernte, Architektur sowie Kunstgeschichte studierte, beherrscht das Orgelspiel auf höchstem Niveau und gab an diesem Abend einige Kostproben. Seit mehr als 30 Jahren ist der Spezialist „Herr über 1.000 Orgeln und 3.000 Glocken“.
Erstaunliches berichtete er über den Orgelbauer Philipp Heinrich Hasenmeyer der innerhalb von zwei Jahren dieses außergewöhnliche Instrument geschaffen habe. „Hasenmeyer soll in großem Maße dem Essen und noch mehr dem Wein zugeneigt gewesen sein“, berichtete Kares, „das kam bei der Bevölkerung nicht gut an.“ So lasse sich manche Kuriosität an der Orgel erklären, meinte Kares augenzwinkernd.
Mit großem Wissen über die Geschichte der Kreuzkirche wartete Liane Weber auf. „Der Bau im Jahre 1687 ermöglichte den Lutheranern ein eigenes Kirchenhaus“, erklärte sie. „Leider fiel dieses Gebäude zwei Jahre später, im pfälzischen Erbfolgekrieg, durch französische Plünderer den Flammen zum Opfer“, so Weber weiter. Später sei die Kirche wieder aufgebaut worden.
Mit Gesang und einem Gebet beendete Doris Bandze den Abend und bekam als Dankeschön von Christa Franck im Namen der katholischen Kirchengemeinde einen bunten Obstkorb.
Übrigens: Die erste Orgel entstand etwa 400 Jahre vor der Zeitenwende in Griechenland und durfte aufgrund ihres außergewöhnlichen Klanges zunächst nur bei Anwesenheit des Königs gespielt werden. Und die Kreuzkirche erhielt ihren Beinamen „Bauernkirche“, da die meisten Gläubigen Bauern waren.