Kirchendiener dringend gesucht
Von unserem Mitarbeiter Werner BreitensteinPfinztal/Graben-Neudorf. Im Pfinztaler Ortsteil Kleinsteinbach sucht man nach einem Messdiener. Es ist nicht die einzige Kirchengemeinde, die nach Verstärkung ruft. Und die Stellen haben ihre Reize, wie im Gespräch zu erfahren ist.
„PC-Kenntnisse, Handhabung von E-Mails, Internet und Textverarbeitung sollten vorhanden und vertraut sein“, heißt es in der Stellenausschreibung. Dass PC-Kenntnisse verlangt werden, verblüfft zunächst. Aber: „Auch im kirchlichen Rahmen verläuft das Kommunikationsgeschehen, etwa bei Terminabsprachen, überwiegend digital“, erklärt Lothar Mößner, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kleinsteinbach.
Die übrigen in der Stellenbeschreibung angeführten Aufgaben entsprechen schon eher den gängigen Vorstellungen von diesem Amt – die Kirche zu pflegen und zu reinigen, zu Gottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen vorzubereiten, die Glocken zu läuten, wobei hier technische Hilfsmittel in Form von programmierbaren Automaten vorhanden sind. Das Deputat umfasst gerade einmal sechs Wochenstunden. Die Stelle wurde frei wegen Umzugs der bisherigen Kirchendienerin.
Kelinsteinbach ist nicht die einzige Kirchengemeinde, die auf der Suche ist. Auch andere Gemeinden in der Region stehen dauerhaft oder zeitweise ohne Kirchendiener da. Die Ältesten der Blankenlocher Michaelisgemeinde etwa versehen den Dienst abwechselnd und überbrücken so die krankheitsbedingte Fehlzeit. Ähnlich sieht die Situation in der evangelischen Kirche in Graben aus. Nachdem die bisherige Kirchendienerin aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt aufgeben musste, bildete sich ein Team von sechs überwiegend ehrenamtlich Tätigen, die sich die Aufgaben nach einem detailliert ausgeklügelten Plan untereinander aufteilen. Eine gute Lösung, findet Pfarrerin Katja Willunat, und ergänzt: „Dafür lohnt sich der erhebliche organisatorische Mehraufwand.“
Eine selten gewordene Kontinuität findet sich in der Heilig-Geist-Gemeinde im Stutenseer Stadtteil Büchig. Vor über 40 Jahren kam Helga Hesselschwerdt über ihren Mann, damals im Ältestenkreis, zum Kirchendienst, den sie seither mit großer Zuverlässigkeit ausübt. „Ich lebe für dieses Amt“, sagt sie mit spürbarer Begeisterung.
Mit großer Leidenschaft versieht auch Gabi Simon, Kirchendienerin in Spöck, seit über 33 Jahren ihren Dienst. Neben der Vorbereitung von Gottesdiensten sind für sie die Begegnungen mit den Menschen am wichtigsten. „Viele wenden sich mit seelsorgerlichen Problemen an mich.“ Sie steht dabei in der dritten Generation einer 80-jährigen Familientradition, die mit ihrem Ruhestand im nächsten Jahr endet. Eine Nachfolgeregelung ist nicht in Sicht.
In der katholischen Kirche ist der Begriff Mesner gebräuchlich, die Aufgaben ähneln sich jedoch. Laut Auskunft von Diakon Dennis Nagel sind zurzeit alle sechs Gemeinden der Seelsorgeeinheit Stutensee-Weingarten versorgt.
Wie können Kirchendiener dazu beitragen, die Gottesdienste lebendiger werden zu lassen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Kleinsteinbacherin Stefanie Bernecker. Im Hohenwart Forum gibt sie regelmäßig Kurse zum Thema Altargestaltung. Ziel ist es dabei, den Inhalt der Predigt visuell zu erfassen. „Der Altar soll nicht nur schön geschmückt, sondern als Begegnungsstätte verstanden werden.“ Wenn anstatt Blumen beispielsweise ein Mülleimer, eine Rettungsdecke oder Elektrokabel – in Anspielung auf den jeweiligen Predigttext – zu sehen sind, regt das die Besucher zum Nachdenken an. Nach einem kurzen Intermezzo vor einigen Jahren könnte sich die freischaffende Künstlerin ein erneutes Engagement als Kirchendienerin in ihrer Heimatgemeinde „unter ganz bestimmten Bedingungen“ durchaus vorstellen.