Frommes Frieren
Glaube Durch den Krieg in der Ukraine wird Gas knapper und teurer. Das trifft auch die Kirchen in Eutingen. Die Heizungen werden ab Herbst wohl runtergedreht.
Wegen der Energiekrise durch den Ukrainekrieg bleiben im Herbst wohl viele Wohnungen in Deutschland kalt. Denn wer beim Gas nicht tief in die Tasche greifen will, muss sparen. Deshalb machen sich schon jetzt viele Leute Gedanken, welche Zimmer im Winter wirklich beheizt werden müssen und wie man es mit warmen Pullis und dicken Socken in der Wohnung aushalten kann. Die Älteren kennen solche Situationen aus ihrer Kindheit, für die jüngeren Generationen ein ungewohntes Szenario, während die Ärmeren im Land mit Sorge an den Winter denken.
Auch die christlichen Kirchen stellen sich auf die Energiekrise ein und denken übers Sparen nach. Im Land betrifft das vor allem die Kirchengebäude, da gehen die Temperaturen ab dem Herbst mitunter wohl deutlich runter. Wer ab Herbst den Gottesdienst besucht, muss sich warm anziehen. Das schließt auch der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Eutingen, Bernhard Tschullik nicht aus. „Tatsächlich war das in der vergangenen Kirchengemeinderatssitzung Thema“, sagt Tschullik. Zwar sei noch nicht entschieden, um wie viel Grad Celsius in den jeweiligen Kirchen runtergedreht wird, „aber dass etwas kommen wird, ist klar“, so der Pfarrer. In Eutingen wird überwiegend mit Gas geheizt.
Räte sollen sich einbringen
Eine bestimmte Gradzahl für alle Gotteshäuser lasse sich nicht pauschal festsetzen, man müsse von Kirche zu Kirche genau hinschauen, daran hängt auch ein Orgelwartungsbetrieb oder es ist an Frostschutz in den wasserführenden Räumen wie der Sakristei oder den Toiletten zu denken. „Das alles muss geschehen, ohne Schäden zu produzieren“, sagt Tschullik. Überprüft würden zudem die Heizungen in den Gemeindehäusern.
Einen konkreten Heizplan für den Winter gibt es in Eutingen zwar noch nicht, aber Tschullik bringt das Thema auch zu den Kirchengemeinderäten, vergangene Woche nach Weitingen, nächste Woche sind Eutingen und Rohrdorf an der Reihe, „und von den Kirchengemeinderatsmitgliedern erwarte ich, dass sie sich einbringen. Ich möchte wissen, wo sie Potenzial sehen, wie künftig mit Energie umgegangen wird. Ich bin dabei aber zuversichtlich, denn ich habe sehr gute, findige und bodenständige Kirchengemeinderatsmitglieder“.
Tschullik steht hinter der Idee, in den Kirchen weniger zu heizen, überhaupt macht er sich dafür stark, die Energiekrise auch als Chance für Klimaschutz zu sehen, dabei spielten auch moralische und ethische Überlegungen mit rein. „Ich halte das für sehr sinnvoll, das hätte man schon vor der Krise tun können, und das tut uns allen mal gut“, sagt er.
Im Übrigen verweist er darauf, dass „wir nicht erst jetzt aufwachen, sondern wir heizen in der Diözese schon seit mehr als einem Jahr nicht ins Blaue hinein“. Auch Bischof Gebhard Fürst habe schon vor vier Wochen einen Rundbrief verschickt und zum Energiesparen aufgerufen.
Dass weniger Heizen in Kirchen mit der effektivste Weg zum Energiesparen ist, darüber ist sich die katholische Kirche mit der evangelischen Landeskirche einig. Auch die Protestanten setzen auf Klimaschutz und geben Tipps beziehungsweise bieten Lösungsansätze für die Energie- und Finanzierungskrise an alle Dekanate heraus. Ein Umweltteam empfiehlt in einem Schreiben etwa, wie man Kirchenraum- oder Sitzbankheizungen am besten regelt. Zudem erwähnt das Team, dass viele Kirchengemeinden zwischen Weihnachten und der Karwoche eine sogenannte Winterkirche im ohnehin beheizten Gemeindehaus betreiben. Dieser Zeitraum könnte auch ausgeweitet werden. Wer kein ausreichend großes Gemeindehaus hat, könnte auch andere öffentliche Räume anfragen.
Bei den bevorstehenden Maßnahmen hofft Tschullik auf Verständnis seiner Kirchgänger. Er glaubt aber, sie nicht sensibilisieren zu müssen: „Sie lesen Zeitung, schauen Fernsehen, wissen, was in der Welt momentan los ist und dass irgendetwas kommt. Manchmal muss man sich an gewisse Situationen auch anpassen. Es gibt Dinge, die nicht immer geradlinig verlaufen“, so Tschullik. Eines steht für ihn aber fest: „Es werden zunächst keine Gottesdienste ausfallen – und ich hoffe, dass es dabei bleibt.“
Wir wachen nicht erst jetzt auf, sondern heizen
in der Diözese schon seit mehr als einem Jahr nicht ins Blaue hinein.
Bernhard Tschullik , Pfarrer SE Eutingen