Badisches Tagblatt Bühl, 20.09.2022

 

„Ich werde Euch alle vermissen“

Seelsorgeeinheit Achern verabschiedet Stadtpfarrer Joachim Giesler / In 17 Jahren viele Spuren hinterlassen

Achern – „Ich werde Euch in meinem Herzen mitnehmen.“ Ein schöneres Kompliment der Verbundenheit hatte Pfarrer Joachim Giesler den Mitchristen in der voll besetzten Liebfrauen-Kirche nicht machen können, als er mit ihnen zum Abschied einen ergreifenden Gottesdienst feierte. „Wie werde ich Euch alle vermissen“, meinte er sichtlich bewegt und fügte hinzu: „Ich habe es mir aber auch selbst eingebrockt.“ Doch nach 17 Jahren in Achern tritt der Geistliche in Lörrach-Inzlingen eine neue pastorale und priesterliche Aufgabe an. Den Menschen in den acht Pfarreien legte er ans Herz, „festzuhalten im Vertrauen auf Gott, in der Liebe zu den Menschen und in einem Leben aus dem Evangelium Jesu“. Dass Giesler stehende Ovationen erhielt, hätte die große Verbundenheit des Priesters mit den Menschen in den Pfarreien, den Mitgliedern des Pastoralteams und den über 900 ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Gruppen, Vereine und Gremien nicht besser ausdrücken können.

Ein starkes Zeichen der Wertschätzung war, als Kantor Frank Hodapp mit dem Jugendchor und dem Jungen Chor Fautenbach von der Empore in den Chorraum ging, sich um den Altar versammelte, Giesler in die Mitte nahm und den herrlichen Chor „Wo die Liebe ist, da ist Gott“ sang.

„Achern hat mir gut getan“, meinte Giesler auch als Antwort auf die Aussage von OB Klaus Muttach: „Sie haben Achern gut getan.“ Deshalb war von beiden Seiten sowie aus den Grußworten von Pastorin Felicitas Otto und Dekan Georg Schmitt von großer gegenseitiger Wertschätzung, einem vertrauensvollen Miteinander und einer konstruktiven Arbeit die Rede. Mit dem Kompliment Gieslers „Ich bin in Achern in der Ökumene gewachsen“ wurde deutlich, dass die Verbundenheit mit den Christen der evangelischen Gemeinde einen hohen Stellenwert hat. Auch das Miteinander mit den christlichen Gemeinschaften und der christlich-islamische Dialog waren für ihn wichtig. „Der Zukunft Gottes Hoffnung geben“ war eine Formulierung Gieslers, mit der die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Regine Schwall-Geier, ein wichtiges Anliegen benannte. „Krisenzeiten erfordern Mut, furchtlos hinstehen, Verantwortung übernehmen und den Kompass im Blick behalten“: Dieser „Kompass“ war für Giesler die Sorge um die Mitmenschen und die Glaubwürdigkeit von Kirche, was gerade in der Corona-Zeit mit kreativen Lösungen deutlich wurde. Viele Projekte wie das Josefshaus, die Jugendkirche Fautenbach und das Pfarrbüro entstanden.

Weniger sichtbar, aber sehr wertvoll waren die unzähligen Dienste, wenn er Menschen taufte, segnete, tröstete, beerdigte und Kindern die erste heilige Kommunion spendete. Deshalb dürfen sich die Menschen in seinen neuen Pfarreien auf einen „engagierten, erfahrenen, authentischen Pfarrer freuen, der einen klaren Blick auf die Schwächen des Systems hat, der aber mit Mut, Gottvertrauen und Liebe zu den Menschen dagegen hält.“