Badische Zeitung Freiburg im Breisgau, 17.09.2022

 

„Gottesdienst lässt sich auf so viele verschiedene Arten feiern“

BZ-Interview mit dem neuen Umkircher Pfarrer Christian Lepper, der am Sonntag offiziell in sein Amt eingeführt wird

UMKIRCH. Pfarrer Christian Lepper trat zum 1. Juli dieses Jahres als Nachfolger von Pfarrer Eberhard Deusch seinen Dienst in Umkirch an. Am kommenden Sonntag wird er offiziell in sein Amt eingeführt. Christa Rinklin fragte ihn nach seinen ersten Eindrücken.

BZ: Der Antritt der Umkircher Pfarrstelle ist nach Ihrem Wirken in Waldkirch vielleicht nur ein relativ kleiner „Tapetenwechsel“. Wie fühlt er sich dennoch für Sie an?
Lepper: Ja, es sind nur 23 Kilometer zwischen den Kirchtürmen – trotzdem muss für den Umzug alles einmal in Kisten gepackt und wieder ausgepackt werden Und dann sind die Gemeindesituationen auch doch sehr unterschiedlich: Kleinstadt dort, „vor den Toren Freiburgs“ hier; Elztal dort, Rheintal hier. Kandel und Kaiserstuhl sind auch nicht wirklich vergleichbar. Nein, trotz der geringen Entfernung ist es einfach anders und damit auch ein Neuanfang in Umkirch.

BZ: In Umkirch werden Sie je zur Hälfte Gemeindepfarrer und Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene in Südbaden sein. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Lepper: Auf die Verbindung der beiden Aufgabengebiete! Tatsächlich bin ich sehr gerne Gemeindepfarrer, aber ich strecke auch gerne die Nase über den Tellerrand hinaus. Die Kombination der beiden Aufgabengebiete ist daher für mich sehr reizvoll. Und nachdem, was ich gehört habe, freut sich die Gemeinde in Umkirch auch, wenn ab und zu „die große weite Welt“ im Gemeindezentrum zu Gast ist.

BZ: Gibt es Ideen und Impulse aus bisherigen beruflichen Stationen, die an Ihrem neuen Wirkungsort Anwendung finden könnten?
Lepper: Gute Ideen gibt es überall. In meiner Zeit in Frankreich haben wir schon vor 15 Jahren auf ein Zusammenwachsen der Gemeinden und eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Pfarrpersonen gesetzt – das kommt mir in den anstehenden Gesprächen über Kooperationsräume im Kirchenbezirk zugute. In Waldkirch konnte ich die Badische Landeskirche kennenlernen, und es galt dort, die Kirche umzubauen. Das ist eine wahnsinnig spannende Frage: Wie baut man eine Kirche für das 21. Jahrhundert? Eine mögliche Antwort finden Sie nun in der evangelischen Kirche von Waldkirch. In all den unterschiedlichen Rahmenbedingungen geht es aber immer um das Gleiche: die Menschen in ihrem Suchen nach dem Sinn des Lebens zu begleiten, in den schweren Momenten beizustehen und gerade auch in den Krisenzeiten die Hoffnung hochhalten: Wir glauben nicht daran, dass die Welt dem Untergang geweiht ist, sondern dass Gott der Welt freundlich zugewandt ist. Aber wir wissen auch, dass diese Welt (noch) nicht dem entspricht, was Gott für alle Menschen will. Daraus entsteht dann ein Arbeitsauftrag.

BZ: Vor gut einer Woche sind Sie von der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen aus Karlsruhe zurückgekommen. Was konnten Sie von dort mitnehmen?
Lepper: Wir hatten sehr intensive Gespräche, und wenn wir die Bibel mit den Augen von Menschen aus anderen Ecken der Welt lesen, dann schließen sich die bekannten Texte wieder ganz neu auf. Und ich habe die Bandbreite der christlichen Gottesdienstarten wieder als sehr bereichernd erlebt. Gottesdienst lässt sich auf so viele verschiedene Arten feiern: von evangelikal-charismatisch bis traditionell-orthodox, von afrikanisch-fröhlich bis streng rituell ist die Spannweite enorm – und jede Tradition bringt etwas Wertvolles mit ein. Unsere „badischen“ Gottesdienste sind nur eine Art von vielen, das darf man sich immer wieder einmal in Erinnerung rufen. Und auch Sachthemen sind auf der Vollversammlung im Licht des Wortes Gottes diskutiert worden – sehr wohltuend, wenn anderswo immer nur von Sachzwängen die Rede ist. Was ist eigentlich unsere Vision, wo sollen/wollen wir als christliche Gemeinschaft weltweit hin?

BZ: Ihre Frau ist Pfarrerin in einer anderen Gemeinde. Wie oft wird zu Hause über Religion und Kirche diskutiert?
Lepper: Ja, meine Frau ist ebenfalls Pfarrerin – aber wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, in verschiedenen Gemeinden Dienst zu tun. Jeder tut das in seiner Gemeinde unabhängig. Und am Abendbrottisch – wenn wir denn gemeinsam essen können und keine Abendveranstaltungen haben – gibt es mit den Kindern reichlich andere Themen. Da darf die Arbeit dann auch mal draußen bleiben.
Einführung im Gottesdienst am Sonntag, 18. September, um 16 Uhr, anschließend gibt es einen Stehempfang auf der Wiese neben dem Gemeindezentrum.