„Ich brauche nicht nur den Schreibtisch“
Dekan Rainer Heimburger verlässt den Breisgau und widmet sich künftig einer neuen Aufgabe im Oberkirchenrat Karlsruhe
Region Freiburg. Dekan Rainer Heimburger wechselt zum Oktober vom Evangelischen Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald in den Oberkirchenrat Karlsruhe. Dort tritt er eine Projektstelle an, die sich mit der Weiterentwicklung von Kasualien befasst. Heimburger wird diese Woche in Bad Krozingen verabschiedet.
Unter Kasualien versteht die Evangelische Kirche Deutschland Gottesdienste, die anlässlich wichtiger Stationen im Leben von Menschen gefeiert werden, etwa Taufe, Konfirmation, Trauung oder Beerdigung. „Die Frage wird sein, wie wir hier die Praxis weiterentwickeln und noch menschenfreundlicher gestalten wollen in einer inzwischen stark individualisierten Gesellschaft“, erläutert Heimburger seine neue Aufgabe. Dabei wird er sowohl in der strategischen Ausrichtung als auch in der praktischen Erprobung von neuen Formen und Formaten als Pfarrer tätig sein.
Nach insgesamt 23-jähriger Tätigkeit als Dekan war die Anfrage vom Oberkirchenrat an ihn eine Möglichkeit, „mit der man sich auseinandersetzt“, so der in Engen im Hegau in eine Arbeiterfamilie geborene Heimburger. „Und mit 64 Jahren nochmal etwas Neues beginnen zu können, auf das man richtig Lust hat, ist ein Privileg.“ Er gehe mit einem wehen Herzen, freue sich aber, dass es auf der Zielgeraden seiner beruflichen Karriere nochmal ein verlockendes Angebot gebe.
Bevor Heimburger vor knapp acht Jahren in den Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald mit seinen 33 Kirchengemeinden kam, war er Dekan des Kirchenbezirks Ladenburg-Weinheim, der heute Neckar-Bergstraße heißt. Mit dem geografischen war auch ein Rollenwechsel verbunden. War er zuvor noch mit einer halben Stelle als Gemeindepfarrer tätig gewesen, hatte er nun die Rolle des hauptamtlichen Dekans inne. „Das war schon eine Umstellung.“ Kompensiert habe er dies, indem er sehr viel im Dekanat herumgekommen sei. „Ich brauche nicht nur den Schreibtisch, sondern auch die Gemeinde“, sagt der Dekan.
Nach schwierigen Phasen gefragt, fallen Heimburger in seiner zurückliegenden Amtszeit keine ein. Gleichwohl ist auch der Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald von den allgemeinen Entwicklungen der Evangelischen Kirche Deutschlands der vergangenen Jahre betroffen, etwa von sinkenden Mitgliederzahlen oder unbesetzten Pfarrstellen. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, hat die Evangelische Kirche Baden im Frühjahr den Strategieprozess Ekiba 2032 ausgerufen, den Heimburgers Nachfolger oder Nachfolgerin für den Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald mitgestalten wird.
Seine Aufgabe als Dekan habe er so verstanden „immer wieder etwas möglich zu machen und den Raum zu geben, etwas auszuprobieren“, so Heimburger. Als besonders beglückend habe er es empfunden, dass gemeinsam mit den Pfarrerkolleginnen und -kollegen ein einwöchiges Konficamp etabliert werden konnte. Das ist ein mehrtägiges Angebot für Konfirmanden, bei dem junge Menschen außerhalb des Konfirmandenunterrichts ihren Glauben und ihre Spiritualität erleben können. „Sehr schön war auch das Reformationsjubiläum 2017, wo wir thematisch miteinander arbeiten konnten“, erinnert sich Heimburger. Für ihn sei es immer ein Herzensanliegen gewesen, mit den Kolleginnen und Kollegen, ergänzend zur praktisch-seelsorgerischen Tätigkeit, theologisch zu arbeiten. Der Umstand, mit sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet zu haben, gehört ebenso zu den schönen Dingen wie die hervorragende Lebensqualität in der Region, für die Heimburger dankbar ist.
Als sensationell empfand der scheidende Dekan die ökumenische Zusammenarbeit mit dem hiesigen katholischen Dekanatsteam bei der Gestaltung des ökumenischen Kirchenangebots für die Landesgartenschau 2022 in Neuenburg. „Das war Spitzenklasse“, sagt Heimburger mit einer Begeisterung in der Stimme, die sogar über die Distanz einer Videoschaltung greifbar ist.
Am Freitag, 23. September, wird Rainer Heimburger in der evangelischen Kirche Bad Krozingen verabschiedet. Beginn ist um 18 Uhr.