Am Sonntag bleibt die Kirche kalt
Von unserem Mitarbeiter Volker KnopfWeingarten/Stutensee. Die Energiekrise trifft naturgemäß auch die Kirchen im nördlichen Karlsruher Landkreis. Wie lässt sich Gas einsparen – darüber machen sich viele Gemeinden aktuell Gedanken. Zwei konkrete Maßnahmen haben etliche der befragten Gemeinden auf dem Zettel: die Temperatur in der Kirche während des Gottesdienstes abzusenken und die Außenbeleuchtung abzuschalten.
Noch nichts Konkretes kann Pfarrer Jens Maierhof der Katholischen Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten vermelden. „Der Stiftungsrat trifft sich in den nächsten Tagen, dann steht das Thema auf der Agenda.“ Eine Idee könnte sich allerdings konkretisieren. So gibt es den Gedanken die Sonntagsmesse gemeinsam mit den Protestanten zu zelebrieren. „Das stärkt einerseits die Ökumene, andererseits kann eine Kirche geschlossen bleiben und wir würden Energiekosten sparen“, macht er eine nachvollziehbare Rechnung auf.
In der Katholischen Gemeinde in Pfinztal bleibt der Kirchturm in Wöschbach unbeleuchtet. Und: Im Kirchraum wird die Temperatur gedrosselt. „Die Menschen kommen ja warm angezogen oder mit Funktionskleidung zur Messe. Aktuell haben wir rund 16 bis 17 Grad“, berichtet Pfarrer Thomas A. Maier. Kürzlich hat das Erzbistum Freiburg empfohlen, die Temperatur während diesem Winter auf zehn Grad Celsius zu begrenzen. Das kann sich auch Maier vorstellen. Soweit zu gehen, dass Decken ausgegeben werden müssen, will er nicht. Eine Maßnahme, um Energie zu sparen, wurde in Kleinsteinbach umgesetzt: Die Kirche wurde von Halogen auf LED-Leuchten umgerüstet.
Ebenfalls an die Richtlinien des Erzbistums möchte sich Albert Striet, Pfarrer der Seelsorge-Einheit Karlsruhe Hardt halten. „Wir wollen und müssen Gas einsparen. Die Vorgaben des Erzbistums sind unsere Richtschnur“, so Striet. Zwischen zehn und zwölf Grad kann er sich vorstellen. Künftig wolle man die Gebäude noch kritischer in Bezug auf Klimaneutralität betrachten. Die Außenbeleuchtung hat die Neuapostolische Kirche in Berghausen abgeschaltet. Hier gibt es ebenfalls Überlegungen, Gottesdienste – innerhalb der neuapostolischen Gemeinden – zusammenzulegen.
Bislang beträgt die Temperatur im Gotteshaus etwa 21 Grad. Daran zu rütteln sei schwierig. Im Gegensatz zur evangelischen oder katholischen Kirche legen die Gemeindemitglieder ihre Jacken ab. „Unsere Kirche hat eher die Funktion eines Wohnzimmers“, sagt der Gemeindevorsitzende Klaus Müller. Aber auf rund 18 Grad zu senken, sei eine Option. Neben der Deckensanierung wurden Neonröhren durch LED-Lampen ersetzt.
Einen Schritt weiter als etliche Gemeinden in der Hardt ist die Evangelische Kirche Friedrichstal. Gemeinsam mit der Kommune wurde ein Nahwärmenetz mit zentraler Pellet-Heizung implementiert. Diese versorgt Kirche, Gemeinde- und Pfarrhaus sowie Heimatmuseum. „Wir hatten die Energieberatung damals im Haus. Vor viereinhalb Jahren haben wir das Projekt initiiert und umgesetzt“, erklärt Pfarrer Lothar Eisele. Ihm ist kein derartiges Projekt im Kirchenbezirk der Region Karlsruhe bekannt.
Am 25. September anlässlich des „Energiewendetags BW“ wird die Öko-Aktion aus Stutensee als Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden präsentiert. Nach dem Gottesdienst um 11 Uhr wird eine Besichtigung der Pellet-Anlage möglich sein. Zudem wird es Info-Stände geben. Um 11.30 Uhr schließt sich eine Menschenkette entlang des Wärmenetzes an. Eine weitere Maßnahme in Friedrichstal, um CO2 zu sparen: „Eine halbe Stunde vor einer Zusammenkunft beispielsweise im Gemeindehaus wird die Beheizung begonnen, eine halbe Stunde vor Schluss beendet. Alles übers Internet“, so Eisele.