„Hörst du nicht die Glocken?“
Neue Ausstellung in der Klosterkirche möchte sensibilisieren – Es geht um den Erhalt der Tradition und um einen Aufruf zum Friedensgebet
Von Christiane Barth
Lobbach-Lobenfeld. Handys klingeln, technische Geräte geben ständig Töne von sich und machen allerorts auf sich aufmerksam – doch wer hört heutzutage noch die Glocken läuten? Genau diese Frage stellt die aktuelle Ausstellung in der Klosterkirche, die im Rahmen des Klosterfestes eröffnet wurde.
Die Glocken der Klosterkirche sind verlässlich: Sie läuten täglich um 6, 12 und 18 Uhr. Günter Schuler, der von 1980 bis 2003 evangelischer Pfarrer in der Gemeinde war und jetzt als Ruheständler Zweiter Vorsitzender der „Freunde der Klosterkirche“ ist, eröffnete die Ausstellung. Sie ist ein ökumenisches Projekt und von den „Freunden der Klosterkirche“ sowie dem „Gemeindeteam der Herz-Jesu-Kirche“ initiiert. Nach einer Abendandacht mitten im Ausklangs-Trubel des Klosterfestes ging es tief hinein in die Geschichte und die Bedeutung der wuchtigen Klangkörper.
Warum läuten die Glocken oft in Drei-Stunden-Abschnitten? „Das hängt sehr viel mit biblischen Berichten zusammen, unter anderem auch mit dem Karfreitag“, erklärte Schuler den Besuchern bei der Ausstellungseröffnung. Den Glocken der Klosterkirche, der Herz-Jesu-Kirche sowie des Rathauses, welche früher eine Schulglocke war, ist dabei jeweils ein eigenes Info-Plakat gewidmet.
Schuler verwies auch auf einen Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung aus dem Jahr 1955, der ebenfalls auf ein Plakat gepinnt ist und die Überschrift trägt „Ganz Lobenfeld war auf den Beinen“. Dieser Bericht beschreibt die Glocken-Weihe des größten, 200 Kilogramm schweren Bronze-Klangkörpers, der den Ton „d“ erzeugt. Als „große Schwester“ der während des Weltkrieges im Turm verbliebenen kleinen Glocke wird das neue Bauteil darin bezeichnet. Schuler rief nun die Bevölkerung dazu auf, nachzuforschen, ob im Familienalbum möglicherweise noch ein Foto von diesem Ereignis schlummert, da der Kirchengemeinde lediglich das Foto aus der Zeitung geblieben sei.
Die Ausstellung skizziert auch die Sanierung des Glockenstuhls in der Klosterkirche. 2002 wurde so auch ein drittes Glockenblatt eingebaut, das auf den Ton „b“ gestimmt wurde und mit der Inschrift „In Erinnerung an Elisabeth Silbereisen und Martin Bure“ versehen wurde. Die älteste Glocke in der Klosterkirche wurde im Jahr 1925 gegossen, wiegt 105 Kilogramm und schlägt den Ton „f“ an.
Zu sehen sind weiterhin anmutende Bilder von Lobbacher Bürgern. Mehrfach erwähnt ist auch die Ehrenbürgerin Doris Ebert, die 2021 im Alter von 93 Jahren verstorben ist und welche die Erforschung des ehemaligen Zisterzienser-Klosters maßgeblich geprägt hatte.
Die Frage „Hörst du nicht die Glocken?“ in den Kirchengemeinden zu thematisieren, sei ursprünglich vom Orgel- und Glockensachverständigen Dr. Martin Kares im Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe gekommen, berichtete Schuler. Kares habe die Klosterkirche bereits besucht, und so sei schließlich die Idee für die Ausstellung entstanden.
Damit wolle man in der Bevölkerung das Bewusstsein für den Sinn des Geläutes schärfen beziehungsweise dieses zurückholen – und dieses gleichzeitig als neuerliche Einladung zu Andachten und Gottesdiensten verstanden wissen, verdeutlichte Schuler. Zudem sollten die Klänge aus dem Kirchturm wieder ihre Bedeutung zurück erhalten als eine „Begleitung auf dem Lebensweg“ .
Und nicht zuletzt sei mit den Tönen auch der Aufruf zum Beten verbunden, um so zu vereinbarten Läute-Zeiten ein ökumenisches Gebetsnetz zu bilden in dieser „so friedlosen Zeit“. Schuler setzt da außerdem auf den „Welt-Ökumene-Gipfel“ in Karlsruhe, der am heutigen Mittwoch beginnt. Der ehemalige Pfarrer Lobbachs hofft, dass ein Zeichen des Friedens von Karlsruhe ausgehen möge. Ganz nach der Botschaft, die als Inschrift der größten Glocke in der Klosterkirche mit deren Klang verbreitet werden soll: „Christus ist unser Friede.“
An der Gestaltung der Andacht wirkten außerdem Barbara Hetzel, Hartmut Mäurer, Sigrid Rutsch und Helga Zimmermann mit.
Info: Zu besichtigen ist die Ausstellung täglich während der Öffnungszeiten der Klosterkirche, also von 10 bis 18 Uhr, bis einschließlich 11. September, dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals. Danach zieht die Ausstellung um und wird in der katholischen Kirche fortgesetzt.