Badische Zeitung Rheinfelden, Wiesental, 26.08.2022

 

Weiterer Zuschuss für die Orgelsanierung

Freude in Schwörstadt: Deutsche Denkmalstiftung verspricht 50000 Euro für Fridolin Merkels erstes gebautes Instrument

Von Rolf Reißmann
SCHWÖRSTADT-DOSSENBACH. Der Mittwoch war in Dossenbach ein regelrechter Festtag sowohl für die politische als auch für die evangelische Kirchengemeinde. Markus Müller, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Denkmalstiftung in Baden-Württemberg, überbrachte eine Förderzusage von 50000 Euro für die Sanierung der Orgel. Die Gesamtkosten für ihre dringend erforderliche Instandsetzung werden derzeit mit rund 200000 Euro kalkuliert. Dieses Geld muss die Gemeinde aufbringen, denn die Eigentumsverhältnisse sind in Dossenbach anders als andernorts.
Als 1851 ein Dorfbrand in Dossenbach auch die Kirche zerstört hat, strebten die Einwohner an, möglichst schnell wieder ein Gotteshaus zu errichten. Um nicht erst auf Geldgeber warten zu müssen, legten sie ihr Vermögen zusammen. Bereits 1857 konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Allerdings nur das Gebäude, etliches Zubehör fehlte noch, auch eine Orgel.
Als Erbauer für ein solches Instrument konnte der Freiburger Orgelbauer Fridolin Merklin gewonnen. 1862 wurde dann ein Vertrag geschlossen, in dem die Zahlung von 1790 Florin für den Handwerker vereinbart wurden. Demzufolge gehört die Orgel heute der politischen Gemeinde und muss von ihr erhalten werden. Nach diversen Unterlagen wurde die Orgel noch im selben Jahr fertig gestellt.
Dieses Instrument war das erste, das Fridolin Merklin baute, es blieb aber auch die einzige vollständig unter seiner Leitung errichtete Orgel. In den ersten Jahrzehnten, etwa bis 1900, führte Merklin mit seiner Firma auch die Wartung der Orgel aus, doch später übernahmen andere Handwerker diese Aufgaben. Mitunter, so zeigt es sich heute, wurden diese Inspektionen und Reparaturen nicht immer so gewissenhaft ausgeführt, wie sie eigentlich erforderlich gewesen wären. Deshalb ist die Substanz ziemlich angegriffen.
Herbert Deininger, Orgelbeauftragter der evangelischen Landeskirche für Südbaden, spielte am Mittwoch drei sehr unterschiedliche Stücke und führte damit sowohl den viel gepriesenen Wohlklang als auch die Schwachstellen vor. So fallen mitunter, vor allem im tieferen Bereich, Töne aus, beim Spiel sind durchweg ziemlich laute Windgeräusche zu hören und die Tasten des Manuals lassen beim Anschlag sehr unterschiedliche Widerstände spüren. Erheblich angegriffen sind die tragenden Holzteile der Orgel. Die Windmaschine ist nicht mehr sehr leistungsfähig, bei kraftvoll zu spielenden Stücken, die etwas länger dauern, fehlt recht bald die Luft.
Markus Müller begründete noch, warum die Förderung der Denkmalstiftung Baden-Württemberg doch recht großzügig ausgefallen ist. „Diese Orgel entstand als Bürgerinstrument, sie ist in ihrer Konstruktion selten, vielleicht sogar einmalig und deshalb unbedingt erhaltenswert“, sagte er. „Für die Entscheidung, dass die Stiftung einen großen Betrag beisteuert, trug auch die Bereitschaft der Bevölkerung und zahlreicher Spender aus Schwörstadt und Umgebung bei, die Sanierung finanziell zu unterstützen. Dies bestätigt das breite öffentliche Interesse daran, diese einmalige Merklin-Orgel unbedingt zu erhalten.“
Von Fachleuten wurde sie als Instrument von nationaler Bedeutung bewertet. Liane Klingler, Vorsitzende des Kirchengemeinderates und seit 2001 Organistin, bezeichnete sie als liebenswertes Dorfinstrument. Obwohl bisher rund 125000 Euro an Spenden und Förderungen eingegangen sind, reicht dieser Betrag noch nicht aus. Die Gemeinde kann angesichts sehr dringender Investitionen in die Infrastruktur selbst keinen großen Anteil zur Orgelsanierung beitragen. So sind auch weiterhin Spender gesucht, sowohl Firmen und Institutionen als auch private.
Ebenso könnten in den kommenden Monaten Benefizkonzerte in der Pelagiuskirche stattfinden, deren Erlöse der Sanierung zugutekommen. Das könnten Konzerte auf anderen Instrumenten sein, aber erfreulicherweise gibt es auch Organisten, die trotz der musikalischen Macken gerne die Merklin-Orgel zum Klingen bringen.