Hirschlanden will seine Pfarrstelle erhalten
Evangelische Kirche: Randgemeinden müssen sich wegen Umstrukturierung für einen Kooperationsraum entscheiden. Personal wird gekürzt
Von Maren Greß
Hirschlanden. Es gibt zu viel Arbeit für zu wenige Ehrenamtliche. Das trifft nicht nur die Sportvereine, sondern auch die Kirchen. „Wir haben große Nachwuchsprobleme“, sagte Dekan Rüdiger Krauth. Die evangelische Landeskirche hat deshalb einen Transformations- und Reduktionsprozess angestoßen. Personal muss gekürzt, Gebäude müssen abgeschafft und der Haushalt muss reduziert werden.
Das hat zur Folge, dass die Kirchenbezirke in sogenannte „Kooperationsräume“, also Regionen, aufgeteilt werden sollen. Für den Bezirk Adelsheim-Boxberg wurden drei Regionen festgelegt: der Raum „hellblau“ (Hardheim, Walldürn, Buchen), der Raum „grün“ (Adelsheim, Osterburken, Ravenstein, Rosenberg) und der Raum „dunkelblau“ (Boxberg, Ahorn, Krautheim). Kirchengemeinden, die an den Rändern der Kooperationsräume liegen, sollen sich entscheiden, welcher Region sie künftig zugeordnet werden wollen.
Gemeinsames Pfarramt
Eine der Kirchengemeinden, die diese weitreichende Entscheidung treffen muss, ist Hirschlanden. Politisch gehört Hirschlanden nämlich zu Rosenberg, kirchlich eher zu Ahorn. „Hirschlanden und Hohenstadt gehören seit über 100 Jahren zu einem Pfarramt, Eubigheim stieg 2001 mit ein“, erläuterte Rüdiger Krauth. Die Entscheidung wollte man gemeinsam mit den Mitgliedern der Kirche treffen, weshalb der Dekan und zugleich auch Ortspfarrer gemeinsam mit Ortsvorsteher Martin Herrmann zu einer Bürgerversammlung eingeladen hatte. Rund 30 Gläubige waren zu dieser Infoveranstaltung ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen.
„Es geht um die Zukunft der Pfarrstelle“, wurde im Vorfeld angekündigt. Nachdem nämlich die Kooperationsräume im Herbst von der Bezirkssynode endgültig beschlossen werden sollen, geht es an die Umsetzung – und an die Kürzungen. Derzeit hat der Kirchenbezirk 16 Pfarrstellen, bis 2026 sollen es nur noch zwölf sein. Der Kürzungsbereich laste laut Krauth auf den Räumen „grün“ und „dunkelblau“. „Wir müssen uns Gedanken machen, welche Folgen unsere Entscheidung hat“, fasste der Dekan die „Aufgabe“ des Abends zusammen. Deutlich wurde: Wenn sich Hirschlanden für den Kooperationsraum „grün“ entscheidet und damit für die Gesamtgemeinde Rosenberg, stehen die Chancen schlecht, die Pfarrstelle zu behalten. Die Kommune wäre dann schlichtweg zu klein für zwei Pfarrstellen. Bei einer Entscheidung für „dunkelblau“ – also für die Region Boxberg – stünden die Chancen besser.
„Wir sollten alles Mögliche tun, um unsere Pfarrstelle zu erhalten“, betonte Martin Herrmann. Uli Herrmann pflichtete ihm bei: „Wir sollten nicht kampflos aufgeben.“ Für eine Zugehörigkeit zu Ahorn und Boxberg spreche zudem die langjährige Zusammenarbeit mit Hohenstadt und Eubigheim. „Die dürfen wir nicht außer Acht lassen“, sagte Heike Kunst-Herrmann.
Eine andere Meinung teilte Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matoushek: „Die Kooperationsräume spielen für mich keine Rolle.“ Er fände es wichtiger, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um an der Zukunft zu bauen. Die Kirchengemeinden Sindolsheim-Rosenberg und Hirschlanden hätten für ihn langfristig gesehen die richtige Größe für eine gemeinsame Kirchengemeinde. „Die Landeskirche hat jedoch entschieden, dass wir uns für einen dieser Kooperationsräume entscheiden müssen“, entgegnete ihm der Ortsvorsteher. Eine Zuordnung zu „dunkelblau“ schließe eine Kooperation mit Rosenberg und Sindolsheim auch künftig nicht aus, betonte Rüdiger Krauth.
Im Vorfeld zur Versammlung habe man sich die Meinung des Ortschaftsrats und der Hirschlandener Mitglieder des Gemeinderats eingeholt. Diese würden eindeutig zum Kooperationsraum mit Ahorn und Boxberg tendieren. In diese Richtung ging auch die Meinung der Gläubigen: Einstimmig sprachen sie sich für eine Zugehörigkeit zu „dunkelblau“ aus.
Offizielle Abstimmung im Herbst
Eine offizielle Entscheidung war das aber noch nicht. Diese wird erst im Herbst bei einer Abstimmung fallen. „Die Versammlung diente dazu, ein Stimmungsbild einzuholen“, so Krauth. Und die Stimmung geht eindeutig in Richtung „dunkelblau“. Nur so sehen die Gläubigen aus Hirschlanden eine Chance, ihre Pfarrstelle zu erhalten.