Das Positive sehen
Die Protestanten im Mannheimer Süden haben derzeit ja Einiges zu stemmen: ein Neubauprojekt an der Versöhnungskirche, das liebgewordene Strukturen nicht nur baulich mächtig durcheinander wirbelt, und die schwierige Nachfolge-Suche für Pfarrer Uwe Sulger. Das alles sind in der Tat große Herausforderungen. Zu Verzagtheit besteht dennoch kein Anlass. Im Gegenteil.
Dabei sollen die Probleme hier nicht verschwiegen werden. Der Umbau an der Kirche wird vieles verändern, und nicht nur zum Besseren. Etwa kleinere Räumlichkeiten mit sich bringen, wohl auch neue Abläufe. Und keiner weiß, wer neu auf die Pfarrstelle kommt. Wird er/oder sie mit den anderen Akteuren der Gemeinde harmonieren? Zur Rheinau passen? Man kann nur hoffen, dass es eine Persönlichkeit wird wie der Pfingstberger Pfarrer Hansjörg Jörger, der sich mehr denn je als unverzichtbarer Anker im Gemeindeleben erweist.
Doch auch für die Zukunft überwiegt eher das Positive. Denn zunächst einmal ist es eine gute Nachricht, dass Dekanat in Mannheim und Oberkirchenrat in Karlsruhe zugestimmt haben, die Stelle von Sulger wieder zu besetzen. Damit wird die Zahl der Geistlichen auf der Rheinau gleich bleiben – nicht selbstverständlich angesichts der Finanzlage der evangelischen Kirche.
Und angesichts dieser Lage ist sogar das Neubauprojekt, ungeachtet seiner Probleme, etwas Positives: Denn in die Rheinauer Gemeinde wird investiert, und das nicht zu knapp. Damit ist der Standort Versöhnungskirche im Grunde langfristig gesichert.
Und er ist ja nicht der einzige: Aufgrund ihres überregionalen Renommees ist eigentlich auch die Pfingstbergkirche sakrosankt. Und sogar die kleine Martinskirche in Rheinau-Süd scheint nicht akut gefährdet. Im Konzept der Gesamtkirchengemeinde bekam sie zwar nur den Status C, was bedeutet, dass nichts mehr in sie investiert wird. Aber das ist ohne praktische Folgen. Denn sie ist ja erst vor wenigen Jahren komplett umgebaut worden. Große Investitionen sind hier in absehbarer Zeit gar nicht nötig. Sie kann also noch lange bleiben.
So ist die Ausgangsposition für die Rheinauer Protestanten ja gar nicht so schlecht: Sie haben weiterhin drei Kirchen und die gleiche Zahl an Geistlichen. Nun gilt es für alle Beteiligten einfach, das Beste daraus zu machen – in einem Umfeld, in dem christlicher Glaube immer mehr an Bedeutung verliert. Aufgeben, Resignieren kann nämlich keine Option sein. Jedenfalls nicht für engagierte Christen.