Mannheimer Morgen Stadtausgabe, 21.07.2022

 

Schwitzen bei mehr als 50 Grad

Heddesheim: Die Dachdeckerarbeiten an der Evangelischen Kirche gehen zu Ende. Die Sanierung des Gebäudes kostet mehr

Von Martin Tangl

Viele Heddesheimer haben kunstvoll Schieferplatten für das Dach der evangelischen Kirche graviert. Klara, Paulina und Henry – drei mit diesen Namen versehene Bauteile werden jetzt noch mit anderen grauen Tafeln auf dem First über der Apsis verlegt. „Dann noch drei kleine Ecken – und wir sind nächste Woche fertig“, sagt Uwe Pöhlmann, der mit seinem Kollegen Frank Hennig die Restarbeiten am Kirchendach erledigt.

Seit dem Spätsommer 2021 deckt die Thüringer Fachfirma aus Bad Lobenstein das Dach vom Turm bis zur Apsis, unterbrochen nur von einer Pause im Winter. Pfarrerin Franziska Stoellger, ihr Kollege Dierk Rafflewski, Architekt Wolfgang Kessler sowie Claus Herzog mit dem Bauausschuss verabschiedeten am Mittwoch die Handwerker – und zogen vorläufige Bilanz zur rund 700 000 Euro teuren Sanierung.

Heiß ist es auf dem Kirchendach. Uwe Pöhlmann hat ein Thermometer auf dem Schiefer ausgelegt und weit über 50 Grad gemessen. „Das ist schon extrem“, seufzen die Spezialisten aus dem Thüringer Wald. Ungefähr 20 Tonnen Schiefer haben sie in den vergangenen Monaten verbaut. In Spitzenzeiten waren bis zu sechs Handwerker auf dem Dach. Gewohnt haben die Männer in einer Pension in Weinheim – und sind mit ihrem Transporter jeden Donnerstag zurück in die Heimat gefahren.

„Solche Spezialisten für Schieferdächer gibt’s immer weniger“, berichtet Dierk Rafflewski. Er und sein Kirchengemeinderat seien aber froh, sich für dieses Material entschieden zu haben, nachdem die Kirche 70 Jahre mit Ziegeln gedeckt war. „Auch das Landesdenkmalamt hat uns empfohlen, zum historischen Aussehen der Kirche zurückzukehren“, sagt der Pfarrer. Außerdem passe der graue Naturbaustoff gut ins Ensemble mit dem Gemeindezentrum. „Auch ist Schiefer länger haltbar und widerstandsfähiger“, erklärt Bauausschuss-Vorsitzender Claus Herzog.

„Und die Mehrkosten der Schieferdachdeckung haben sich in Grenzen gehalten“, betont Rafflewski. Teurer wird die Kirchendachsanierung auf alle Fälle, Architekt Wolfgang Kessler rechnet mit zusätzlichen Ausgaben von rund 80 000 Euro. „Da können wir nichts dafür, diese Teuerungen werden auch nicht von der Landeskirche mitgetragen“, seufzt der Pfarrer. So habe beispielsweise die Reparatur der Turmkreuzes Mehrkosten verursacht, weil die Verankerung nicht mehr sicher war und mit einer neuen Verblendung fixiert werden musste. Grundsätzlich sei er jedoch froh, dass die Sanierung überhaupt von Karlsruhe damals noch bewillig worden sei: „Im Moment werden von der Landeskirche nur noch Notfallmaßnahmen bezuschusst!“

Nach der Dachsanierung und der Reparatur der Turmuhr soll noch die Orgel auf Vordermann gebracht werden. Auch ein historisches Mäuerchen zum Kirchgarten hin wartet auf eine Sanierung. „Immerhin noch ein Teil der historischen Kirche“, so Rafflewski. All das kostet, doch die örtliche Kirchenleitung ist zuversichtlich, mit Hilfe des Kirchengemeinderates, Spenden und angesparter Rücklagen auch diese Herausforderungen stemmen zu können. „Wir kommen da nicht in die Bredouille“, versichert Rafflewski.