Südkurier Überlingen, 27.06.2022

 

Kleine Friedensprojekte im Schatten des Krieges

Religionspädagogische Medienstelle zeigt Ausstellung „Frieden machen“ als Angebot für den Schulunterricht

VON HANSPETER WALTER

Überlingen – Kein Tag derzeit, ohne dass der Krieg ein Thema wäre. Umso wichtiger erscheint es dem Religionspädagogen und Schuldekan Bernhard Schupp gerade jetzt, an Beispielen rund um den Globus Wege zum Frieden aufzuzeigen. Auch wenn es meist nur zarte Pflänzchen sind, die da im Verborgenen gedeihen. Doch es gibt sie auch in schwierigem Umfeld, die kleinen erfolgreichen Projekte der Menschlichkeit, die Motivation für andere sein könnten.

Thematisiert werden diese jetzt unter dem Titel „Frieden machen – gelungene Beispiele aus aller Welt“ im Rahmen einer Ausstellung der religionspädagogischen Arbeitsstelle in Paul-Gerhardt-Haus im Jasminweg. Diese Beispiele aktiver Friedensarbeit von Brasilien und Kolumbien über den Libanon und Syrien bis nach Sri Lanka und die Philippinen wurden von der Servicestelle Friedensbildung der Landeszentrale für politische Bildung zusammengestellt, lange bevor Russlands seinen Krieg gegen die Ukraine begann.

„Natürlich ist man derzeit geneigt zu verzweifeln“, sagt Schupp vor dem aktuellen Hintergrund. Der lässt die Ausstellung in einem ganz anderen Licht erscheinen und die Fragen, die hier beantwortet werden. Wie überwinden Menschen persönliche Grenzen, um auf ihre Feinde zuzugehen? Warum gelingt manchen Jugendlichen der Ausstieg aus bewaffneten, radikalen Gruppen? Wo treten Frauen für ein Ende der Gewalt ein? Was können Fußball, Radio, Tanz und Streit zum Frieden beitragen? Die „Peace Counts“-Reportagen lenken den Blick auf kreative Lösungen und gelungene Kommunikation in Konflikten. Die Ausstellung zeigt Beispiele erfolgreicher Friedensprojekte aus rund 30 Konfliktregionen der Welt.

Für den Norweger Johan Galtung ist Frieden mehr als die Abwesenheit von Krieg, solange es noch Ungerechtigkeiten und Diskriminierung als strukturelle Gewalt gebe, wie Religionspädagoge Schupp erklärt. Für einen positiven Frieden müsse Gerechtigkeit ohne Armut möglich sein. Gemeinsam Fußball zu spielen oder ein fairer Boxkampf skizzieren hier schon die ersten Schritte zu einem fairen Miteinander, das sich auf die Gesellschaft übertragen könnte.

„Wir dürfen nicht resignieren und nur noch an Waffen denken“, sagt Bernhard Schupp und verweist auf Inseln des Friedens, die sich selbst in schwierigem Umfeld behaupten könnten. Die Beispiele sollen zur Auseinandersetzung der Schüler mit dem Thema anregen. Sei es im Gemeinschaftskunde-, Politik- oder Religionsunterricht. Ein Besuch der Ausstellung ist in der Medienstelle möglich, einzelne Elemente können auch zur Diskussion in der Schule ausgeliehen werden.