Taufen fast wie zu Jesus Zeiten
600 Besucher verfolgen die Predigt und das Ritual im festlichen Rahmen.
In die Reihen der Christengemeinschaft aufgenommen.
Claudia Keller | Pforzheim
Bei einem großen Tauffest im Pforzheimer Stadtgarten hat der evangelische Stadtkirchenbezirk rund 50 Taufen vorgenommen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind dabei in die Reihen der evangelischen Christengemeinschaft aufgenommen worden.
„Eigentlich war das Tauffest schon im Jahr 2020 geplant“, erklärte Pfarrerin Ruth Nakatenus kurz vor dem Taufgottesdienst. „Durch Corona mussten wir es zweimal verschieben. Deshalb sind manche Täuflinge auch schon etwas älter, weil sie zwei Jahre gewartet haben.“ Auf der Wiese beim großen Springbrunnen wurde extra eine Bühne aufgestellt, davor Stühle für die Familien der ursprünglich angemeldeten 52 Täuflinge. Einzelne Familien mussten wegen Corona allerdings kurzfristig absagen. Die Organisatoren rechneten am Sonntag trotzdem mit rund 600 Besuchern. Insgesamt 80 ehrenamtliche Helfer sorgten an diesem Tag dafür, dass die Familien mit ihren Gästen ein schönes Tauffest feiern konnten.Zur Premiere dieser besonderen Veranstaltung waren die Familien mit ihren Gästen auch zum Essen im Park eingeladen, finanziert durch eine zentrale Kollekte und Spenden. „Endlich ist der große Tag da“, freute sich Dekanin Christiane Quincke zum Auftakt des Gottesdienstes. Aus dem gesamten Stadtkirchenbezirk waren insgesamt zehn Pfarrer im Einsatz, von denen fünf rund um den großen Brunnen tauften, während die andere Hälfte die Taufe in der Nagold anbot. Pfarrer Andreas Quincke war mit Badesandalen ausgerüstet und hatte den Talar mit einem Gürtel etwas höher geschoben, als er in das seichte Uferwasser der Nagold stieg. An seiner Taufstation wurden die Kinder nicht nur mit Nagoldwasser getauft, sondern zusätzlich mit Wasser aus dem Jordan, in dem einst auch Jesus getauft wurde. „Unser Sohn hat das Wasser zur Geburt von einer Freundin geschenkt bekommen, die es von ihrer Israelreise mitgebracht hat“, erklärte Claudia Lang. „Wir haben es acht Jahre im Keller aufbewahrt.“ Auch Familie Tiedemann feierte mit
20 Gästen die Taufe ihrer Kinder Finn Karl-Heinz (fünf Jahre) und Emely (acht Jahre). „Eigentlich wollten wir die Kinder später selber entscheiden lassen“, erklärte Mutter Corinna Tiedemann. „Aber dann haben wir uns für dieses besondere Tauffest entschieden.“ Pfarrer Hans Gölz-Eisinger taufte am Brunnen sechs Kinder aus vier Familien. „Die Idee solcher Tauffeste stammt aus der evangelischen Akademie Loccum bei Hannover, wo das vor etwa 15 Jahren entwickelt wurde“, erklärte er und verriet, dass Taufen in der Nagold, anlässlich dem „Jahr der Taufe“ im Jahr 2011 auch schon einmal in kleinerer Form in der Stadtkirche und in Dillweißenstein angeboten wurden. „Mir macht das heute Spaß, hier können wir alle Register ziehen, mit den Kindern der Singschule und unserer Band Historymaker“, freute sich Gölz-Eislinger über das große Fest.
Pfarrer Daniel Kistner zeigte sich ebenso begeistert, auch über den außergewöhnlichen Ablauf der Taufen. „Es ist so lebendig“, stellte er erfreut fest. „Man konnte sich im Vorfeld nicht genau vorstellen, wie es wird, denn in einer Kirche ist sonst mehr Ordnung. Und jetzt war es genau so, wie das Leben ist – lebendig.“
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