Gottesdienst gedenkt der Toten durch Orkan „Lothar“
Von unserer Mitarbeiterin Veronika Gareus-KugelMesse wird unter einem Kreuz gehalten, das ein Förster zu Ehren zweier ums Leben gekommenen Kollegen aus dem Murgtal aufstellte
Gaggenau. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 schien in Gaggenau wie andernorts die Zeit stehen zu bleiben. Jahrhundertsturm „Lothar“ näherte sich der Region von Westen her und hinterließ Schneisen der Verwüstungen.
Die Narben, die das unvorhergesehene Wetterereignis im Murgtal und in seiner Umgebung in das Landschaftsbild geschlagen hat, sind längst verheilt. Doch es kamen auch Menschen zu Schaden oder ließen ihr Leben. Daran möchte der ökumenische Gottesdienst in den Salzwiesen bei Selbach am Sonntag, 3. Juli, erinnern. Beginn ist um 10 Uhr.
Die Stelle für die Messe wurde von der katholischen Seelsorgeeinheit Gaggenau-Ottenau und der evangelischen Kirche Gaggenau mit Bedacht gewählt. Zwei Forstarbeiter aus dem Murgtal kamen im Zusammenhang mit dem Sturmereignis und bei den sich daran anschließenden Aufräumarbeiten ums Leben.
Um ihrer zu gedenken, schnitzte ein Förster aus einer vom Sturm gebrochenen alten mächtigen Eiche ein Kreuz. Es steht immer noch an der gleichen Stelle und schon damals wurde dort ein Gedenkgottesdienst gefeiert.
Jede Familie, jeder Mensch aus der Gegend erinnert sich auf seine Weise an diesen späten Weihnachtsvormittag. Jeder kann dazu seine eigene Geschichte zu erzählen und weiß noch immer mit Bestimmtheit, wo er sich in diesem Moment aufgehalten hat, als das scheinbar Unbegreifliche über den Landstrich hinwegfegte.
Diakon Günter Egger war in der Nähe von Freiburg bei seiner Familie, erzählt dieser im Gespräch. Auf der Rückfahrt nach Selbach sei für ihn an der Wolfsschlucht Schluss gewesen. Bäume blockierten die Straße. Ein Umweg war zu fahren.
Seine evangelische Kollegin Nicola Friedrich traf es schon härter und zwar während eines ökumenischen Gottesdienstes. Es regnete Ziegel vom Kirchendach. Eine Freundin, die etwas auf dem Garagendach sichern wollte, wehte es wie ein Blatt herunter und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Mehr als 100.000 Festmeter Holz, gleichzusetzen mit ebenso vielen Kubikmetern, wurden von dem Jahrhundertsturm gefällt.
Die damalige Situation möchten Pfarrerin Nicola Friedrich und Diakon Günter Egger während des Gottesdienstes aufgreifen, genauso wie die Klimaerwärmung und die daraus resultierenden, immer häufiger auftretenden Wetterereignisse zum Schaden der Schöpfung.
Der Platz wurde vom Forstamt gerodet. Der Obst- und Gartenbauverein Selbach hilft ebenso bei der Organisation. Mit vor Ort wird auch Kreisamtsforstleiter Thomas Nissen sein und von den Ereignissen berichten.
Vor dem Hintergrund fehlender Stellplätze an der Stelle des Kreuzes am Ende des Höllbachtals, laden die Kirchengemeinden die Teilnehmer zu einer kurzen Wanderung ein. Die Gottesdienstteilnehmer aus Richtung Ottenau treffen sich um 9 Uhr auf dem Parkplatz beim Schützenhaus bei der Gaststätte Toskana in Ottenau. Der Weg ist ausgeschildert. Die Wanderer aus Selbach starten um 9.15 Uhr bei der Kapelle auf dem Selberg.
Für alle, die die Wanderung zu beschwerlich ist, gibt es einen Shuttlebus. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Fahrgäste aus Ottenau erhalten jeweils um 9 Uhr und um 9.30 Uhr die Gelegenheit zur Mitfahrt vom Parkplatz vor der katholischen Kirche in Ottenau aus. In Selbach wartet das Shuttle ebenfalls vor dem Gotteshaus auf Mitfahrer. Abfahrten sind für 9.10 Uhr und 9.40 Uhr geplant. Bei Sturm und heftigen Regen fällt die Veranstaltung aus.
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