Rhein-Neckar-Zeitung - Mosbacher Nachrichten, 29.06.2022

 

Ein Superheld mit Schuhtick

Pfarrer Volker Wahlenmeier beendet seinen Dienst in Aglasterhausen, Breitenbronn und Daudenzell

Von Stephanie Kern

Aglasterhausen. So richtig weg ist er noch nicht, verabschiedet hat sich Volker Wahlenmeier am Sonntag trotzdem. Der Pfarrer wird die evangelische Kirchengemeinde Aglasterhausen, Breitenbronn und Daudenzell zum 31. Juli verlassen, am Sonntag feierte er auf dem Marktplatz in Aglasterhausen unter freiem Himmel seinen offiziellen Verabschiedungsgottesdienst.

„Wo kommt ihr denn bitte alle her?“, fragte Wahlenmeier in die rund 150 Köpfe große Runde. Die Freude darüber, dass so viele Gemeindeglieder seinen Abschied begleiten wollen, war dem Pfarrer deutlich anzumerken. „Ich bin platt. Ihr seid echt ein genialer bunter Haufen.“ In seiner Predigt nahm Wahlenmeier einen Vers aus Psalm 121 in den Blick, ums Kommen und Gehen ging es, darum, dass Gott dabei ist. Ebenso wie die Schuhe, die das Liedblatt des Tages und den Altar schmückten. Gute Schuhe, Joggingschuhe und Wanderschuhe. „Wenn ich auf die letzten siebeneinhalb Jahre zurückblicke, was haben meine Schuhe wohl alles gesehen?“, fragte Wahlenmeier. „Dort, wo ich mit diesen Schuhen war, durfte ich Gott auf vielerlei Weise kennenlernen.“ Von den Joggingschuhen spannte Wahlenmeier den Bogen zum Kirchengemeinderat: „Joggen ist für mich keine Individualsportart, ich verbinde es mit dem Thema Freundschaft. Und diese Freundschaft habe ich auch in der Arbeit mit den Kirchengemeinderäten erlebt. Vielen Dank dafür!“ Für die Kirchengemeinden wünsche er sich, dass sie zu Orten werden, an denen Menschen ankommen können. „Diese Gemeinde soll weiter ein lebendiger Ort sein.“

Silke Dangel, Dekanatsstellvertreterin des evangelischen Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach, berichtete über Wahlenmeiers Werdegang – und gab einen Ausblick in seine Zukunft: „Sich von einer normalen Kirchengemeinde auf eine Stelle als Militärgeistlicher nach Bad Reichenhall berufen zu lassen, ist nicht gewöhnlich. Aber gewöhnlich bist du ja ohnehin nicht“, so Dangel. Am ersten Advent 2018 wurde er offiziell als Pfarrer in Aglasterhausen eingeführt, zuvor hatte er dort schon gewirkt, ein Jahr Elternzeit genommen (Dangel: „Das war für den ein oder anderen doch schwer zu akzeptieren: Elternzeit – als Mann!“). Wahlenmeier habe viele gute, auch digitale Ideen gebracht und es auch während der Corona-Pandemie geschafft, das Gemeindeleben am Laufen zu halten und gar zu neuer Blüte zu führen. „Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Dienst mit fröhlichem Herzen tust, mit einem Herzen, das auch in schwierigen Zeiten für Gott brennt.“

Die Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Ulrich Haaß, Albrecht Hellmuth und Monika Jüngert, verabschiedeten ihren Pfarrer ebenfalls: „Mit der Jugendarbeit hast du uns ein Fundament gegeben, um die Kirchenflucht zu stoppen“, betonte Hellmuth. „Die Nachricht war ein Schock für uns“, räumte Ulrich Haaß ein. Und Petra Jüngert betonte: „Wir waren nicht immer der gleichen Meinung, aber wir haben immer eine Lösung gefunden.“ Sie führten das an, was Wahlenmeier in der Kirchengemeinde bewirkt habe, besonders zu nennen waren dabei die Arbeit mit den Konfirmanden, die Wahlenmeier auf neue Füße gestellt und auf mehr Schultern verteilt habe, den Umbau der Daudenzeller Kirche, den er maßgeblich begleitet und für den er viele gute Ideen eingebracht habe. „Du hast uns mehr als Anwesenheit gegeben und wir sind froh, dass du unsere Kirchengemeinde ein Stück weit begleitet hast“, so Haaß abschließend.

Lobende Worte fand auch der katholische Pfarrer Josef Dorbath: „Seit ich Dich das erste Mal gesehen habe, sehe ich Dich strahlend und gut gelaunt.“ Für das Kommende wünsche er Gottes Segen und „Alles Gute“ – im Sinne von Römer 8,28: „Jenen, die Gott lieben, wird alles zum Guten gereichen.“ Aglasterhausens Bürgermeister Stefan Kron meinte: „Für mich sind Sie der Prototyp des Pfarrers der Zukunft. Mit Ihnen verliert die Gemeinde einen wichtigen Haltepunkt.“

Auch die Kinder und Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens „Regenbogen“ um Leiterin Silvia Schumacher hatten einen Programmpunkt vorbereitet und gaben ihrem Pfarrer einen Strauß mit Papierblüten und vielen guten Wünschen mit. Für die Grundschule Aglasterhausen hatte Natascha Lettau das „Auf Wiedersehen“ der Viertklässler mitgebracht – die 14 Buchstaben reichten nicht aus, um alle guten Eigenschaften des Pfarrers zu benennen.

Der „evangelische Superheld“ (O-Ton der Grundschüler) Wahlenmeier zeigte sich gerührt von so viel Lob, das er zurückgeben wollte: „Der Name des Pfarrers ist austauschbar, die Gemeinde ist entscheidend.“ Und die feierte ihren Pfarrer nicht nur mit Applaus, sondern nach dem offiziellen Teil auch noch ganz gemütlich.