Pforzheimer Zeitung, 25.06.2022

 

Neue Inseln in dem Not-Meer

Diakonie Pforzheim bietet 23 weitere Anlaufstellen für alle,
die Hilfe brauchen.

Frieda Vergin
| Pforzheim

Noch nie zuvor hat die Diakonie Pforzheim so viele Notinseln auf einmal eröffnet. 23 weitere kamen am Donnerstag zu den bereits bestehenden dazu. Insgesamt existieren nun in Pforzheim und im Enzkreis rund 550 bis 600 Notinseln, deutschlandweit gibt es bereits rund 40 000 Anlaufstellen für Kinder und Erwachsene, die Hilfe suchen.

Im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Pforzheim berichteten Dekanin Christiane Quincke, Sabine Jost, Geschäftsführerin der Diakonie Pforzheim, Frank Burghardt, Leiter der Kirchenverwaltung und Thomas Müller, Vertreter des Lions Club über das Notinsel-Projekt. Solche Zufluchtsorte befinden sich in Bäckereien, Apotheken, Läden, aber auch in fast allen Kindertagesstätten und Einrichtungen der evangelischen Gemeinde, sowie in der Kita Irenicus, dem Hort an der Sonnenhofschule und dem Haus der evangelischen Kirche in der Melanchtonstraße 1.

Bei den Notinseln handelt es sich um Anlaufstellen für Kinder und Bedürftige in Not, die barrierefreie Hilfe leistet. Die Kinder können dort Zuflucht suchen, falls sie zuhause Gewalt ausgeliefert sind oder in der Schule Mobbing erfahren. Die Inseln leisten auch kleinere Hilfestellungen wie etwa wenn sich ein Kind verlaufen, oder den Schlüssel verloren hat.

Zentrales Kommunikationsmittel des Projektes ist die sogenannte „Notinsel-App“, in der man die Standorte aller Notinseln in der Nähe abrufen kann und die ebenfalls einen Notruf-Button beinhaltet. Des weiteren besitzt jede dieser Anlaufstellen eine Handelsanleitung und Telefonnummern vom Jugendamt.

Auf diese Weise seien durchaus schon einige Straftaten verhindert worden und vielen Kindern sei geholfen worden, berichtete Müller. Wie erfahren die Kinder von den Notinseln? In der Schule und auch in den Kindergärten würden die Kinder mit dem Thema vertraut gemacht werden, dazu gäbe es beispielsweise Hausaufgabenhefte und Spiele, die sich mit den Notinseln befassen, erzählten Müller und Angela Cabras, Leiterin der evangelischen Kita in Pforzheim.

Über die Kinder würde das Thema auch die Eltern erreichen, Frank Burghardt sagte dazu: „Es soll nicht nur die Kinder erreichen, es soll alle Menschen erreichen, die Hilfe brauchen.“ So hätten bisher nicht nur Heranwachsende, sondern auch Ältere und Demenzkranke Hilfe bei den Notinseln gesucht und bekommen, so Müller. Gegründet wurde das Projekt 2002 in Karlsruhe, 2015 öffnete die erste Notinsel in Pforzheimihre Türen.