Offenburger Tageblatt Offenburg, 27.06.2022

 

Start fürs neue Gemeindehaus

Direkt neben der evangelischen Kirche Zell entsteht ein neues Zentrum für Seelsorge und Gemeindearbeit. Die Kirchengemeinde brauchte einen langen Atem, um finanzielle Hürden zu überwinden. VON DIETMAR RUH

Zell a. H. Nach fünf Jahren der Planung geht nun ein Großprojekt der evangelischen Kirchengemeinde Zell auf die Zielgerade: Direkt unterhalb der evangelischen Kirche soll ein neues Gemeindehaus entstehen. Am Freitag war der erste symbolische Spatenstich für das 2,2-Millionen-Euro-Projekt, das in rund einem Jahr bezugsfertig sein soll.

Joachim Groß, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, begrüßte zum Spatenstich neben den aktuellen Kirchengemeinderäten besonders Gäste, die direkt oder indirekt mit dem Projekt zu tun haben: Cordula Lünenschloß vom Evangelischen Oberkirchenrat (EOK) in Karlsruhe, Zells Bürgermeister Günter Pfundstein, Dekan und derzeitiger Vakanzpfarrer Rainer Becker, Stefan Saecker vom evangelischen Verwaltungs- und Serviceamt Ortenau, Architekt Michael Welle mit Bauleiter Thomas Fiebig sowie Pfarrer i. R. Reinhard Monninger und Solveigh Petersen, seine Vorgängerin an der Spitze des Kirchengemeinderats.

Joachim Groß sprach von einer „Zeitenwende“, die mit dem Neubau des Gemeindehauses für die evangelische Kirchengemeinde einhergehe. Groß bezeichnete die mehrjährige Planungsphase als eine Zeit, die von vielen Ängsten, Verunsicherungen, aber auch von Hoffnung und Zuversicht geprägt war. „Es war vor allem eine Zeit, die alle Mitwirkenden zu einem Team zusammengeschweißt hat“, betonte Groß.

Der Vorsitzende des Kirchengemeinderats zitierte aus dem Psalm 127, wo es heißt: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann ist alle Mühe der Bauleute umsonst!“ „Dieser Zuspruch hat uns auch in zusehends schwierigeren Zeiten der Kirche mit Mitgliederschwund und immer geringeren Finanzmitteln über alle Hürden hinweggetragen. Es war unsere Idee des Gegenhaltens gegen den allgemeinen negativen Trend. Es geht darum, neue Wege zu ermöglichen und neue Möglichkeiten zu schaffen für eine gute Seelsorge und Gemeindearbeit“, betonte Groß.

Groß räumte ein, dass der Bau des Gemeindehauses aus finanzieller Sicht eine Zitterpartie war: „Überschattet wurden unsere Bemühungen dadurch, dass in der Landeskirche die Sorgen um die finanzielle Weiterführung aller geplanten Bauprojekte wuchsen. Für fast alle Kirchengemeinden wurde ein Baustopp beschlossen. Auch unseren Planungen drohte das Aus. In vielen Gesprächen und Schreiben hin und her haben wir dann aber den EOK überzeugen können, dass der Neubau in Zell für die Zukunft unserer Kirchengemeinde unverzichtbar ist.“

Die Lage entspannte sich schließlich etwas, als die Kirchengemeinde mit der Stiftung Schönau, die über einen umfangreichen Waldbesitz verfügt, einen Partner gewinnen konnte, der in Zeiten der explodierenden Holzpreise Unterstützung für die geplante Holzkonstruktion zusagte.

Im Januar drohte das Bauprojekt dann doch noch zu kippen: Die Streichung der Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) durch die neue Bundesregierung riss eine Finanzierungslücke in Höhe von rund 250.000 Euro in die Kostenplanung.

Der Kirchengemeinderat, das Architekturbüro Welle und die Verantwortlichen der Landeskirche schafften es aber gemeinsam, die Finanzierungslücke durch eine Überarbeitung der Pläne zu schließen. „Dabei half schließlich auch der Konsens über den nun geplanten Verkauf der Nordracher Kirche, zuletzt genutzt als Jugendkapelle“, bilanzierte Groß.

Mit zur Finanzierung trägt auch das bisherige Pfarrhaus bei, das die Stadt Zell erwerben wird (wir berichteten). Zells Bürgermeister Günter Pfundstein nannte den Kauf eine Win-win-Situation. Er gratulierte der Kirchengemeinde zu ihrem Mut, der Neubau sei eine „zukunftsweisende Entscheidung“.

Die Eckdaten des neuen Gebäudes:

Gemeindesaal und Pfarrbüro mit rund 200 m² Nutzf läche.

Großzügige Wohnung für die zukünftige Pfarrerfamilie mit rund 150 m² Wohnf läche.

Einladender Platz zwischen Kirche und Gemeindehaus, der Treffpunkt für die Gemeinde und Ausgangspunkt gemeinsamer Veranstaltungen und Aktivitäten wird.

Ein heller und freundlicher Saal mit rund 100 m² öffnet sich zum Platz als Erweiterung des Innenraums.

Keller aus Beton, darüber entsteht ein Bau in Holzständer-Bauweise.

Gesamtinvestition rund 2,2 Millionen Euro.

Finanzierung: Förderung durch Landeskirche durch Zuschüsse und Darlehen, Eigenanteil der Kirchengemeinde rund 400.000 Euro.