Kirchlicher Aufruf zu innerer Haltung
Johannisempfang: Dekane pflanzen gemeinsam Senfkörner ein
Von Waltraud Kirsch-Mayer
Es ist ein besinnlicher, aber auch fröhlicher Johannisempfang: Trotz Hitze drängen sich die Menschen im M1-Haus der Evangelischen Kirche und dem grünen Innenhof. Während zweier Sommer hat die Corona-Pandemie ein leibhaftiges Treffen verhindert. Umso mehr wird die Begegnung – die zehnte in Anlehnung an den Johannistag – genossen.
„Unser Miteinander braucht Körpergefühl“ , beginnt Dekan Ralph Hartmann seine nachdenkliche Willkommensansprache. Darin erläutert er, was für ihn persönlich „Zeitenwende“ bedeutet und warum er überzeugt ist, dass dieses Synonym für das Ende einer Ära zum „Wort des Jahres“ gekürt werden wird. Seine Überlegungen zum Ukraine-Krieg verknüpft er mit der Mahnung: „Christen sollten sich ein Ja zu Waffenlieferungen schwer machen“ – weil zum Frieden schaffen mehr gehört. Gerade jetzt bedürfe es einer „inneren Haltung“, ohne die Vertrauen in die Zukunft trotz vieler Unwägbarkeiten nicht möglich sei.
Oberbürgermeistermeister Peter Kurz hebt als „Markenzeichen“ des Johannis-Empfangs hervor, dass sich dieser seit Jahren ökumenisch und interreligiös präsentiert. Gerade in Zeiten der Verunsicherung sei es wichtig, gemeinsam mögliche Chancen auszuloten. Er dankt den beiden christlichen Kirchen, dass diese die Mannheimer Bundesgartenschau 2023 als Plattform für neue Lebensformen nutzen und somit bereichern wollen. Mit einer Buga-Jacke samt Rücken-Logo tritt der katholische Dekan Karl Jung ans Mikrofon und verkündet das Motto der grünen Großveranstaltung: „Hier wachsen Perspektiven“ – ein „wunderbarer Satz“, wie Jung findet. Hand in Hand mit seinem Amtskollegen Hartmann pflanzt er mitgebrachte Senfkörner in die Erde eines Topfes, die reichlich bewässert wird. Und natürlich kommt dabei den Gästen jenes Bibel-Gleichnis in den Sinn, nachdem es sich mit dem Himmelreich wie mit einem Senfkorn verhält. Dieses sei zwar das kleinste seiner Art, wachse aber zu einem alles überragenden Baum heran.
Im Anschluss rücken Männer und Frauen aus Kirchen und ihren Verbänden, dem Gemeinderat, von Behörden und der Wirtschaft zusammen, um über Gott und die Welt zu reden und dabei ein Risotto nach Jerusalemer Art zu genießen. Das haben in der „magischen Riesenpfanne“ Petra und Werner Herr mit dem Team von der Vogelstang-Gemeinde zubereitet. Dazu „serviert“ Andreas Rathgeber Akkordeon-Musik.