Jeweiligen Herausforderungen immer gestellt
Grußworte: Redner gratulieren der Evangelischen Kirchengemeinde Walldürn zum 75-Jahr-Jubiläum
Walldürn. Ein Schwerpunkt beim Jubiläumsgottesdienst 75 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Walldürn waren Grußworte der geladenen Ehrengäste.
Dekan Rüdiger Krauth sagte im Namen des Evangelischen Kirchenbezirks Adelsheim-Boxberg, die Evangelische Kirchengemeinde habe sich in den zurückliegenden 75 Jahren ihres Bestehens stets den jeweiligen Herausforderungen gestellt und auf Veränderungen klug reagiert: sei es bei der anfänglichen Sammlung der evangelischen Christen in einer bis dahin fast nur katholisch geprägten Region, bei Baumaßnahmen oder bei der Errichtung der Pfarrstelle II, was gleichbedeutend mit dem Aufbau einer Evangelischen Gemeinde in Hardheim-Höpfingen gewesen sei. Stets habe die Kirchengemeinde viel Fleiß an den Tag gelegt und sei zu einer verantwortungsvollen, gereiften Pfarrgemeinde geworden, die immer auch das Miteinander mit der katholischen Schwesterkirche gesucht habe. Aktuell sei die Familie der vielen Kirchengemeinden sehr angefochten und erschüttert – das gelte für die evangelischen ebenso wie für die katholischen Kirchengemeinden. Schreckliche Missbrauchsfälle, hohe Austrittszahlen, das Abbrechen vieler kirchlicher Traditionen, eine junge Generation, die mit Kirche und Glauben wenig anzufangen wisse – die Religion werde immer mehr an den gesellschaftlichen Rand gedrängt und die Christen würden zu einer Minderheit im Land. Und immer weiniger Menschen sei noch bewusst, aus welcher einst starken kirchlichen Tradition die Werte und die Demokratie erwachsen seien.
Nicht auf Trends hören
Angesichts all dessen gelte es, nicht auf die momentanen modernen Trends zuhören, nicht auf das Äußere und auf das Materielle zu vertrauen, und nicht daran zu denken, dass Geld die Kirche retten könne. Nein, es gelte vielmehr, auch weiterhin auf Jesus Christus zu vertrauen. Er sei Herr und Heiland! Er sei der Herr seiner Kirche und er sei in unserer Mitte. Nicht wir könnten die Kirche retten oder ihre Zukunft garantieren, dies könne nur Gott allein!
In allen Kirchen gäbe es zurzeit viele Berater, viele Strategiegruppen und Pläne, Konzepte und Arbeitsgruppen, aber sie alle würden nichts helfen, wenn der Glaube fehle, wenn sich das Herz an falsche Dinge hänge, wenn die Begeisterung für Gott und seine Liebe nicht zu spüren sei. Auch für die Kirchengemeinde Walldürn gelte, sich auch künftig trotz aller negativen Begleiterscheinungen nicht frustrieren und den Glauben kaputtmachen zu lassen, sondern nach wie vor jeden Tag auf das Wort Gottes zu hören, Zeichen der Gegenwart Gottes zu setzen, indem ein jeder Gott lobe, die Nächstenliebe lebe und sich für die Schwachen einsetze.
Kirchengemeinderat Johannes Weller übermittelte die Glückwünsche der Kirchengemeinde Hardheim-Höpfingen, die bis zum von 1956 bis zum 1. Januar 1987 als „Pfarrstelle II“ und somit Filialstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Walldürn angehörte und somit quasi als „Patenkind“ aus ihr hervorging. Er dankte für das stets gute und harmonische Miteinander.
Im Namen der Seelsorgeeinheit der römisch-katholischen Kirchengemeinde Walldürn überbrachte Andrea Hemberger Glück- und Segenswünsche. Lobend erwähnt wurde von ihr die von Anbeginn an gute und sehr harmonische ökumenische Gemeinschaft, die bis heute festen Bestand hat. In diesem Bewusstsein, dass beide Kirchen in Walldürn stets offen seien für eine gute und harmonische Zusammenarbeit, sehe sie auch weiterhin den Weg für eine sehr gute Ökumene innerhalb Walldürns geebnet.
Verena Kern in ihrer Funktion als synodale Vertreterin der Evangelischen Kirchengemeinde Walldürn in der Bezirkssynode verlas das in schriftlicher Form von Landrat Dr. Achim Brötel übermittelte Grußwort. 75 Jahre seien wahrlich ein Grund zum Feiern, weil sie gerade am Beispiel dieser Kirchengemeinde im Kleinen sehr anschaulich zeigen würden, wie viel man bewegen könne, wenn Menschen zusammenstehen und sich dann vor allem auch gemeinsam auf den Weg machen würden, um ihre Zukunft erfolgreich zu gestalten – und dies übrigens längst in bester ökumenischer Verbundenheit. 75 Jahre nach ihrer Gründung präsentiere sich die Kirchengemeinde heute als absolut lebendige Gemeinschaft.
Stadtrat Jürgen Mellinger als offizieller Vertreter der Stadt sagte, die Evangelische Kirchengemeinde präge seit vielen Jahren das Leben in Walldürn entscheidend mit als sehr rührige Kirchengemeinde mit engagierten Pfarrern und Kirchengemeindemitarbeitern, die sich in engagierter Weise stets um alle Belange ihrer Kirchengemeindemitglieder kümmern würden. Eine zwar relativ kleine Kirchengemeinde – aber stets groß in ihren Aktivitäten. Eine evangelische Kirchengemeinde, die in steter Ökumene auch mit der Seelsorgeeinheit Walldürn leben, arbeiten und wirken würde.
Besondere Verbindung
Oberstleutnant Ulrich Arnold als letzter Grußredner sagte namens des Bundeswehrstandortes Walldürn, 75 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Walldürn würden gleichzeitig auch 64 Jahre Militärseelsorge in Walldürn bedeuten. Diese besondere Verbindung sei er- und gewachsen, und sei auch unterstützt über viele Jahre hinweg durch die „Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (Bau des „Hauses der offenen Tür“ und der zwei Wohnhäuser für den Heimleiter des „HdoT“ und für den evangelischen Militärpfarrer). Die gesellschaftlichen Veränderungen in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seien leider nicht spurlos sowohl an Gemeinde als auch an der Garnison vorübergegangen. Die Truppenreduzierung am Bundeswehrstandort Walldürn Anfang der 90er Jahre auf etwa die Hälfte habe die Anzahl der zur Evangelischen Kirchengemeinde gehörenden Soldaten stark schrumpfen lassen, und nicht zuletzt habe sich dies dann auch später bis zum Verlust des bis dahin eigenständigen evangelischen Militärpfarramtes in Walldürn ausgewirkt, und bereits schon vorher seien das Soldatenfreizeitheim sowie die weiteren Räumlichkeiten um das „Haus der offenen Tür“ seitens der Militärseelsorge aufgegeben worden. In dieser schwierigen Zeit des Umbruchs hätten dann noch die beginnenden und sich intensivierenden Auslandseinsätze der Bundeswehr gelegen, die aus eigener Erfahrung zu einer deutlichen Bewusstseinssteigerung im Bereich der Militärseelsorge geführt hätten.
Gerade Pfarrer Karl Kreß habe hier das aus diversen Gründen entstandene Art „Vakuum“ mit Tatkraft, Frohsinn und Zuverlässigkeit wiederbelebt und gefüllt. Bis zum Dienstantritt des Evangelischen Militärpfarrers Schaber-Laudien in Hardheim und darüber hinaus sei Pfarrer Karl Kreß ein stets verlässlicher Ansprechpartner gewesen und habe mit den Soldaten viele ökumenische Gottesdienste gefeiert, und dafür gelte es Pfarrer Kreß Dank und der Anerkennung zu sagen - wohlwissend, dass Pfarrer Karl Kreß den in Walldürn stationierten Soldaten auch weiterhin gewogen sein werde und wolle. ds