Das Wort zum Sonntag
Das kann ich nicht vergessen, was sich am Karfreitag, also vor ein paar Wochen, in Rom zugetragen hat.
Und die beiden an diesem Ereignis beteiligten Frauen, Irina und Albina, werden es mit Sicherheit auch nicht so schnell vergessen.
Irina ist Ukrainerin, Krankenschwester, und Albina ist Russin, auszubildende Krankenschwester.
Kennengelernt haben sie sich in einem römischen Hospital auf der Abteilung für Schwerverletzte. Sie sind Freundinnen geworden.
Die beiden sollten also den Zug des Kreuzes beschließen, auf der via crucis, gemeinsam am Karfreitag auf der letzten Station, die für den Tod Christi stand. Dies war der Wille des Papstes.
Er stand damit im Gegensatz zum ukrainischen Botschafter am Heiligen Stuhl, der ständig ein neues Programm gefordert hatte und der „unangebrachten und doppeldeutigen“ Idee widersprach. Ukrainer und Russen gemeinsam unter dem Kreuz vereint? Das gehe nicht. Angreifer und Angegriffene sollten getrennt bleiben.
Aber der Papst und die beiden Frauen waren sich einig geworden: Auf diesem österlichen Leidensweg Jesu hat nicht die große Weltpolitik, sondern das Erlösungswerk Christi das letzte Wort.
Lasst uns dieses nicht vergessen, oder aber wir vergessen das ganze Christentum.
Es ist einmal deutlich geworden, dass vor Gott diese Trennung nicht gilt, die wir immer wieder fordern.
Allein, was wir tun, und wie die Barmherzigkeit Gottes unter uns sichtbar wird, gibt den Maßstab ab, ob wir seine Kinder sind oder nicht.
Darum: Vergessen wir den Karfreitag 2022 nicht.
![]() |