Badische Zeitung Markgräflerland, 28.06.2022

 

Ein Gewinn für die Gemeinde

Heitersheims Protestanten weihen mit der Landesbischöfin ihr Zentrum mit Kirche ein / Feierlichkeiten mit Reden, Musik und Tombola

Das lange Warten hat ein Ende. Das umgebaute evangelische Kirchengebäude mitsamt dem neuen Gemeindezentrum in Heitersheim ist feierlich durch Pfarrerin Bärbel Heuberger eingeweiht worden. Coronabedingt musste die Feier über zwei Jahre hinweg immer wieder verschoben werden. Die Predigt im Festgottesdienst hielt Landesbischöfin Heike Springhart.

Von Sarah Löffler

HEITERSHEIM. „Es ist nicht voll, es ist übervoll!“, begrüßte die strahlende Pfarrerin die Anwesenden, alte und junge. Alle Stühle waren belegt, in den hinteren Reihen drängten sich weitere Besucher in den renovierten Kirchenraum. Endlich durfte er feierlich eingeweiht werden. Den Gottesdienst begleitete eine Kirchenband. Leider war die Sängerin krank, deshalb dürften die Anwesenden gerne laut mitsingen, riet Bärbel Heuberger schmunzelnd.
„Manchmal ist der Weg zu einem fröhlichen Fest holprig und schmerzlich“, sagte Landesbischöfin Heike Springhart in ihrer Predigt. Nicht nur der Rückbau des Gemeindezentrums, auch der Neubau war eine Herausforderung für die Menschen. Das Gebäude war fast komplett abgerissen, nur der Altarraum erhalten und saniert worden. Doch nun sei die Kirche so, wie es sein soll, meinte Springhart: „ohne Schwellen und für alle zugänglich“. Es sei eine „großartige gastliche Kirche“, und das bedeute auch offen zu sein, so die Landesbischöfin. Menschen müssten spüren, dass sie willkommen sind, und dürften sich nicht aufgrund von körperlichen Einschränkungen als Menschen zweiter Klasse fühlen. Ein Gitarrensolo von Carsten Rauer schloss den Gottesdienst musikalisch ab. Die Gemeinde hatte zuvor Einsatz gezeigt. „Toll gesungen“, lobte Bärbel Heuberger.


Aber warum musste der Großteil des Gebäudes abgerissen werden? Wurde damit nicht Geld verschleudert? Fragen, mit denen sich Heuberger in der Vergangenheit oft auseinandersetzte und die sie auch beim anschließenden Festakt beantwortete. Das Gebäude musste zwingend saniert werden: Wasser lief zur Decke hinein, die Fenster waren veraltet und die Landeskirche forderte aus Kostengründen eine Verkleinerung. Der Verkauf des Pfarrhauses brachte zusätzliche Mittel, um den Umbau zu stemmen, der mit 110000 Euro von der Aktion Mensch bezuschusst wurde. Das Ziel war, Flächen zu reduzieren und das Kirchengebäude zukunftsfähig, energiesparend und barrierefrei zu gestalten.


Die neu gebauten Räume wurden um den Sakralraum gebaut, der nun das „Herzstück“ bildet. Im Gebäude wurden nur natürliche Materialien verbaut, ganze elf Türen führen hinein. Ein rundes Oberlicht über dem Altar sorgt für „neue spirituelle Impulse“, wie Bärbel Heuberger sagt.


Das Besondere an diesem Projekt für Christoph Schmidt von Vécsey Schmidt Architekten Basel war: „Wir haben einen Ort der Gemeinschaft gebaut“, erklärte beim Festakt der Architekt, der 2016 durch einen Wettbewerb ausgewählt wurde. Das Kirchengebäude sollte sich von den umliegenden Wohnhäusern abheben, ein architektonisches Kunstwerk bilden, aber dennoch schlicht bleiben.


Bürgermeister Christoph Zachow lobte das Gebäude in seiner Modernität und hob die Barrierefreiheit hervor, die den Austausch und das Miteinander fördere. Den Umbau bezeichnete er als „wichtige und mutige Entscheidung“. Symbolisch überreichte er Pfarrerin Barbara Heuberger eine kleine Sitzbank. Das massive Original, ein Geschenk der Stadt Heitersheim, steht draußen vor dem Gebäude, wurde nach dem Festakt von Heuberger und Zachow feierlich enthüllt und probegesessen.


Denn dann begann das Gemeindefest, bei dem es für die Besucher außer kulinarischen Köstlichkeiten vielerlei musikalische Unterhaltung durch den Fanfarenzug, das Akkordeonorchester, den Chor und die Band „The Roque“. Motiviert verkauften Kinder bunte Lose für die Tombola, bei dem jedes Los gewinnen konnte. Beim Kinderschminken, Basteln und einem Geschicklichkeitsparcours mit kleinen Schokoladenpreisen durften sich die kleinen Besucher auf dem Pfarrhof vor dem Gebäude austoben.