Auf Action kommt es beim Jugendzeltlager an
Ein Angebot der evangelischen Kirchengemeinden Kieselbronn und Dürrn ist enorm beliebt Nico RollerEisingen. Mal fliegt der blaue Schaumstoffball langsam und im hohen Bogen über den Platz, mal schnell und nah am Boden. Mal passen sich die Kinder gegenseitig zu, mal versuchen sie, sich gegenseitig abzuwerfen. Beim Völkerballturnier ist ordentlich was los auf dem Eisinger „Plätzle“: Die Kinder feuern einander an, jubeln und umarmen sich, wenn sie ein Spiel gewonnen haben.
Das Ganze ist Teil des Jugendzeltlagers, das die evangelischen Kirchengemeinden Kieselbronn und Dürrn in Kooperation mit dem für beide Gemeinden zuständigen CVJM immer direkt zu Beginn der Sommerferien auf die Beine stellen. Es handelt sich um eines der ersten Ferienlager in der Region – und mit rund 130 Teilnehmern im Alter von sechs bis 13 Jahren auch um eines der größten.
„Die Stimmung ist gut, die Kinder haben Spaß“, sagt Raphael Beil, Diakon der beiden Kirchengemeinden und Vorsitzender des CVJM. Er leitet das Feriencamp, das mit rund 130 Teilnehmern und mehr als 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern eines der größten der vergangenen Jahre ist.
Beil weiß genau, worauf es dabei ankommt, denn er hat beim CVJM Baden acht Jahre lang das Maxx-Camp geleitet und ist seit zwei Jahren zusammen mit Jan Schickle für den Badentreff verantwortlich, der erst vor wenigen Wochen rund 1.300 junge Menschen nach Karlsdorf-Neuthard gelockt hat.
Hilfreich sei ein Motto, sagt Beil. Eines, das dann aber auch ständig im Programm und in den Aktivitäten auftauchen müsse. Bei der Freizeit auf dem Eisinger Plätzle dreht sich alles um Superhelden: Die Kinder tragen rote T-Shirts mit einem großen aufgedruckten „J“ und basteln ihre eigenen Umhänge.
Bei einer Dorfrallye bekommen die Gruppen die Namen von Superhelden wie Iron- oder Spiderman, bei den Geländespielen müssen die Teilnehmer ihre Superkräfte freisetzen, um unter anderem ein Auto zu ziehen oder durch große Spinnennetze zu steigen. Was natürlich hungrig macht und zum nächsten Punkt führt, den man bei einer guten Jugendfreizeit unbedingt beachten muss: das Essen.
„Wenn das nicht funktioniert, dann sind die Kinder den ganzen Tag schlecht gelaunt“, sagt Beil, dem spontan ein paar Beispiele für Gerichte einfallen, die immer gut ankommen: Spaghetti, Wraps und Hot Dogs. „Das sind Klassiker, die eigentlich allen Kindern schmecken“, sagt Beil, der weiß, wie wichtig es ist, dass sich auf einer Freizeit alle Teilnehmer wohlfühlen. Deswegen gestalten er und seine Kollegen das Programm so, dass es für alle Altersklassen etwas zu bieten hat.
Die christliche Botschaft darf dabei natürlich auch nicht kurz kommen. „Aber sie muss verständlich und kindgerecht sein.“ Wichtig sei zudem, dass man einigermaßen flexibel sei und auch dann nicht aus der Ruhe komme, wenn die äußeren Rahmenbedingungen nicht so mitspielen, wie man das erwartet hatte – wenn etwa im Hochsommer Ende Juli das Wetter drei Tage lang sehr herbstlich ist: mit Regenschauern, dicken Wolken und Temperaturen kaum über 20 Grad.
Dann müssen Beil und seine Kollegen das ursprünglich geplante Programm zeitlich umstellen, damit sie für Aktivitäten im Freien die Regenpausen nutzen können.
„Da muss man dann relativ schnell etwas vorbereiten, für das man sonst viel Zeit gehabt hätte“, erklärt der Diakon und nennt als Beispiel das Dorfspiel, das man wegen des schlechten Wetters nach hinten verschoben und durch die eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt geplanten Workshops ersetzt hat.
Ein anderes Beispiel ist die Disko, auf die man abends verzichtet hat, weil die Kinder aufgrund des Regenwetters viel früher müde waren als gedacht. Damit sie nicht ganz ausfällt, wurde sie einfach am nächsten Morgen nachgeholt. „Den Kindern hat das überhaupt nichts ausgemacht“, sagt Beil, der weiß: Damit so etwas klappt, braucht es flexible und erfahrene Ehrenamtliche.
Einer von ihnen ist Jannik, der bereits zum dritten Mal mithilft. „Das Wichtigste ist immer, dass die Kinder Spaß haben und Zeit mit Gleichaltrigen verbringen“, sagt der 16-Jährige: „Das Programm muss so gestaltet sein, dass sie sich viel bewegen und auspowern.“ Seine Kollegin Zoe erklärt, als Betreuer müsse man auf die Kinder eingehen – und sich zum Beispiel auch um diejenigen kümmern, die bei einem Spiel missmutig am Rand sitzen und nicht mitmachen wollen.
Damit bei den Spielen alle Spaß haben, achtet die 15-Jährige darauf, dass die Gruppen fair und altersgemischt sind. Dafür gibt es auf dem Eisinger „Plätzle“ eine Regel: Alle Kinder dürfen sich einen Freund aussuchen, mit dem sie in der Gruppe sein wollen. Können aber nicht beeinflussen, wer sonst noch dabei ist. Zoe sagt: „Das ist ein guter Kompromiss, der sich bewährt hat.“
Fragt man die Kinder nach ihrer Meinung zum Zeltlager, dann fallen die Rückmeldungen durchweg positiv aus: „Es macht Spaß, mit Freunden zu zelten“ meint Elias, der bereits zum vierten Mal dabei ist. Der Zwölfjährige findet es cool, viele verschiedene Aktivitäten geboten zu bekommen. Dass das Wetter nicht so richtig mitgespielt hat, macht ihm nichts aus: „Sonne wäre zwar besser, aber es geht auch so.“
Die neunjährige Alexandra nimmt bereits zum fünften Mal am Zeltlager teil – und hat dieses Jahr zum ersten Mal ihre Freundin Neela mitgebracht. „Sie hat mir in der Schule immer davon erzählt, wie toll das ist“, sagt Neela: „Da wollte ich unbedingt auch mal herkommen.“ Hat es ihr gefallen? Will sie nächstes Jahr wieder kommen? „Auf jeden Fall.“
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