Wertheimer Zeitung, 03.06.2023

 

Für Jugendarbeit und Ökumene höchst engagiert

Nachruf: Rüdiger Beile war Schuldekan in Wertheim

WERTHEIM. Rüdiger Beile hatte ein weites Herz und einen breiten Horizont: Sein Lebensweg führte den evangelischen Pfarrer, der 1932 in Karlsruhe auf die Welt kam, über zahlreiche Stationen in den Main-Tauber-Kreis. Dort wirkte er ab 1974 als Religionslehrer an den Gymnasien in Lauda und Tauberbischofsheim.

Vier Jahre später wurde er Schuldekan der drei Kirchenbezirke Adelsheim, Boxberg und Wertheim. Seit 1981 lebte Beile in der Stadt an Main und Tauber, wo er am Donnerstag im Alter von 90 Jahren verstarb.

Vielseitig interessierter Mensch

Beile war zeit seines Lebens ein vielseitig interessierter und für Neues offener Mensch. Mitte der 50er-Jahre gründete er eine evangelische Jungenschaft mit 60 Mitgliedern, wie aus Wikipedia zu erfahren ist. Die Jugendarbeit hatte es ihm schon angetan, als er selbst noch Jugendlicher war: Mit 16 leitete er bereits eine Jugendgruppe.

Als junger Pfarrer engagierte sich Rüdiger Beile ab den Sechzigern in der Ökumenischen Bewegung und hielt früh auch gemeinsame Gottesdienste mit katholischen Geistlichen. Sein Interesse galt aber auch anderen Religionen: Er befasste sich mit dem Islam, über den er Bücher veröffentlichte und Vorträge hielt. Als der Theologe 2001 in Mondfeld über den Islam referierte, griff er nach Aussage unserer Zeitung »nicht auf westliche Klischees über den Islam zurück«, sondern sei buchstäblich in die Mentalität und Erfahrungswelt dieser Religion eingetaucht.

Mit dem Islam befasst

Seine Analysen hätten kein Freund-Feind-Denken aufkommen lassen. »Denn nur mit Fairness und Objektivität lasse sich wirklich ergründen, warum der Islam derzeit weltweit so viele Menschen in seinen Bann zieht«, hieß es in dem Artikel über Beiles Vortrag weiter. Da verwundert es kaum, dass er schon Jahre zuvor in Wertheim die Christlich-Islamische Gesellschaft mitgegründet hatte.

1995 wurde Rüdiger Beile als Schuldekan verabschiedet, was jedoch nicht bedeutete, dass er weniger aktiv war. Drei Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand übernahm er das Pfarramt der evangelischen deutsch-niederländisch-französischen Gemeinde in Norditalien. Mit 70 Jahren promovierte er an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. In seiner Doktorarbeit befasste er sich er mit der Apokalypse des Johannes. Einem Thema, an dem er bereits seit den 1980er-Jahren forschte, wie er unserer Zeitung einst verriet.

Rüdiger Beile engagierte sich auch abseits des Glaubens für seine Heimatstadt. So saß er etwa dem 2008 gegründeten Bürgerverein »Pro Wertheim« vor, der sich gegen einen Schrägaufzug hinauf zur Burg stark machte. 2011 starb seine Ehefrau Gertrud, mit der er sieben Kinder hat. Am Donnerstag schied nun auch der einstige Wertheimer Schuldekan aus dem Leben. Am Montag, 12. Juni, um 14 Uhr wird er auf dem Wertheimer Bergfriedhof beerdigt. dau