Thema Schule ist passé
Mehr als 30 Jahre war Charlotte Brändle, siebenfache Mutter aus Achern, als Elternvertreterin engagiert. Sie gab nun ihre Vorstandsämter im Landes- und Bundeselternbeirat ab. VON MICHAELA GABRIELAchern. Ihre sieben Kinder sind aus der Schule, und auch Charlotte Brändle hat das Thema Schule jetzt abgeschlossen. Für mehr als 30 Jahre ehrenamtliches Engagement als Elternvertreterin erhielt die Wahl-Achernerin im März von Kultusministerin Theresa Schopper die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Im Mai gab die 62-Jährige ihre Ämter im Vorstand des Landeselternbeirates sowie im Bundeselternrat ab.
Beide Gremien forderten sie in den vergangenen drei Jahren stark. In der Pandemie seien an sieben Tagen pro Woche Infos aus Stuttgart und Anfragen von meist aufgeregten Eltern bei ihr angekommen, erzählt sie: „Teils saß ich bis 2 Uhr nachts am Computer, um Anfragen zu beantworten.“ Als beratendes Gremium des Kultusministeriums müsse der Landeselternbeirat in den Erlass aller Gesetze und Verordnungen einbezogen werden. „Wir wurden gehört, aber nicht immer erhört“, fasst sie zusammen. In der Pandemie sei manches an den Elternvertretern vorbeigegangen.
Dass Schulen in freier Trägerschaft künftig besser im Landeselternbeirat vertreten sind, war Charlotte Brändles erklärtes Ziel für ihre Amtszeit. Sie war als Elternbeiratsvorsitzende der Heimschule Lender in Sasbach die einzige aus dem ganzen Land. Von staatlichen Schulen dagegen ist jede Schulart von der Grundschule bis zur Berufsschule aus jedem Regierungsbezirk mit jeweils einem Elternvertreter repräsentiert. „Es gehen rund zehn Prozent aller Schüler auf freie Schulen und es gibt knapp 900 im Land“, weiß die engagierte Mutter. Letztlich habe sie erreicht, dass sie mehr Gewicht im Gremium bekommen.
Statt 33 Mitglieder habe der neue Landeselternbeirat jetzt 34 Mitglieder, davon zwei für die freien Schulen. Nicht geschadet habe dabei auf den letzten Metern, dass ein Schulkamerad von Charlotte Brändle im Kultusministerium arbeitet. Die Arbeit im Landeselternbeirat sei wichtig, weil gute Schulbildung unerlässlich sei. Damit Schule den Grundstein für eine selbstbestimmte Zukunft der Kinder lege, brauche es eine „Förderung unterschiedlichster Begabungen und die Zuteilung der nötigen Ressourcen“. Wenn die Eltern dabei nicht mitwirkten, würden Gelegenheiten der Mitbestimmung verpasst.
Dass ihre monatlichen Reisen nach Stuttgart und parallel drei bis vier mehrtägige Klausuren des Bundeselternrates in Berlin jetzt vorbei sind, ist Charlotte Brändle nicht unrecht. Zusammen mit ihrem Mann, dem selbständigen promovierten Biologen Uwe Brändle, will sie frei sein, um so oft wie möglich ihre Kinder und Enkelkinder zu besuchen. Sie sind alle aus dem Haus und wohnen verteilt in ganz Süddeutschland.
2013 kamen die Brändles, die aus dem Schwäbischen stammen und elf Jahre in Ägypten am Roten Meer lebten, aus zwei Gründen nach Achern: „Die Ortenau gehört zu den wärmsten Regionen Deutschlands und wir wollten eine gute Schulbildung für die Kinder.“ Ihre drei jüngsten machten ihr Abitur an der Heimschule Lender.
Dass sie dort auch gleich Elternbeirätin wurde, war nicht ihr erstes Ziel: „Es wollte sonst niemand machen.“ Bis 2021 dauerte ihre Amtszeit als Elternbeiratsvorsitzende an der Schule ihrer Kinder. Dass im vergangenen Jahr die Matheabitur-Aufgaben an den Beruflichen Gymnasien unverhältnismäßig schwer waren, trieb sie damals sehr um.
Trotz aller guten Zusammenarbeit mit der Schulleitung und Mitwirkung im Landeselternbeirat sei es nicht gelungen, etwas zu ändern: „Wir haben unser Bestes gegeben, aber es gab keine Einsicht im Ministerium.“
Auch nach ihrem Ausscheiden aus allen Elternvertretungen bleibt Charlotte Brändle ehrenamtlich aktiv.
Sie ist Mitglied im Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Achern und in der Ortenau-Synode, dem Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche in Baden auf Bezirksebene.
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