BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Hardt, 31.05.2023

 

Wenn das Leben zu Ende geht

Der Ökumenische Hospizdienst Pfinztal steht Menschen seit 25 Jahren bei Nico Fischer

Pfinztal. Da sein, wenn das Leben zu Ende geht: Das ist das Ziel des Ökumenischen Hospizdiensts Pfinztal. Seit 25 Jahren gibt es das Angebot für Menschen aus Pfinztal. Und doch: „Viele private Haushalte wissen nicht, dass es uns gibt“, sagt Heidi Weller. Oder sie machen sich ein falsches Bild des Angebots. „Und wo sind jetzt eure Betten?“, fragte jemand Weller mit Blick auf das Büro des Hospizdiensts in der Söllinger Hauptstraße.

Weller koordiniert, gemeinsam mit Christine Fodi, die Ehrenamtlichen des Hospizdiensts. Aktuell begleiten 24 Ehrenamtliche zwischen 44 und 82 Jahren Schwerkranke oder Sterbende. Betten hat der Dienst keine. Die Betreuung findet entweder zu Hause oder im Krankenhaus statt. Zum 25-jährigen Bestehen will der Hospizdienst auf sich aufmerksam machen und plant dazu unter anderem Lesungen oder einen Filmabend.

Gegründet wurde der Ökumenische Hospizdienst im Jahr 1997. 1998 wurden die ersten sechs Ehrenamtlichen nach dem Qualifikationskurs in ihr Amt eingeführt. Gefördert wird der Dienst, der auch auf Spenden angewiesen ist, von der Diakonie, den Kirchengemeinden in Pfinztal und der Gemeinde Pfinztal sowie den Krankenkassen. Auch der Freundeskreis unterstützt die Arbeit. Das Angebot richtet sich an alle Konfessionen und ist kostenlos. In diesem Zusammenhang stellt Weller auch klar: „Wir sind keine Pflegekräfte, sondern leisten psychosoziale Betreuung.“

Als Koordinatorinnen betreuen Weller und Fodi die Ehrenamtlichen und stellen den Erstkontakt zu den Angehörigen her. In Gesprächen klären sie die Bedürfnisse der Menschen ab. Sie schauen zum Beispiel, ob eine Person sehr religiös ist und darüber reden möchte. „Wer könnte passen? Wer nicht?“, lauten die Fragen, wenn Weller und Fodi die Ehrenamtlichen einteilen. Über 60 Menschen begleitete der Hospizdienst im vergangenen Jahr. „Bisher mussten wir noch keine Anfrage zurückweisen“, sagt Fodi.

Menschen, die in Pflegeheimen leben oder von der Diakoniestation betreut werden, rücken eher in den Fokus des Hospizdiensts, der unter dem Dach der Ökumenischen Diakoniestation Pfinztal arbeitet. Schwieriger seien privat betreute Personen. „Der ambulante Dienst ist kaum in den Köpfen der Menschen“, sagt Fodi. Dazu kommen auch eine gewisse Hemmschwellen beim Thema Hospiz.

Dabei sei es aber wichtig, dass sich Angehörige frühzeitig an den Hospizdienst wenden. „Wenn der Sterbeprozess einsetzt, ist es zu spät“, sagt Weller. Es gehe darum, dass die Ehrenamtlichen eine Beziehung zu der Person aufbauen, über mehrere Monate oder Wochen.

Wie sich die Treffen gestalten, die in der Regel einmal in der Woche oder auch öfter stattfinden, ist unterschiedlich – und kommt auch auf die Person an. Ist sie ansprechbar? Ist sie bettlägrig?

Oft geht es um Gespräche, um das Halten der Hand, um das Vermitteln von Geborgenheit. Um das „da sein“. Der Fokus richtet sich aber nicht nur auf die sterbende Person. „Die Angehörigen können dann auch mal Luft schnappen und wissen, dass der Patient gut versorgt ist“, sagt Weller.

Wichtig ist den Koordinatorinnen, dass auch Pflegekräfte aus privaten Haushalten mit ins Boot geholt werden. In der Regel wechseln die meist ausländischen Kräfte direkt nach dem Tod eines Menschen in einen anderen Haushalt, pflegen einen anderen Menschen. Aber: „Die nehmen die Geschichte ja im Herzen mit“, sagt Weller. Deswegen sucht sie das Gespräch mit den Pflegekräften.

Corona stellte die Arbeit der Ehrenamtlichen vor Herausforderungen. Anfangs lief die Betreuung über Telefon. Doch sobald es wieder möglich gewesen sei, seien die ehrenamtlichen Mitarbeiter – getestet und mit Schutzanzügen – zu den Menschen gegangen, erzählt Fodi. „Wir sind dankbar, dass das so gut geklappt hat und die Ehrenamtlichen dabei blieben.“

Unter den 24 Ehrenamtlichen sind aktuell zwei Männer. Für die Zukunft wollen die Koordinatorinnen mehr Männer für das Angebot gewinnen. „Männer können es genauso gut“, sagt Weller. Dazu komme: Männer haben oft ähnliche Themen, über die sie sprechen können. In den Mittelpunkt rücken soll künftig auch die Trauerarbeit mit den Angehörigen, zum Beispiel in Form von Trauerspaziergängen. „Es soll nicht mit dem Tod enden“, sagt Fodi.

Das Jubiläumsprogramm startet am 18. Juni um 10 Uhr mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der evangelischen Michaelskirche in Söllingen. Um 18 Uhr gibt es ebenfalls in der Kirche eine Lesung mit Fabian Vogt.