Südkurier Villingen-Schwenningen, 31.05.2023

 

Deutliche Einschnitte im Kirchenleben

Jakobusgemeinde stimmt sich auf Änderungen ein. Bis zum Jahr 2032 ist 30 Prozent weniger Geld da. Pfarrstellen und Immobilien auf dem Prüfstand

VON GERD JERGER VILLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE

Niedereschach/Dauchingen – Unter der Leitung von Norbert Noltemeyer stand im Anschluss an den zentralen Gottesdienst der evangelischen Jakobusgemeinde Niedereschach-Dauchingen-Weilersbach der Fortgang des Strategieprozesses mit den damit verbundenen Veränderungen auch für die Jakobusgemeinde im Vordergrund.

Dabei zeigte sich deutlich, wie sehr die Kirche vor großen Herausforderungen steht. Die Gesellschaft verändert sich: Menschen leben mobiler, Individualität ist wichtiger geworden, sehr unterschiedliche gesellschaftliche Lebenswelten und digitale Medien prägen den Alltag. Für viele Menschen ist die Kirche im Gegensatz zu früher nicht mehr selbstverständlich und verliert entsprechend an Bedeutung.

In der Folge gehen auch bei der Jakobusgemeinde die Mitgliederzahlen sehr stark zurück. Dies wirkt sich auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen aus. „Eine kleinere Kirche wird nicht mehr so viel leisten können wie eine größere Kirche“, so das Fazit von Pfarrer Krech. Im Klartext bedeute dies Transformation und Reduktion im Zuge eines auf der Ebene des Kirchenbezirks Villingen, zu dem die Jakobusgemeinde gehört, laufenden Beratungsprozesses, an dem sich alle Kirchengemeinden aus den drei Kooperationsräumen beteiligen.

Veränderung binnen zwölf Jahren

Auch wenn nicht alle Veränderungen sofort umgesetzt werden, stehe schon jetzt fest, dass die in den drei Kooperationsräumen vorhandenen sechs Pfarrstellen in spätestens zwölf Jahren auf vier Pfarrstellen reduziert werden müssen. Auch bei den Gemeindediakonen werde reduziert. Ebenso bei den Gemeindehäusern, von denen am Ende des Beratungsprozesses von elf vorhandenen Häusern nur fünf einen sogenannten Grünen Punkt erhalten und damit als erhaltenswürdig eingestuft werden. Im Klartext heißt dies: nur in diese Gebäude wird künftig noch investiert. Welche Gebäude dies sein werden, stehe nicht fest. Krech denkt, dass er bis zum Jahresende 2023 eventuell mehr dazu vermelden kann.

Hintergrund: Die evangelische Kirche befasst sich im Zuge des laufenden Strategieprozesses in ganz Baden-Württemberg mit vielen Fragen. Wofür sind wir da? Wie können wir in dieser Zeit unserem Auftrag gerecht werden? Wie kommen wir wieder besser mit den Menschen in Kontakt? Und das alles vor dem Hintergrund der weniger vorhandenen finanziellen Mittel. Mit dem Strategieprozess befindet sich die Landeskirche gemeinsam mit den Bezirken in dieser doppelten Herausforderung bereits auf den Weg. Gemeinsam will man mutig und neugierig Neues ausprobieren. Und gemeinsam werde man von manchem Abschied nehmen müssen. Zwei große Ziele verfolgt der Strategieprozesse: die Transformation und Reduktion.

Die Transformation: Dabei gelte es, auch in Zukunft auf Menschen zuzugehen und in der Gesellschaft präsent zu sein. Dafür brauche es neue Formen kirchlichen Lebens und Spielraum für kreative Ideen. Und die Art der Zusammenarbeit müsse sich weiterentwickeln. In den Stadtkirchenbezirken werde dies anders aussehen als auf dem Land, im evangelischen Kernland anders als in der Diaspora.

Die Reduktion: Das zweite Ziel, die Reduktion, ist sehr klar und auch schmerzhaft. Die Prognosen, auf die auch Pfarrer Peter Krech hinwies, zeigen deutlich: Die künftigen Kirchensteuereinnahmen werden nicht ausreichen, um weiterzumachen wie bisher. Deshalb habe die Landessynode beschlossen, bis 2032 insgesamt 30 Prozent aller Haushaltsmittel einzusparen. Dazu müsse zukünftig mit weniger finanziellen Mitteln, mit weniger Gebäuden und auch mit weniger Personal Kirche gestaltet werden. Weil jede Transformation auch Geld koste, werde ein Teil der Einsparungen wieder investiert, um Kirche zukunftsfähig zu machen. Gedacht ist unter anderem an die klimafreundliche Sanierung von Gebäuden und den Ausbau der Digitalisierung.

„Eine kleinere Kirche wird nicht mehr so viel leisten können wie eine größere Kirche.“ Peter Krech, Pfarrer

Der Bezirk

Der Kirchenbezirk Villingen gliedert sich in drei Kooperationsräume. In ihnen arbeiten die evangelischen Gemeinden miteinander.

Im Nordwesten: Oberes Bregtal in Furtwangen – St. Georgen-Tennenbronn (Gemeindebezirke Johannes, Lorenz, Petrus und Tennenbronn) – Triberg – Buchenberg – Königsfeld – Mönchweiler – Weiler.

In der Mitte in der Kirchengemeinde Villingen: die Stadtgemeinde Villingen mit den Bezirken Johannes, Lukas, Markus, Paulus und die beiden Umlandgemeinden: Jakobus rund um Niedereschach und Dauchingen sowie Matthäus in den südlichen VS-Ortsteilen und Brigachtal.

Im Süden: Bad Dürrheim – Blumberg – Donaueschingen – Hüfingen/Bräunlingen – Oberbaldingen – Öfingen.