Halleluja aus über 1000 Kehlen
Bundesgartenschau: Bekenntnis zur Ökumene bei Gottesdienst mit Erzbischof Burger und Landesbischöfin Springhart auf der Hauptbühne
Von Peter W. Ragge
„Einen feurigen Empfang“ nannte es, spürbar überrascht, Erzbischof Stephan Burger. „So etwas erleben wir als Bischöfe nicht alle Tage“, meinte er auf der Hauptbühne der Bundesgartenschau. Dort feierte er mit Landesbischöfin Heike Springhart vor rund 600 Gläubigen einen Ökumenischen Gottesdienst, enthusiastisch begrüßt von den beiden Stadtdekanen Ralph Hartmann und Karl Jung sowie über 400 Sängern.
„Das ist der größte Kirchenchor, den ich je im Rücken hatte“, staunt Barbara Kraus. Die katholische Gemeindereferentin leitet mit Pfarrerin Nina Roller die unter dem Motto „Hier wachsen Perspektiven“ stehende kirchliche Präsenz auf der Bundesgartenschau, für die der Besuch der beiden badischen Bischöfe einer der Höhepunkte ist.
Die Bezirkskantore Johannes Michel und Klaus Krämer sowie Marion Krall haben dazu „Mannheims Mega Kirchenchor“ gebildet, wie ihn Dekan Hartmann nennt, ergänzt von einem Bläserkreis der Hochschule für Kirchenmusik (Heidelberg) unter Leitung von Armin Schaefer. „Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Luft ist klar, sie sind da“, begrüßt Hartmann fröhlich die vielen Gäste.
Hartmann erinnert daran, dass auf dem heutigen Areal der Bundesgartenschau „bis vor wenigen Jahren noch Kriegsgerät, Panzer und Kanonen standen“. Beide Dekane betonen stark die Bedeutung der ökumenischen Zusammenarbeit – auf der Buga und darüber hinaus. „Wir gehören zusammen“, sagt Jung, und Beifall brandet auf – für einen Gottesdienst eher ungewöhnlich. Katholik Jung heißt Springhart gar als „unsere Landesbischöfin“ willkommen. Und er bedauert, dass „die frohe Botschaft immer wieder verschüttet wird unter unangepassten Strukturen und Feindschaften“, weshalb Jung um „Mut und Ausdauer“ für den gemeinsamen Weg betet.
Zwar würdigt der Erzbischof auch das ökumenische Wirken der Kirchen auf der Bundesgartenschau. „Wir wollen sichtbar sein für die Menschen, die uns suchen, und ansprechbar für ihre Lebensfragen,“ so Burger. „Wir sind gemeinsam in Gottes Schöpfung und Natur unterwegs“, formuliert er etwas zurückhaltender. Er legt an diesem Abend mitten im Grünen aber mehr wert darauf, die Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt seiner Worte zu stellen. Es gehe darum, dass die Menschen die Natur „pflegen und hüten“ und „mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist, sorgfältig umgehen“, mahnt der Oberhirte.
Während er einen Großteil der Liturgie gestaltet, übernimmt Landesbischöfin Springhart die Predigt. Sie erinnert darin an die göttliche Verheißung, dass alles Land aufblühe und Früchte trage. Das habe aber nichts mit „Gänseblümchentheologie“ zu tun, stellt sie klar. Die Bibel sei voller Stellen, an denen von Blumen, Gärten und Gärtnern die Rede sei. Im Garten erhole sich der Herr von der Schöpfung, er sorge sich um seine Geschöpfe, während im Garten Gethsemane die verzweifelte Suche nach Trost und Hoffnung deutlich werde, so die Landesbischöfin.
„Der Garten ist in der Bibel auch ein Traum von einer Welt, wie sie sein könnte: ein Ort der Schönheit und des Friedens, der Fruchtbarkeit und des Heils und der innigen Verbundenheit alles Lebendigen. Ein Garten voller Möglichkeiten,“ erklärte Springhart. Das sei das Versprechen Gottes an sein Volk, an die, die auf seinen Spuren unterwegs sind: „Dann leuchtet das Licht der Verheißung auf, aus Wüsten und trockenem Land werden Möglichkeitsgärten“, zieht Springhart eine Parallele zu dem Möglichkeitsgarten, wie die Kirche ihren Beitrag auf der Bundesgartenschau nennt.
Besondere Fürbitten
Mit besonderen Fürbitten treten neun Ministranten von St. Hildegard ans Mikrofon. Sie hatten vor dem Gottesdienst die Besucher eingeladen, zwischen verschiedenen Blumensamen zu wählen. So steht die Sonnenblume für Frieden, das Vergißmeinicht für Gemeinschaft, die Kornblume für Liebe, Salbei für die Würze im Leben. Alle Samen mögen gemeinsam aufblühen, wünscht der Erzbischof, ehe die 400 Sänger mit den Gottesdienstbesuchern und damit fast 1000 Menschen „Nun danket alle Gott“ anstimmen. Auch das Halleluja“ hatte zuvor schon aus über tausend Kehlen geklungen.
Ein besonders Dankeschön haben sich Barbara Kraus und Nina Roller für die Hauptpersonen des Festgottesdienstes ausgedacht. Sie schenken Burger und Springhart zum Abschied jeweils einen Buga-Liegestuhl. „Das eröffnet ja ganz neue Perspektiven für uns“, dankt Burger. Dass Frauen der Initiative „Maria 2.0“ gerade mit Blick auf den Erzbischof Plakate hochhalten, die sich gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche und den Ausschluss von Frauen in Weiheämtern wenden, fällt angesichts der Menschenmenge vor der Hauptbühne aber gar nicht auf.