epd Landesdienste, 26.05.2023

 

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Sekte wegen Volksverhetzung

Pforzheim/Karlsruhe (epd). Weil eine radikale christliche Gruppierung in Pforzheim die Todesstrafe für homosexuelle Menschen fordert, ermittelt die Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Es werde ein Ermittlungsverfahren «gegen eine Person wegen des Verdachts der Volksverhetzung» geführt, teilte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe am Freitag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Für das Vorliegen einer kriminellen Vereinigung bestünden derzeit aber «keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte». Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Im März waren Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gegen die «Baptistenkirche Zuverlässiges Wort» in Pforzheim gestellt worden. Auch die evangelische Dekanin Christiane Quincke hatte um Überprüfung der Gruppierung wegen «queerfeindlicher und antisemitischer Hassrede» sowie Volksverhetzung gebeten.

Auf der Homepage der Gruppierung heißt es: «Wir glauben, dass Homosexualität Sünde und eine Schande ist, die Gott mit der Todesstrafe ahndet.» Dort wird auch ein Statement des Predigers Anselm Urban veröffentlicht, der in den USA lebt: «Ich und wir als Baptistenkirche glauben, dass Homos mit der Todesstrafe bestraft werden sollen.» Für die Durchsetzung der Todesstrafe sei der Staat verantwortlich, «dem einzelnen Christen obliegt diese Aufgabe nicht», heißt es dazu.

Die Gruppierung ist Teil der US-amerikanischen «Faithful Word Baptist Church» mit Sitz in Arizona. Urban war bereits von der Staatsanwaltschaft Görlitz wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Im März hatte sich bereits der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) distanziert und die Forderung nach einer Todesstrafe für Homosexuelle als «vollkommen abwegig und in höchstem Maße menschenverachtend» bezeichnet. (1291/26.05.2023)

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